verkleidete Fans bei der Darts-WM in London

"Da muss man runterfahren" Stimmung im "Ally Pally" kippt - der Darts-WM droht ein Fan-Problem

Stand: 17.12.2024 10:20 Uhr

Die Darts-WM ist im vollen Gange - doch die Zeit des Jahres, in der dieser Sport in den Mittelpunkt rückt, wird überschattet von unschönen Sitten abseits der Scheibe.

Für Kai Gotthardt war sein erstes WM-Spiel sportlich erfolgreich, aber der Weg dahin hatte deutlich mehr Geschichten zu erzählen. Eine davon ist nicht so schön und auch nicht eine, über die man im Nachhinein schmunzeln kann, wie über die mit seinem gebrochenen Pfeil. Es ist die Geschichte der deutschen Fans, die kein Maß kannten und versuchten, seinen Gegner Alan Soutar immer wieder aus der Fassung zu bringen.

"Irgendwann war es mir zu viel, auch gegenüber Alan Soutar", sagte Gotthardt, der während des Spiels schon immer wieder versucht hatte, seine Landsleute zu beruhigen, hinterher auf der Pressekonferenz. "Da muss man einfach ein bisschen runterfahren, dass es nicht unsportlich wird. Da habe ich sie ein wenig runtergeholt, was auch ganz gut funktioniert hat."

Pietreczko: "Wer das Spiel stört, sollte nicht Teil des Events sein"

Es waren dennoch Bilder, die an das vergangene Jahr erinnerten, als der spätere Weltmeister Luke Humphries beim Drittrundenspiel gegen Ricardo Pietreczko von Zwischenrufen deutscher Fans bewusst gestört worden war. Pietreczko musste damals auch einschreiten und ist bis heute nicht einverstanden, wenn die Zuschauer derart auf das Spiel einwirken wollen.

"Dieses Gepfeife und so etwas - das mag keiner. Es ist natürlich schwierig, aus diesen Menschenmengen herauszufiltern, wer das überhaupt ist. Aber ich sage: Wer das Spiel stört, sollte nicht weiter Teil des Events sein", sagte "Pikachu" vor der WM in London im Sportschau-Gespräch.

Menzies weint - und wird von den Fans verhöhnt

Doch das Problem im "Ally Pally" beschränkt sich längst nicht nur auf deutsche Fans. Auch der Montagabend (16.12.2024) wurde nämlich überschattet vom Verhalten einiger Zuschauer, das in anderen Sportarten vielleicht Gang und Gäbe sein mag, im Darts aber nicht willkommen ist.

Cameron Menzies, Lebensgefährte der berühmtesten Darts-Spielerin Fallon Sherrock, verlor sein erstes Match in erster Linie, weil er sportlich keinen guten Tag erwischte. Aber viel geschichtsträchtiger ist die emotionale Komponente. Menzies brach auf der Bühne in Tränen aus, sein Gegner Leonard Gates tröstete ihn sogar - mehrere Fans bohrten dagegen jedoch lieber in der Wunde. Bei Würfen, die ihr Ziel verfehlten, jubelten sie höhnisch.

Cameron Menzies nach seiner Niederlage bei der Darts-WM

Cameron Menzies nach seiner Niederlage bei der Darts-WM

"Es ist unfassbar schwer zu beschreiben, was wir hier gesehen haben", sagte Experte Max Hopp bei "Sport1". Gates hoffte, dass "ich ihm ein paar Dinge gesagt habe, die ihm helfen können - sowohl beim Darts als auch in seinem Leben". Auf "X" postete Menzies später ein Foto von sich am Krankenbett seines Vaters, schrieb dazu: "Ich wollte das nicht posten. Mein Vater, mein Held." Er löschte den Post später wieder.

Kein Alkohol, kein Darts

Alkohol spielt im Darts-Sport eine sehr große Rolle. Das wurde vor kurzem verdeutlicht, als PDC-Verbandsboss Barry Hearn über eine mögliche WM in Saudi-Arabien sprach. "Die Saudis haben mich vor ein paar Monaten zum Dartspielen eingeladen und ich habe ihnen eine einfache Frage gestellt: 'Können wir Alkohol ausschenken?' Und sie sagten 'nein'. Darauf sagte ich ihnen: 'Nun, dann bekommt ihr die Darts nicht.'", sagte Hearn bei "Talksport". Darts ohne Alkohol? Offenbar nicht denkbar.

Und das spiegelt sich auch auf den Rängen. Bunte Kostüme, großartige Stimmung, laute Gesänge ("Oooooooone Phil Taylor") - doch darauf beschränkt es sich längst nicht mehr. Mit gestiegener Popularität sind nicht nur noch die Hardcore-Darts-Fans bei der WM dabei, sondern auch viele, denen es um das Event geht und nicht um die Sitten dieses Sports. Sie wollen die Sau rauslassen. Und das wird im "Ally Pally" immer mehr zum Problem.