Zum 20. Mal Sterne des Sports - die große Chance für Breitensport-Vereine
Der Budo-Club Mühlheim war 2004 erster Sieger bei den "Sternen des Sports" - mittlerweile wurden vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) über acht Millionen Euro an Breitensport-Vereine ausgeschüttet. Jetzt können sich Klubs mit guten Ideen wieder bewerben.
Thomas Hofmann kann sich noch gut erinnern, wie das war, im Frühjahr 2004. Er war mit einem halben Dutzend Vereinskollegen in die Frankfurter Ballsporthalle gefahren, denn sein hessischer Budo-Club Mühlheim war als einer von drei Preisträgern bei der ersten Ausgabe der "Sterne des Sports" nominiert worden.
Für die hessischen Judoka war das kein weiter Weg - eigentlich hatten sich alle auf ein etwas anderes Ziel gefreut. "Wir wollten alle gern nach Berlin zur Preisverleihung, aber dann wurde das Event kurzfristig doch in unsere Nachbarschaft verlegt und wir waren zugegebenermaßen ein klein wenig enttäuscht", erinnert sich Hofmann, der in dem Mühlheimer Verein die Abteilung Behindertensport leitet.
Aus Enttäuschung wurde Begeisterung
Die Enttäuschung bei den Mühlheimern schlug bald in Begeisterung um: Es erwies sich im Laufe des Abends, dass Hofmann und seine Kollegen ganz groß herauskamen: Sie gewannen "Den Großen Stern in Gold", den ersten Platz. "Für uns war das natürlich eine Riesensache - wir standen total im Rampenlicht", erinnert sich Hofmann. "Dieter Kürten und Frank Busemann waren die Moderatoren. Als sie uns als Gesamtsieger aufriefen, waren wir wirklich geplättet", so Hofmann.
Die Mühlheimer waren also erster Sieger bei den "Sternen". Ihr 1998 in die Wege geleitetes Konzept, eine Inklusionsgruppe für Behinderte und Nichtbehinderte im Verein zu installieren, hatte die Jury vollends überzeugt. Und der Preis sorgte noch einmal für gehörigen Aufschwung im Verein. "Wir bekamen einen großen Zulauf, das Interesse an unserem Verein war plötzlich war riesig", erinnert sich Hofmann.
12.000 Euro in die Reisekasse
Rund 12.000 Euro Preisgeld räumten die Mühlheimer ab - Geld, das der Verein ausgezeichnet gebrauchen konnte. Es floss direkt in die bis dahin chronisch leere Reisekasse der Sportler. "Wir hatten und haben mit unserer Inklusionsgruppe immer das Problem, dass unsere potenziellen Wettkämpfe und Veranstaltungen im gesamten Bundesgebiet verteilt stattfinden. Wir haben früher oft einfach in den Turnhallen übernachtet - mit dem Geld konnten wir dann aber bei weit entfernten Events zumindest hin und wieder Hotelübernachtungen für unsere Sportler organisieren", so Hofmann.
Zehn Jahre nach den Mühlheimern freute sich der TSV Schott Mainz über den ersten Platz und "Gold". Ausgezeichnet wurde die Kindersport-Akademie des Vereins (KiSA), die sich auf die ganzheitliche Bewegungsförderung bei den Kleinsten ab drei Jahren konzentriert. Weil die "Straßenspielkultur" bei den Kids heute stark abgenommen hat, leidet die natürliche Koordinationsschulung - dem wird in Mainz mit der KiSA entgegengewirkt.
Bewegung und Ernährung - darum kümmert sich der TSV Schott Mainz
Mittlerweile wurde ein weiterer Schwerpunkt auf Wissenstransfer in Ernährungsfragen gelegt. "Ganz besonders während und nach Corona haben wir eklatanten Bewegungsmangel gepaart mit ungesundem Ernährungsverhalten schon bei den Kleinsten festgestellt", erklärt Silke Wernet, Pressesprecherin des Vereins. Auch sie berichtet von einem "Schub", den der Preisgewinn vor zehn Jahren im Verein ausgelöst habe. "Als Mutter eines Kindes war ich damals selbst betroffen, denn ich habe für meinen Sohn aufgrund des großen Zulaufs im Verein zunächst nur einen Platz ganz hinten in der ellenlangen Warteliste der KiSa bekommen", erinnert sie sich.
Die "Sterne des Sports" werden alljährlich nach einem pyramidenartigen System an nachhaltig wirkende Breitensportvereine vergeben. Belohnt werden besonders gute Ideen und außerordentliches Engagement der in der Regel ehrenamtlich organisierten Klubs. Dabei soll es nicht um "höher, schneller, weiter" gehen, sondern um Werte wie Fairness, Toleranz, Verantwortung oder Klimaschutz. Im Mittelpunkt stehen das gesellschaftliche Engagement der Sportvereine und der Verdienst ihrer ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer.
Gewinnchancen auf drei Ebenen
Teilnehmende Vereine können auf drei Ebenen gewinnen. Auf regionaler Ebene gibt es bis zu 2.000 Euro für die Vereinskasse, auf Landesebene 2.500 Euro, und auf den Bundessieger wartet eine Geldprämie von 10.000 Euro. Mit dem ersten Platz auf regionaler Ebene qualifiziert sich der Gewinner automatisch für das Landesfinale - wer hier gewinnt, ist im Bundesfinale in Berlin dabei.
Sieger 2022: Der FC Internationale Berlin
Der Wettbewerb geht nunmehr in sein 20. Jahr. Auch 2023 können sich die rund 87.000 Vereine in Deutschland mit besonderen Beispielen ihres gesellschaftlichen Engagements bei den "Sternen des Sports" bewerben. Der vom DOSB und den Volksbanken Raiffeisenbanken gemeinsam veranstaltete Wettbewerb freut sich über Bewerbungen, die für die laufende Runde bis zum 30. Juni 2023 eingereicht werden können.
Ab Sommer für 2024 bewerben
Gesucht werden beispielsweise Initiativen aus den Bereichen Bildung und Qualifikation, Gesundheit, Integration und Inklusion, Klimaschutz, Digitalisierung, Demokratieförderung oder Mitgliedergewinnung. Die Finalisten erwartet bei der Preisverleihung des "Großen Stern des Sports in Gold" im Januar 2024 in Berlin eine Ehrung auf höchster Ebene.
Die Bewerbungsphase für den Wettbewerb 2024 startet dann nahtlos am 1. Juli 2023 und endet am 30. Juni 2024. Mit dieser Regelung können die teilnehmenden Sportvereine ihre Bewerbungen ganzjährig einreichen.