Teams fast ausschließlich männlich Warum im Basketball so wenige Frauen an der Linie stehen
Die Trainer bei der diesjährigen Basketball-WM sind ehemalige Spieler oder waren schon immer an der Seitenlinie. Sie tragen das Hemd des Verbandes oder einen Anzug. Sie sind laut oder eher still. Aber eins sind alle, bis zum letzten Trainerassistenten: Männer.
Das ist nichts Neues. Die Australierin Liz Mills ist die erste Frau, die eine männliche Nationalmannschaft auf dem Niveau einer Kontinentalmeisterschaft trainierte. 2021 führte sie Kenia in die Afrobasket. Ihre Mannschaft holte einen Sieg und verpasste nur knapp den Einzug ins Viertelfinale.
Auch wenn sie es schaffte, den Job zu bekommen, erzählt sie von den Hindernissen, die ihr als Frau im Weg standen: "Das Narrativ, was wir vom ersten Tag an hören, ist: Als Frau kann ich Mädchen und Jungen trainieren, vor allem Mädchen und Frauen. Der Gedanke, eine Männermannschaft zu trainieren, taucht nicht in deinem Kopf auf, geschweige denn bei den potentiellen Arbeitgebern."
Weiblicher Coachingstil?
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass die Position der Trainerin diejenige ist, bei der am wenigsten Gleichberechtigung herrscht. Die Gründe dafür sind vielfältig, unter anderem wird Frauen weniger Kompetenz zugeschrieben. Daran ändert sich aber auch nichts, weil die Vorbilder fehlen.
Liz Mills widerspricht dem Kompetenzargument. Sie verweist auf Studien, wonach weibliche Trainerinnen über eine höhere emotionale Intelligenz verfügen. Da Coaching sich vor allem auf der Beziehungsebene abspiele, sei das ein großer Vorteil.
Emotionen seien generell ein großes Thema bei Frauen, die Teams trainieren. Denn während die männlichen Kollegen vor Wut Taktikbretter zerschmettern oder Spieler anbrüllen und das vom Umfeld als Teil der Arbeit gesehen wird, würden Trainerinnen oft direkt als zu emotional abgestempelt.
Fehlende Perspektiven für Frauen
Das Fehlen der Frauen an der Seitenlinie ist auch dem Weltverband FIBA nicht entgangen. Als eins der drei zentralen strategischen Ziele wird das Thema "Women in Basketball" angegangen. Dabei geht es um Spielerinnen, Schiedsrichterinnen und Trainerinnen. Letztere machen nur elf Prozent der Mitglieder des Verbands der besten Basketballcoaches der Welt aus.
Liz Mills meint, auch die Landesverbände seien in der Pflicht. Diese werden aber vor allem von Männer regiert. So lange die in Führungspositionen dominieren, hätten die Chancen der Frauen keine Priorität, so Mills. Zudem müssten mehr Perspektiven geschaffen werden. Es reiche nicht, Seminare für Trainerinnen anzubieten, es gehe auch darum, welche Möglichkeiten sie danach haben.
Mills kritisiert FIBA
Hier sieht Coach Mills auch die FIBA am Zug. Sie müsse ihre Mitgliederverbände zur Verantwortung ziehen, auch mit Quoten auf verschiedenen Ebenen. Bei der U19-WM gab es bereits eine solche Regelung. Diese wurde aber umgangen, indem zum Beispiel Physiotherapeutinnen als Assistenztrainerinnen eingetragen wurden. So etwas müsse verhindert werden.
Mills selbst möchte bei der kommenden Weltmeisterschaft in Katar als erste Cheftrainerin ein Team anführen. Bis dahin wird sie nicht müde davon, bei jedem Basketballturnier aufzuzeigen, wie wenige Frauen an der Seitenlinie stehen.