Fans von Schalke 04 bei einem Heimspiel in der 2. Bundesliga
analyse

Geldverteilung der DFL Bundesliga - der Zoff ums Geld

Stand: 13.01.2025 23:49 Uhr

Mehrere Klubs wollen die Geldverteilung durch die DFL zu ihren Gunsten verändern - und treffen auf Widerspruch.

Der Verkauf der Medienrechte für die vier Saisons von 2025/26 bis einschließlich 2028/29 war für die DFL ein Erfolg. In einer Zeit, in der in Europa andere große Ligen mit Ausnahme der Premier League zuletzt kleine oder große Rückgänge bei den Medieneinnahmen verzeichneten, steigerte die DFL ihre Erlöse um fast zwei Prozent und nimmt mit den Rechten in Deutschland nun 1,121 Milliarden Euro pro Saison ein, zuvor waren es durchschnittlich 1,1 Milliarden Euro.

Der Nachteil für die DFL: Unter den 36 Klubs ist nun der Streit um die Verteilung des Geldes voll entbrannt.

Wie wird das Geld derzeit verteilt?

2021 wurde die Verteilung neu geregelt. Aktuell wird das Geld aus den Medienrechten über vier Säulen an die Klubs ausgezahlt:

  • Gleichverteilung (50 Prozent): Jeder Klub bekommt denselben festen Grundbetrag. In der Bundesliga sind das derzeit rund 26,6 Millionen Euro, in der 2. Bundesliga 7,4 Millionen Euro.
  • Leistung (43 Prozent): Mit zwei verschiedenen Fünf-Jahres-Wertungen und einer Zehn-Jahres-Wertung werden die Leistungen der Klubs gewichtet.
  • Nachwuchs (4 Prozent): Hierbei zahlen sich die Ausbildung junger Spieler in den Klubs sowie die Einsatzminuten für in Deutschland ausgebildete Talente aus.
  • Interesse (3 Prozent): Eine Analyse des Instituts Allensbach soll Auskunft darüber geben, welches Interesse in der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahren an den 36 Klubs besteht. Dementsprechend wird dieses Geld verteilt.
Viele leere Plätze bei Hoffenheims Spiel gegen den VfL Wolfsburg

Viele leere Plätze bei Hoffenheims Spiel gegen den VfL Wolfsburg

Wer fordert was?

Die Säule "Interesse" ist derzeit ein Streitpunkt. "Wir haben in der Bundesliga mittlerweile zig Spiele, die keinen Menschen interessieren", sagte Axel Hefer, Aufsichtsratschef von Schalke 04, in "Sport Bild". "Wie kann es sein, dass Vereine für ein 'Unterhaltungsprodukt' im Fernsehen Geld bekommen, obwohl es nahezu niemanden unterhält?"

Schalkes Aufsichtsratschef Axel Hefer

Schalkes Aufsichtsratschef Axel Hefer

Schalke erhält in der Saison 2024/25 über die Säule "Interesse" fast 1,5 Millionen Euro von der DFL, der Hamburger SV 1,4 Millionen Euro. Der VfL Wolfsburg und die TSG Hoffenheim nehmen hier jeweils rund eine Million Euro ein.

Widerspruch bekam Schalke von Bayer Leverkusens Geschäftsführer Fernando Carro. "HSV, Schalke - und wie sie alle heißen - waren in den vergangenen Jahren nicht in der Lage, ihren Verein gut zu managen. Und nun sollen die Versäumnisse der Vergangenheit durch eine andere Verteilung kompensiert werden?", fragte Carro im "Kölner Stadt-Anzeiger". Vereine wie Heidenheim, Augsburg oder Mainz würden seit Jahren beständig gute Arbeit abliefern, sagte Carro. "Leistung sollte belohnt werden und nicht allein eine große Fangemeinschaft oder große Stadien."

Oke Göttlich, Präsident des FC St. Pauli, kritisiert eine Übervorteilung der großen Vereine: "Wir garantieren wenigen Spitzenklubs Sicherheit, um ihre Chance auf Erfolg deutlich zu erhöhen", sagte Göttlich der "Frankfurter Rundschau". "Das widerspricht der Leidenschaft, dem Naturell und dem Kern dieses Sports. Richtig wäre, es so zu organisieren: Das Geld folgt dem Sport und nicht der Sport dem Geld."

Bayern Münchens Finanzvorstand Dr. Michael Diederich will keine großen Zugeständnisse an die anderen Klubs machen. "Solidarität darf keine Einbahnstraße sein", sagte er im "Kicker". Der FC Bayern sei für rund 30 Prozent der Reichweite der Bundesliga verantwortlich, "bekommt aus dem nationalen Topf aber nur 6,5 Prozent. Die restlichen 23,5 Prozent sind bereits Solidarität."

Bayern Münchens Finanzvorstand Michael Diederich

Bayern Münchens Finanzvorstand Michael Diederich

Wer entscheidet über die Geldverteilung?

Die Entscheidung darüber, wie künftig das Geld verteilt wird, trifft der Satzung der DFL zufolge das DFL-Präsidium. Das Präsidium besteht aus neun Mitgliedern, Sprecher ist Hans-Joachim Watzke, Geschäftsführer von Borussia Dortmund.

Mitglieder DFL-Präsidium
Person Klub
Hans-Joachim Watzke* Borussia Dortmund
Oliver Leki** SC Freiburg
Steffen Schneekloth*** Holstein Kiel
Michael Diederich Bayern München
Oke Göttlich FC St. Pauli
Axel Hellmann Eintracht Frankfurt
Holger Schwiewagner SpVgg Greuther Fürth
Marc Lenz DFL
Steffen Merkel DFL

*Sprecher
**1. Stellvertretender Sprecher
***2. Stellvertretender Sprecher

BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke ist Aufsichtsratschef der DFL

BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke ist Aufsichtsratschef der DFL

Es gibt also grundsätzlich keine Abstimmung der 36 Klubs der Bundesliga und der 2. Bundesliga darüber. Aber eine Gruppe von elf Klubs - vornehmlich Zweitligisten - haben eine außerordentliche Mitgliederversammlung der DFL beantragt. Die findet am Donnerstag vor dem traditionellen Neujahrsempfang der DFL in Frankfurt am Main statt.

Dort soll über eine Empfehlung an die DFL diskutiert werden. Diese ist nicht bindend, doch im Herbst 2025 steht die DFL-Generalversammlung an, bei dem auch das Präsidium neu gewählt wird - solche Termine werden in der Sportpolitik gerne genutzt, um offene Rechnungen zu begleichen.

Eine Fernsehkamera bei einem Bundesligaspiel.

Eine Fernsehkamera bei einem Bundesligaspiel.

Wann soll die Entscheidung fallen?

Die Zeit drängt: Eigentlich sollten die Rechte schon im Frühjahr 2024 vergeben werden, durch den Streit der DFL mit DAZN vor einem Schiedsgericht wurde aber viel Zeit verloren, erst im Dezember fiel die Entscheidung, wer welche Spiele zeigen wird. Das Lizenzierungsverfahren für die Saison 2025/26 beginnt im März 2025, vorher müssen die Klubs ihre Budgets erstellen und wissen, mit welchen Einnahmen sie rechnen können.

Wieviel Geld bekommt derzeit jeder Klub?

Derzeit werden die Mediengelder im Verhältnis 80:20 zwischen der Bundesliga und der 2. Liga aufgeteilt. In der Bundesliga bekommt Bayern München mit Abstand das meiste Geld. Es sind fast 10 Millionen Euro mehr als der zweitplatzierte Klub, Borussia Dortmund.

Geldverteilung Bundesliga 2024/25
Klub National International Gesamt
Bayern München 70.582.951 26.908.853 97.491.804
Borussia Dortmund 68.341.641 19.276.682 87.618.323
Bayer Leverkusen 64.785.856 21.471.476 86.257.332
RB Leipzig 66.140.932 17.792.770 83.933.702
Eintracht Frankfurt 63.656.556 14.768.250 78.424.806
SC Freiburg 63.913.389 9.141.160 73.054.549
Union Berlin 60.837.539 8.690.862 69.528.401
TSG Hoffenheim 60.023.935 7.164.428 67.188.363
VfL Wolfsburg 56.742.829 8.458.626 65.201.455
Borussia M'gladbach 53.483.466 8.008.328 61.491.794
VfB Stuttgart 55.608.239 3.281.833 58.890.072
1. FSV Mainz 05 50.890.802 3.703.783 54.594.585
FC Augsburg 46.553.420 3.703.783 50.257.203
Werder Bremen 43.684.053 3.281.833 46.965.886
VfL Bochum 39.921.419 3.281.833 43.203.252
1. FC Heidenheim 38.197.434 3.281.833 41.479.267
FC St. Pauli 31.994.503 3.281.833 35.276.336
Holstein Kiel 29.424.313 3.281.833 32.706.146

In der 2. Bundesliga profitieren die Klubs, die frisch abgestiegen sind davon, dass sie noch Geld aus ihren Bundesliga-Jahren kassieren. So stehen der 1. FC Köln, Hertha BSC und Schalke 04, aber auch Darmstadt 98 oben.

Geldverteilung 2. Bundesliga 2024/25
Klub National International Gesamt
1. FC Köln 28.229.634 195.750 28.425.384
Hertha BSC 23.073.022 195.750 23.268.772
FC Schalke 04 20.489.362 195.750 20.685.112
SV Darmstadt 98 19.633.894 195.750 19.829.644
Hamburger SV 18.228.120 195.750 18.423.870
Fortuna Düsseldorf 16.158.961 195.750 16.354.711
SpVgg Gr. Fürth 15.721.051 195.750 15.916.801
SC Paderborn 14.557.916 195.750 14.753.666
1. FC Nürnberg 13.743.601 195.750 13.939.351
Karlsruher SC 13.288.016 195.750 13.483.766
Hannover 96 13.166.753 195.750 13.362.503
1. FC Kaiserslautern 10.495.594 195.750 10.691.344
1. FC Magdeburg 10.071.853 195.750 10.276.603
Eintr. Braunschweig 9.253.603 195.750 9.449.353
Jahn Regensburg 9.370.069 195.750 9.565.819
SV Elversberg 9.010.237 195.750 9.205.987
Preußen Münster 7.870.433 195.750 8.066.183
SSV Ulm 7.854.607 195.750 8.050.357

Bei den Erlösen aus den internationalen Medienrechten gibt es ebenfalls einen Sockelbetrag für die Klubs. Darüber hinaus profitieren vor allem die Klubs, die im Europapokal spielen.

Welche Rolle spielen andere Einnahmen?

Die Ungleichheit im deutschen Fußball ist bereits groß. Ein Blick auf die Einnahmen aus dem Europapokal insgesamt und besonders der Champions League zeigt, dass diese Ungleichheit zwar von der DFL-Geldverteilung vorangetrieben, von der UEFA aber erst regelrecht befeuert wird.

In der Saison 2023/24 nahmen Bayern München und Borussia Dortmund in der Champions League jeweils rund 100 Millionen Euro ein, von denen die anderen 34 DFL-Klubs nichts abbekommen. Bayern München nahm auf diesem Weg in den jüngsten zehn Jahren mehr als 800 Millionen Euro ein.

UEFA-Einnahmen 2023/24*
Klub Summe in Euro
Borussia Dortmund 102.122.211
Bayern München 99.740.684
RasenBallsport Leipzig 54.473.947
Bayer Leverkusen 22.990.000
1. FC Union Berlin 20.911.000
SC Freiburg 10.152.000
Eintracht Frankfurt 6.692.587

*Noch nicht eingerechnet sind die Einnahmen aus dem "Market Pool" der UEFA. Für die Teilnehmer in der Champions League kam dadurch zuletzt jeweils ein Betrag zwischen 7 und 18 Millionen Euro heraus.

Rodrygo und Dortmunds Nico Schlotterbeck im Zweikampf

Borussia Dortmund erreichte 2024 das Finale der Champions League und nahm so mehr als 100 Millionen Euro ein.

Klar ist jetzt schon, dass diese Zahlen in der Saison 2024/25 steigen werden. Im Rahmen der Europapokalreform rechnet die UEFA mit einer Steigerung ihrer Einnahmen von jährlich 3,5 auf 4,4 Milliarden Euro, die zum größten Teil an die Klubs weitergegeben werden.

Zudem verspricht die FIFA durch ihre neue Klub-WM mit 32 Teams neue Einnahmen in zweistelliger Millionenhöhe für die teilnehmenden Klubs - aus Deutschland sind die Bayern und der BVB dabei.