Die Finals 2023 Nach zwei Jahren Verletzungs-Drama: Turnerin Emelie Petz ist zurück

Stand: 06.07.2023 11:12 Uhr

Im Juli 2021 riss sich Emelie Petz die Achillessehne bei der Olympia-Vorbereitung in Japan. Im Juli 2023 ist sie zurück in der Turnhalle und steht kurz vor ihrem großen Comeback.

Emelie Petz, 20-jährige Nationalturnerin aus Backnang, hat zwei intensive und herausfordernde Jahre hinter sich. Nach der Corona-Zwangspause wurde sie als Ersatzturnerin für die Olympischen Spiele in Tokio 2021 nominiert. Mit gerade einmal 18 Jahren flog sie als Jüngste des deutschen Turnteams nach Japan, um sich dort gemeinsam mit der Mannschaft auf Olympia vorzubereiten.

Doch so nah sie dem olympischen Traum auch kam, so schnell zerplatzte er auch wieder. Grund dafür: Ein Achillessehnenriss beim Absprung am Boden in der Trainingshalle in Japan sorgte für die sofortige Rückreise nach Deutschland.

Petz mit Comeback statt Karriere-Ende

Im Juli 2021 hat sie sich die Verletzung, die für viele Sportlerinnen und Sportlern das Ende der Karriere bedeutet, zugezogen. Zwei Jahre später will sie ihr Comeback bei den Deutschen Meisterschaften in Düsseldorf feiern. Diese finden im Rahmen der "Finals" vom 6. bis 9. Juli statt.

Das Comeback der Turnerin Emelie Petz

Petz: "Kann ich hier Weltmeisterin werden?"

Emelie Petz hat schon in jungen Jahren auf sich aufmerksam gemacht und galt als eines der Wunderkinder im deutschen Turnen. Bereits im Alter von vier Jahren hatte sie große Ziele vor Augen und hat diese auch deutlich geäußert: "Kann ich hier Weltmeisterin werden?", fragte sie ihren damaligen Trainer in der ersten Trainingseinheit.

Emelie bewies ihre Zielstrebigkeit, in Kombination mit ihrem außergewöhnlichen Talent, bereits in jungen Jahren. Als 15-malige deutsche Jugendmeisterin war sie unschlagbar in ihrer Altersklasse. Mit nur 16 Jahren, das erste Mal bei den Seniorinnen, hat sich Emelie 2019 direkt in das deutsche EM- und WM-Team geturnt - und durfte mit diesem vor Stuttgarter Heimkulisse an den Start gehen. Nach der Corona-Zwangspause ging ihr Erfolg in der Nationalmannschaft weiter und sie wurde als Ersatzturnerin für die Olympischen Spiele 2021 in Tokio nominiert.

Der Absprung zum Doppelsalto wurde zur Vollbremsung

Ein Bruchteil einer Sekunde - der Absprung zum Doppelsalto am Boden - hat die Olympiaträume von Petz vorerst zunichtegemacht. Die Achillessehne war ab. Direkt wusste sie: "Das wird ein langer Prozess, den ich jetzt vor mir habe." Doch dieser unvorhergesehene Rückschlag war für das Backnanger Ausnahmetalent kein Grund zum Aufgeben. Nach der dringend nötigen Operation an der Achillessehne bestimmten Physiotherapie, Reha-Training und Arztbesuche ihren neuen Alltag.

Achillessehne zu lang - nochmal unters Messer

Doch der Weg zurück in die Turnhalle war alles andere als einfach für Emelie Petz. Während ein Rehaprozess eines Achillessehnenrisses normalerweise neun bis zwölf Monate Zeit erfordert, traten bei der Schwäbin weitere Komplikationen auf. Im Sommer 2022, ein Jahr nach ihrer ersten OP, wagte sie sich wieder in das Kunstturnforum in Stuttgart, um sich motiviert auf ihr Comeback vorzubereiten. Doch schnell merkte sie, dass etwas mit ihren Kraftverhältnissen im Fuß nicht stimmte. Ein Arztbesuch beim Spezialisten in der Schweiz zeigte, dass ihre Achillessehne nach dem ersten Eingriff zu lang war. Daraufhin gab es nur eine Option: Petz musste ein zweites Mal unters Messer. Die Achillessehne musste operativ gekürzt werden und der zwölfmonatige Heilungsprozess begann noch einmal von vorne. Dieser Rückschlag verlängerte ihre Abwesenheit vom Sport und stellte ihre Geduld und Entschlossenheit auf die Probe.

Neue Perspektiven

Erstaunlicherweise brachte die lange Pause vom Turnen Petz eine unerwartete Erleichterung. "Ich glaube, mein Kopf und Körper haben das auch einfach gebraucht", erzählte die Turnerin im Gespräch mit SWR Sport. Die Zwangspause ermöglichte der 20-jährigen Sportsoldatin einen Schritt zurückzutreten, sich vom Sport zu distanzieren und neue Perspektiven zu gewinnen. Die Auszeit bot ihr die Möglichkeit ihre Ziele neu zu setzen, sich mental zu stärken und ihre Liebe zum Turnen wiederzuentdecken. Denn ihr wurde relativ schnell klar: "Ich habe das Turnen sehr vermisst und habe auch gemerkt, das fehlt in meinem Leben."

Das Comeback steht bevor

Nach zwei schweren Jahren wird Emelie Petz am 6. Juli 2023 ihr lang ersehntes Comeback in Düsseldorf bei den Finals feiern. "Ich habe vor allem Bammel und bin sehr aufgeregt", sagte Petz eine Woche vor den Deutschen Meisterschaften. Zur gleichen Zeit sei sie "einfach nur glücklich, wieder da zu sein und zu sagen 'I'm back'." Mit dieser Entschlossenheit wird sie am Donnerstag mit zwei Geräten, dem Stufenbarren und dem Schwebebalken, an den Start gehen. Der Auftritt in Düsseldorf ist aber nur die erste Station auf dem Weg zu ihrem großen Ziel - Paris 2024. Denn dort will sie bei den Olympischen Spielen definitiv keine Eratzturnerin sein, sondern fest im Team.