Titelrennen in der Datenanalyse Warum Union eine Festung und der BVB wieder ernst zu nehmen ist
Wer wird Meister? Diese Frage stellt sich in dieser Bundesligasaison tatsächlich mal. Die Datenanalyse birgt überraschende Fakten und zeigt, wie schwierig eine Prognose ist.
Sechs Mannschaften haben noch berechtigte Chancen, deutscher Meister zu werden. Nur fünf Punkte trennen vor dem 22. Spieltag den Spitzenreiter FC Bayern München vom Tabellensechsten Eintracht Frankfurt.
Prognosen sind schwierig, weil der Fußball so viele Komponenten hat: Qualität, Taktik, Glück, Pech, Verletzungen, Trainer, Schiedsrichter. Leichter scheint es, erklären zu können, warum die aktuelle Tabelle so aussieht. Es gibt etliche Daten, aus denen ein Bild zusammengefügt werden kann. Doch manchmal lassen einen auch Zahlen ratlos zurück.
Die Sportschau hat mithilfe ihres Datendienstleisters "Sportec Solutions" zehn Tabellen ermittelt mit Kategorien, die zusammengenommen zumindest einigermaßen die aktuelle Bundesligatabelle widerspiegeln sollten. Doch aus diesen Tabellen ergibt sich noch drängender die Frage, warum der 1. FC Union Berlin punktgleich mit dem FC Bayern an dritter Stelle platziert ist.
Union mit weniger als einer Großchance pro Spiel
Bei den Großchancen etwa kommen die Münchner auf 57 und damit auf mehr als dreimal so viel wie die Berliner. Union verwertete zwar die Hälfte davon, aber angesichts der Masse und der nur um wenige Prozentpunkte geringeren Effizienz sind die Bayern in dieser Kategorie zusammengerechnet deutlich vorn. Freiburgs Wert von nur 39,5 Prozent verwerterter Großchancen ist der schlechteste in der ganzen Liga.
Verein | Anzahl | davon verwertet (in Prozent) | |
---|---|---|---|
1. | FC Bayern | 57 | 45,6 |
2. | Borussia Dortmund | 47 | 42,6 |
3. | Eintracht Frankfurt | 44 | 54,5 |
4. | SC Freiburg | 43 | 39,5 |
5. | RB Leipzig | 40 | 47,5 |
6. | 1. FC Union Berlin | 18 | 50 |
Festung aus Köpenick
Ein Erfolgsgeheimnis der Unioner ist, dass sie dem Gegner im Schnitt auch nur weniger als eine Großchance gestatten. Die anderen Titelanwärter liegen bei mehr als 20 zugelassenen Großchancen, die Freiburger sogar bei deutlich mehr als 30.
Verein | Anzahl | |
---|---|---|
1. | 1. FC Union Berlin | 16 |
2. | FC Bayern | 21 |
3. | RB Leipzig | 24 |
4. | Borussia Dortmund | 27 |
5. | Eintracht Frankfurt | 29 |
6. | SC Freiburg | 34 |
Bayern schießt mit Abstand am häufigsten aus dem Strafraum
Nahezu alle hier aufgeführten Kategorien haben die Schwäche, dass sie nur Quantität, aber keine Qualität messen. Daher sind an dieser Stelle auch nur die Abschlüsse innerhalb des Strafraums aufgeführt, die in der Regel eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, ins Tor zu gehen.
Auch in dieser Kategorie sind die Bayern deutlich vorn, allein schon vor dem Zweitplatzierten aus Dortmund, erst recht vor den Berlinern.
Verein | Anzahl | |
---|---|---|
1. | FC Bayern | 271 |
2. | Borussia Dortmund | 211 |
3. | RB Leipzig | 196 |
4. | SC Freiburg | 184 |
5. | Eintracht Frankfurt | 163 |
6. | 1. FC Union Berlin | 150 |
Enger ist das Feld zusammen bei den Torschüssen des Gegners, die im Strafraum zugelassen werden. Leipzig ist hier vorne, die Bayern und Union sind dicht beisammen.
Verein | Anzahl | |
---|---|---|
1. | RB Leipzig | 116 |
2. | FC Bayern | 125 |
3. | 1. FC Union Berlin | 133 |
4. | Eintracht Frankfurt | 160 |
5. | Borussia Dortmund | 162 |
6. | SC Freiburg | 189 |
Freiburg bei den Standardtoren vorn
Tore nach Eckstößen, Freistößen und Elfmetern: In dieser Kategorie sind die Freiburger vorn, bei den Bayern und Dortmundern sind die Zahlen noch einstellig. Die relativen Zahlen verdeutlichen Freiburgs enorme Standardstärke noch besser: Fast die Hälfte seiner Tore erzielte der SCF bislang nach Standards.
Verein | Anzahl | Anteil Standardtore (in Prozent) | |
---|---|---|---|
1. | SC Freiburg | 15 | 44,1 |
2. | Eintracht Frankfurt | 13 | 31,0 |
3. | 1. FC Union Berlin | 12 | 34,3 |
3. | RB Leipzig | 12 | 28,0 |
5. | FC Bayern | 9 | 14,8 |
6. | Borussia Dortmund | 7 | 15,9 |
BVB stark verbessert
Das defensive Verhalten bei gegnerischen Standardsituationen galt mal als Schwäche von Borussia Dortmund. Aktuell führt der BVB diese Rangliste im Kreis der Titelanwärter an. Leipzig hingegen kassiert 46 Prozent nach Standards - der schlechteste Wert der sechs Mannschaften.
Verein | Anzahl | Anteil Standardgegentore ( in Prozent) | |
---|---|---|---|
1. | Borussia Dortmund | 5 | 18,5 |
2. | SC Freiburg | 7 | 22,6 |
2. | FC Bayern | 7 | 33,3 |
4. | 1. FC Union Berlin | 10 | 41,7 |
4. | Eintracht Frankfurt | 10 | 34,5 |
6. | RB Leipzig | 12 | 46,2 |
Überraschung bei den Zweikampfwerten
Die wohl überraschendste Zahl liefert die Tabelle der Zweikampfwerte. Die Bayern führen mit deutlichem Abstand, die Unioner, von den meisten wahrscheinlich höher getippt, landen auf dem letzten Platz. Aber auch hier ist zu beachten: Die Zahl sagt nichts über Ort und Brisanz des Zweikampfs aus.
Verein | gewonnen (in Prozent) | |
---|---|---|
1. | FC Bayern | 55,1 |
2. | RB Leipzig | 51,2 |
3. | SC Freiburg | 50,1 |
4. | Borussia Dortmund | 49,9 |
5. | Eintracht Frankfurt | 48,7 |
6. | 1. FC Union Berlin | 48,5 |
Was den Ballbesitz anbelangt, dürfte die Tabelle so erwartet worden sein. Drei der Mannschaften aus den Top sechs haben weniger als 50 Prozent Ballbesitz, ligaweit liegt hinter Union nur der Berliner Stadtrivale Hertha BSC.
Verein | Ballbesitz (in Prozent) | |
---|---|---|
1. | FC Bayern | 61,2 |
2. | Borussia Dortmund | 56,3 |
3. | RB Leipzig | 55,5 |
4. | SC Freiburg | 49,5 |
5. | Eintracht Frankfurt | 49,3 |
6. | 1. FC Union | 45,1 |
Rönnow der X-Faktor?
Sollte die letzte Instanz entscheiden, könnte tatsächlich im Mai der 1. FC Union die Nase vorn haben. Torhüter Frederik Rönnow wehrt prozentual die meisten Schüsse ab, und, wie oben aufgeführt, lassen die "Eisernen" vergleichsweise wenig Abschlüsse des Gegners im Strafraum zu. RB Leipzig darf froh sein, dass es diese Kategorie anführt, denn Torhüter Janis Blaswich wehrt weniger als 60 Prozent aller Schüsse ab. Auch in dieser Kategorie ist ligaweit nur die Hertha schlechter.
Torhüter | Verein | abgewehrte Schüsse (in Prozent) | |
---|---|---|---|
1. | Frederik Rönnow | 1. FC Union Berlin | 77,2 |
2. | Gregor Kobel | Borussia Dortmund | 75,6 |
3. | Manuel Neuer | FC Bayern | 73,8 |
4. | Yann Sommer | Gladbach/FC Bayern | 73,5 |
5. | Mark Flekken | SC Freiburg | 69,6 |
6. | Kevin Trapp | Eintracht Frankfurt | 62,2 |
7. | Janis Blaswich | RB Leipzig | 59 |
* aufgeführt sind nur Torhüter mit mindestens einem Drittel der möglichen Spielzeit
Bayern in Gesamtwertung vorn
Wird aus den zehn Kategorien eine Gesamtwertung erstellt mit sechs Punkten für den jeweils Ersten, fünf für den Zweiten bis einen Punkt für den Sechsten, ergibt sich eine Tabelle mit klarem Bild: Die Bayern sind weit vorne mit elf Punkten Vorsprung auf den BVB. So sah in den vergangenen Jahren häufig die einzige Tabelle aus, die wirklich zählt.
Verein | Punkte | |
---|---|---|
1. | FC Bayern | 48 |
2. | Borussia Dortmund | 37 |
3. | RB Leipzig | 34 |
4. | 1. FC Union Berlin | 33 |
5. | Eintracht Frankfurt | 31 |
6. | SC Freiburg | 30 |