Darts-Profi Martin Schindler

Darts-WM Martin Schindler und der Traum vom Titel

Stand: 09.12.2024 10:22 Uhr

Am 15. Dezember geht die Darts-WM 2025 los. Wenn es nach dem Spieler Martin Schindler geht, endet sie am 3. Januar mit dem Weltmeister Martin Schindler. Dafür tut die Nummer 1 im deutschen Darts alles. Mentaltraining, Krafttraining, und wenn’s mal nicht läuft, hilft das Töchterchen.  

Von den sechs deutschen WM-Teilnehmern - so viele waren es noch nie beim größten Darts-Event des Jahres - muss Martin Schindler zunächst die größte Geduld aufbringen. Als 22. der Setzliste hat er in der ersten Runde ein Freilos und darf dann erst zwei Tage vor Heiligabend ins Geschehen eingreifen. Der Engländer Callan Rydz oder der Kroate Romeo Grbavac werden sich dann "The Wall" entgegenstellen, beide gehören zur soliden Mittelklasse des Feldes. Schindler sagt ganz ehrlich, ohne dabei arrogant oder leichtfertig zu wirken: "Das hätte schlimmer kommen können." Er werde niemanden zu leicht nehmen oder im Vorbeigehen schlagen, aber gegen keinen der beiden hat er nach eigener Aussage bisher ein Match verloren.

Frühes Aus wäre "nicht akzeptabel"

Schindler wirkt in sich ruhend und extrem selbstbewusst, wenn er jetzt, wenige Tage vor dem WM-Start, über die wichtigste Zeit des Jahres spricht. „Ich will meinen eigenen Rekord brechen und über die Top 32 hinauskommen", definiert er sein Minimalziel. "Ein Aus in den ersten beiden Runden wäre nicht akzeptabel für mich."

Aber auch ein mögliches Achtelfinale muss aus Schindlers Sicht keinesfalls die Endstation sein. "Ich will unter die besten 16, aber dann darf es auch gerne das Viertelfinale, dann gerne das Halbfinale und dann natürlich auch der Weltmeister-Titel sein. Wenn ich meine Checks bringe, dann kann ich jedem Spieler gefährlich werden", sagt Schindler und erinnert an seine Vergangenheit: "Luke Littler, Luke Humphries, Michael van Gerwen - ich habe schon alle geschlagen, auch auf der großen Bühne."

Historisch - zwei Siege auf der Europa-Tour

Dass er mit Druck klarkommt, hat er dieses Jahr bereits mehrfach bewiesen. Als erster Deutscher gewann er zwei Turniere auf der PDC European Tour, erst im April in Riesa, dann nach einer sensationellen Aufholjagd in Basel mit 8:7 gegen Ryan Searle, der schon 4:0 und 7:4 geführt und insgesamt sieben Matchdarts hatte.

"Die Ergebnisse waren hervorragend, trotzdem war es spielerisch nicht mein bestes Jahr", findet Schindler und nennt die Konstanz auf die Doppel und sein mehrfach enttäuschendes Abschneiden bei den Major-Turnieren als seine "Achillesferse". An der arbeitet er hart und auf mehreren Ebenen.

Anderthalb Stunden täglich Mentaltraining

Zwei Stunden am Vormittag und zwei am Nachmittag wirft er Pfeile. Dazu kommen jetzt im Vorfeld der WM täglich anderthalb Stunden Mentaltraining. Ein Ziel sei es dabei, "gewohnte Routinen in meinem Alltag aufzubrechen". Dazu habe er sich angewöhnt, in Krisenmomenten an seine knapp zweijährige Tochter Hailey zu denken: "Ich ziehe ganz viel Kraft daraus, dass ich sie dann stolz auf ihren Papa machen möchte."

Ein weiterer Baustein ist Krafttraining, um ein möglichst langedauerndes Turnier auf höchstmöglichem Level durchstehen zu können. Schindler erklärt: "Das ist ein ziemlich anspruchsvoller Plan, den ich mir da selbst auf den Rücken geschnallt habe habe. Dazu kommen noch die vielen Termine für die Öffentlichkeit, die ich als deutsche Nummer Eins wahrzunehmen habe. Manchmal ist es nicht leicht, das alles mit der optimalen Vorbereitung auf London in Einklang zu bringen."

WM-Umzug in die Main Hall - oder sogar ins Ausland?!

London ist seit 2007 der Austragungsort dieses Events, in die West Hall des Alexandra Palace passen rund 3.100 Zuschauer. Die ausrichtende PDC ist damit laut Verbandschef Matthew Porter "absolut glücklich" - Schindler sieht das anders. Er kann sich durchaus einen Umzug in die Main Hall vorstellen, dort würden rund 10.000 Fans hineinpassen. Und Schindler geht sogar noch weiter. Er plädiert für eine Aufstockung des Teilnehmerfeldes von 96 auf 128 Spieler. "Die Bedeutung dieser Veranstaltung wächst und wächst, deshalb wäre ein größeres Feld angemessen. So ist das im Fußball bei EM und WM ja auch."

Darts Fans im Londoner Alexandra Palace

Jedes Jahr kommen Darts-Fans aus aller Welt bei der Wetmeisterschaft im Londoner Alexandra Palace („Ally Pally“) zusammen, um ihre Stars zu feiern.

Fast schon revolutionär klingt sein nächster Vorschlag: "Ich kann mir auch eine andere Halle und sogar ein anderes Land als Austragungsort vorstellen. Man muss nur mal sehen, was für eine Stimmung zum Beispiel bei großen Events in Frankfurt oder zuletzt bei der EM in Dortmund geherrscht hat. Für den Dartsport wäre es Auszeichnung, dass er es dann geschafft hätte, mit der WM auch mal England zu verlassen."