Duell am Freitagabend in München Als Werder Bremen gegen Bayern der Klassiker war
Werder Bremen fährt als klarer Außenseiter zum Spiel beim FC Bayern. Die Zeiten, in denen die beiden Klubs zu Klassikern antraten, die nicht so genannt wurden, sind längst vorbei. Die Sportschau sprach mit einem Bremer, der von 17 Spielen gegen die Bayern nur drei verlor.
Zwei Gelb-Rote Karten für Niklas Stark und Marco Friedl in der Nachspielzeit der Partie gegen den 1. FSV. Mainz 05 haben bei Werder Bremen für Ärger gesorgt. Trainer Ole Werner sah wegen seines Ärgers von Schiedsrichter Martin Petersen sogar noch die Rote Karte.
Die Platzverweise gegen seine Spieler haben aber vor allem auch dafür gesorgt, dass der Trainer für das Spiel am Freitagabend (07.02.2025, ab 20.20 Uhr in der Radioreportage bei der Sportschau) beim FC Bayern München seine zentrale Verteidigung auf mindestens zwei Positionen neu aufstellen muss. Vermutlich wird Milos Veljkovic daher zum Einsatz kommen.
Es wäre sein 191. Bundesligaspiel für Werder, das sind die meisten für einen Profi aus dem aktuellen Kader der Bremer. Zwölf der bisherigen 190 Spiele bestritt der serbische Innenverteidiger gegen den FC Bayern München. Die Bilanz ist furchtbar, denn er verlor sämtliche zwölf.
Persönliche Bilanzen als Erklärung für Vergangenheit und Gegenwart
Thomas Wolter lief für den SV Werder 312-mal in der Bundesliga auf. Gegen den FC Bayern spielte er bei 17-mal. Seine Bilanz: sieben Siege, sieben Unentschieden, drei Niederlagen. Milos Veljković kam 2016 von Tottenham Hotspur zu Werder Bremen, Thomas Wolter spielte von 1984 bis 1998 für den Klub von der Weser.
Mit diesen Zeitspannen ist auch schon beinahe hinreichend erklärt, wie sich die beiden persönlichen Bilanzen ergeben.
16 Spiele, 14 Niederlage, 10:50 Tore
Seitdem Veljković für Werder spielt, trafen die beiden Mannschaften 16-mal in der Bundesliga aufeinander. Die Bayern gewann 14 Spiele, sowohl beim 1:1 in der Saison 2021 als auch beim 1:0-Auswärtssieg in der vergangenen Saison war Veljković wegen einer Verletzung nicht dabei. Auch das Hinspiel verpasste der Serbe, es ging mit 5:0 an die Bayern, sodass sich für die Duelle in der Zeit von Veljković bei Werder ein Torverhältnis von 50:10 für die Münchner ergibt.
Wolter glaubt schon bald an neuen Klassiker
FC Bayern München gegen Werder Bremen, das war mal der Klassiker der Bundesliga, als der heute die Partie zwischen dem Rekordmeister und Borussia Dortmund gilt. Aber auch hier könnte der Tag nahen, an dem sich die Vermarkter der Deutschen Fußball Liga etwas Anderes einfallen lassen müssen.
Thomas Wolter sagt im Gespräch mit der Sportschau, dass künftig das Duell zwischen den Bayern und Bayer Leverkusen als Klassiker gelten wird, selbst wenn Xabi Alonso nicht mehr Trainer beim Deutschen Meister des Jahres 2024 sein sollte.
Deutscher Meister 1993: Thomas Wolter (M.) mit der Schale
Erst Gladbach, dann der HSV
Vereine, die sich jahrelang mit dem FC Bayern um den Titel stritten, gibt es in der Bundesliga einige. Einer spielt allerdings schon seit Jahren in der 2. Liga. Es ist der Hamburger SV, bei dem der gebürtige Hamburger Thomas Wolter Anfang der Achtzigerjahre in der Westkurve des Volksparkstadions stand, um die Spiele gegen den FC Bayern zu verfolgen, die Klassiker waren, ohne so genannt zu werden.
Wolter ging hin und war begeistert, ohne dass ihm der HSV je nahestand. Sein Herz in Hamburg schlägt für den FC St. Pauli, als Kind war er Anhänger von Borussia Mönchengladbach, dem ersten Verein, der sich dauerhaft mit den Bayern um Titel stritt und dabei sogar häufiger erfolgreich war.
HSV gewinnt legendären Klassiker im Münchner Olympiastadion
Einige dieser Klassiker wurden legendär, so dass Duell zwischen dem FC Bayern und dem Hamburger SV am 29. Spieltag der Saison 1981/82. Die Münchener führten mit drei zu eins, eher der HSV aufdrehte, in der letzten Viertelstunde unter anderem durch zwei Treffer von Horst Hrubesch noch im Olympiastadion gewann und Tabellenführer blieb. Letztlich wurde er auch Meister, zum vorletzten Mal vor 1983, als er sogar den Europapokal der Landesmeister gewann.
Thomas Wolter gewann mit Werder den Europapokal der Pokalsieger. Das war 1992, ein Jahr, bevor er mit Werder zum zweiten Mal Meister wurde. Den ersten Titel holte er 1988, und das war schon mit ein bisschen Verspätung, denn zwei Jahre zuvor war schon alles bereit.
Champagner schon gekühlt, aber Kutzop verschießt den Elfmeter
Wolter erinnert sich, dass in den Katakomben des Weserstadions schon die Champagnerflaschen standen, die geköpft werden sollten. Aber auch das ist ein legendärer Moment in der Geschichte der Bundesliga, Michael Kutzop schoss einen Elfmeter gegen die Bayern an den Pfosten.
Die Partie am 33. Spieltag endete 0:0. Ein Punkt am letzten Spieltag beim VfB Stuttgart hätte trotzdem zur Meisterschaft gereicht, doch geschockt von der vergebenen Chance gegen die Münchener wachten die Bremer im Neckarstadion viel zu spät auf, nach 0:2-Rückstand reichte es nur noch zu einem Anschlusstreffer, die Bayern gewannen 6:0 gegen Gladbach und zogen vorbei.
Werder gegen Bayern, Hoeneß gegen Lemke
Legendär, wie viele Spiele zwischen Werder Bremen und dem FC Bayern, waren die verbalen Duelle zwischen den Managern. Uli Hoeneß und der inzwischen verstorbene Willi Lemke waren sich spinnefeind. Es ging durchaus mal nahe an die Gürtellinie, gerade die Boulevardzeitungen hatten ihren hellen Spaß an den Auseinandersetzungen.
Bayern versauen Wolter dritten Meistertitel
Ein Duell, bei dem die Bayern keine Chance mehr hatten, Meister zu werden, hat Wolter in bitterer Erinnerung. Die Münchener bezwang Werder am letzten Spieltag der Saison 1994/95 mit 3:1 im Olympiastadion. Borussia Dortmund, das gegen den Hamburger SV gewann, wurde zum ersten Mal seit 1963 wieder Deutscher Meister.
Werder hielt noch ein gutes Jahrzehnt in der Spitze mit, gewann 2004 sogar das Double. Die Meisterschaft wurde nach einem Sieg bei den Bayern im Olympiastadion gefeiert.
Nahezu parallel zum erneuten Aufstieg von Borussia Dortmund unter Trainer Jürgen Klopp, der 2008 zum BVB kam, ging es dann bei den Werderanern aber bergab. Seit der Saison 2010/11 schlossen die Bremer eine Saison in der Bundesliga niemals besser als auf dem achten Platz ab. Im Jahr 2021 ging es sogar hinunter in die 2. Liga.
Die Lage war prekär, auch wirtschaftlich. Zum Glück, so Thomas Wolter, habe sein Klub, für den er nun seit mehr als zwei Jahrzehnten in der Nachwuchsabteilung arbeitet, noch die Kurve bekommen. Davon, mal wieder mit den Bayern mithalten zu können, träumt an der Weser allerdings niemand mehr.
Vielleicht, so Wolter, könne die Mannschaft aber am Freitagabend wieder überraschen. In der vergangenen Saison sei die personelle Lage auch angespannt gewesen.