Saquon Barkley jubelt über einen Touchdown gegen die Washington Commanders

Runningback Saquon Barkley Das Eagles-Ass für die Super-Bowl-Revanche

Stand: 06.02.2025 09:51 Uhr

Die Philadelphia Eagles waren 2023 nahe dran, am Gewinn des Super Bowl. Doch sie verloren 35:38 gegen die Kansas City Chiefs. Nun haben sie für die Neuauflage einen Offensivstar, der den Unterschied zu ihren Gunsten ausmachen soll: Runningback Saquon Barkley.

Von Heiko Oldörp, New Orleans

Es sind noch rund 30 Minuten bis zum Beginn der Pressekonferenz von Saquon Barkley, doch das Podium, auf dem der Runningback der Philadelphia Eagles an diesem Mittwochmorgen gleich Platz nehmen wird, ist schon nicht mehr zu erkennen. Rund 50 nationale und internationale Pressevertreter drängeln sich im Interview-Raum des Eagles-Teamhotels, direkt am Mississippi von New Orleans gelegen, um den besten Platz für ihre Kameras, Mikros - und natürlich für sich selbst.

Im großzügigen Raum stehen neun weitere Interview-Podien. Dort werden andere Eagles-Profis in 30 Minuten ebenfalls Rede und Antwort stehen zum Super Bowl am Sonntag gegen die Kansas City Chiefs. Doch nirgendwo sind Andrang, Interesse und Ellenbogen-Mentalität so groß wie bei Barkley. Aus gutem Grund. Der 27-Jährige ist einer der prägenden Profis dieser Saison, hat als neunter Akteur der NFL-Geschichte mit dem Football im Arm mehr als 2.000 Yards erlaufen. Er hat somit eine Marke erreicht, die als Schallmauer für Runningbacks gilt.

Trainer "verhindert" neuen Rushing-Rekord

2.005 Yards standen nach 16 Partien hinter seinem Namen. Und hätte Trainer Nick Sirianni ihn am letzten Hauptrunden-Spieltag nicht geschont, weil Philadelphia seinen Playoff-Platz sicher hatte, wäre die Chance sehr groß gewesen gewesen, dass Barkley gegen die New York Giants auch noch die 101 Yards erreicht hätte, um den 40 Jahren alten NFL-Rushing-Rekord von Eric Dickerson (2.105 Yards) zu brechen.

Die verpasste Bestmarke ist auch auf der Pressekonferenz eine von vielen Fragen an diesen Saquon Rasul Quevis Barkley, den das Online-Portal "The Athletic" als "aufregendsten Spieler des Footballs" bezeichnet. Doch für ihn selbst ist das Thema in diesen Tagen irrelevant. Es gehe um den Mannschaftserfolg, nicht um einen individuellen Rekord, sagt Barkley. Mit dem Team den Super Bowl zu gewinnen, das sei "etwas ganz Besonderes."

Endspiel 2023 noch im Flieger verfolgt

Vor zwei Jahren, als Philadelphia das NFL-Endspiel 35:38 gegen die Kansas City Chiefs verlor, hatte er das Finale im Flugzeug verfolgt. Barkley war damals noch bei den New York Giants unter Vertrag - und einer von vielen Runningbacks in der Liga. Einer, der die Playoffs meistens als Zuschauer verfolgte. In jenem Jahr, 2023, hatten es die Giants endlich mal in die K.o.-Runde geschafft, doch gegen Philadelphia kam im Viertelfinale das Aus (7:38).

Von seinen insgesamt sechs Jahren in New York bleiben drei Liga-Rekorde für einen Rookie in Erinnerung - und die Tatsache, dass die Giants nie die Mannschaft hatten, um die Stärken von Barkleys Laufspiel zur Geltung zu bringen. In Philadelphia hingegen hat er sich gleich in seinem ersten Jahr in die Rekordbücher gelaufen. Barkley ist zudem zum Fanliebling geworden und nun nur noch einen Sieg von der Krönung entfernt. "Als ich New York verließ, hatte ich das Gefühl, noch viel in mir zu haben, noch viel erreichen zu können. Und das wird jetzt deutlich", sagt Barkley.

Lob an die Bodyguards der O-Line

Er sitzt 40 Minuten in seiner schwarzen Trainingshose und hellem Sweater auf dem Podium, beantwortet geduldig alle Fragen, die ihm aus dem Medienmenge heraus von links, von rechts oder von geradeaus entgegengeschrien werden. Seine Rekorde, seine gute Saison, ja, da sei er natürlich schon stolz drauf, sagt Barkley. Aber ein guter Runningback sei eben nur so gut, wie seine Offensive Line, fügt er hinzu.

Und die Eagles-O-Line, deren Akteure nicht nur als Bodyguards für Quarterback Jalen Hurts fungieren, sondern eben auch Barkley im Laufspiel jene Wege frei blocken, frei stemmen oder frei wuchten, die er braucht, um sich durch die gegnerischen Abwehrreihen wühlen und wuseln zu können, sei "eine der besten der Liga, vielleicht sogar der NFL-Geschichte", hebt der 27-Jährige hervor.

Nach der 9. Klasse keine Lust mehr auf Football

Wer den 1,83 Meter großen und 105 Kilogramm schweren Modell-Athleten heute sieht, seine Explosivität, seinen Antritt und seinen unbändigen Willen, auch dann noch Meter, Dezimeter oder gar Zentimeter voranzukommen, wenn mitunter drei Gegner an seinen Beinen, Hüften oder dem Oberkörper zerren, um ihn irgendwie zu stoppen, kann sich kaum vorstellen, dass Barkley einst nach der neunten Klasse mit dem Football aufhören wollte.

Er hatte gesehen, dass andere schneller waren als er - und das wiederum nagte an seinem Selbstbewusstsein. Seine damaligen High-School-Trainer redeten auf ihn ein, wollten ihn überzeugen, doch bitte weiterzumachen. Denn sie sahen einfach zu viel Potential im jungen, aber damals noch dünnen Teenager. Barkley hörte aufmerksam zu, überlegte - und blieb. Und er begann, viel Zeit im Kraftraum zu verbringen.

Super-Bowl-Sieg am 28. Geburtstag?

Am Sonntag wird Barkley erstmals auf der größten Bühne stehen, die sein Sport zu bieten hat - noch dazu an seinem 28. Geburtstag. Dass Philadelphia diesmal bessere Chancen eingeräumt werden, die Chiefs zu besiegen, liegt nicht nur an der überragenden Eagles-Defensive, sondern vor allem auch an Barkley. In New Orleans, der Wiege des Jazz und der Heimat von Louis Armstrong, will er den Ton setzen, nach dem sich alle im Eagles-Team richten.

Im Finalduell vor zwei Jahren war Philadelphias Offensive vor allem von Jalen Hurts abhängig. Der Playmaker warf Pässe für einen Raumgewinn von 304 Yards, erlief zudem 70 Yards und trug den Football dreimal zum Touchdown in die Chiefs-Endzone. Diesmal kann und wird ihm Barkley viel Laufarbeit abnehmen. Das erleichtert Hurts den Job - und macht die Offensive zugleich flexibler und somit gefährlicher.

Barkley sorgt für Schlafstörungen in New York

Der Super Bowl ist immer auch ein Showdown der Super-Stars. Deshalb wird Barkley genauso im Fokus von Fans und Fachpresse stehen, wie Jalen Hurts oder Patrick Mahomes und Travis Kelce von den Chiefs. Auch bei den New York Giants werden sie ihn ganz genau beobachten. Deren Manager Joe Schoen hatte Barkley vor einem Jahr keinen neuen Kontrakt angeboten. Dabei hatte der allmächtige Giants-Besitzer John Mara gegenüber Schoen noch betont, dass er "schlecht schlafen" würde, wenn Barkley ausgerechnet nach Philadelphia gehe.

Denn die Eagles spielen in derselben Division wie die Giants - und sind somit große Rivalen. Nicht auszudenken, wenn Barkley nach sechs verschenkten Jahren in New York gleich in seiner ersten Saison mit Philadelphia Super-Bowl-Champion werden würde. John Mara hätte womöglich nicht nur dauerhafte Schlaf-Störungen, sondern gar Albträume.