Ski Alpin Problemkind Riesenslalom - DSV-Starterinnen chancenlos
Während Mikaela Shiffrin bei der alpinenen Ski-WM ihren ersten WM-Titel im Riesenslalom feiert, sucht man unter den besten Dreißig verzweifelt nach deutschen Athletinnen. Die DSV-Starterinnen fahren im Riesenslalom hinterher.
"Da sind wir schon extrem weit weg, viel zu weit weg", resümierte Sportschau-Experte Felix Neureuther nach dem WM-Riesenslalom in Méribel. Die beste DSV-Athletin an diesem Donnerstag war Emma Aicher auf Platz 31 und sie war auch die einzige Deutsche, die überhaupt den zweiten Lauf erreicht hatte. Speed-Spezialistin Kira Weidle und Jessica Hilzinger waren bereits im ersten Durchgang ausgeschieden.
Der Riesenslalom der Frauen ist aktuell das Problemkind im DSV. Das sieht auch der ehemalige Riesenslalomfahrer Neureuther: "Da haben wir massiven Nachholbedarf. Auch das Ergebnis heute ist natürlich sehr enttäuschend. Emma Aicher nehme ich immer ein bisschen raus, weil die noch sehr jung ist, die braucht auch noch Erfahrung. Aber da wartet unfassbar viel Arbeit auf den DSV und auch auf die Frauen."
Rebensburg hinterließ Lücke
Vor vier Jahren, bei der WM in Are, war das Bild nach dem Riesenslalom noch ein ganz anderes: Der DSV durfte sich über Silber freuen. Viktoria Rebensburg hatte für die letzten großen deutschen Erfolge in dieser Disziplin gesorgt. Die heute 33-Jährige gewann Olympia-Gold und zwei WM-Medaillen im Riesenslalom. Seit ihrem Rücktritt 2020 klafft in der technischen Disziplin eine Riesenlücke.
Olympiasiegerin Maria Höfl-Riesch meint sogar, das Problem im Riesenslalom habe es schon davor gegeben: "Viele Jahre hat Vickys Erfolg so manche Mängel weggeblendet. Als Kathrin Hölzl und ich aufgehört haben, war außer Vicky Rebensburg niemand mehr da. Und die Jahre vorher waren es eigentlich auch nur wir drei."
DSV-Starterinnen fahren hinterher
Das letzte deutsche Weltcuppodest im Riesenslalom gab es 2019 ebenfalls durch Viktoria Rebensburg. Seit 2020 konnten nur noch Marlene Schmotz und Andrea Filser im Riesenslalom-Weltcup punkten. Doch ihre Platzierungen, 42. und 52., waren weit entfernt von der Weltspitze. Zudem sind Schmotz und Filser nicht das Versprechen für die Zukunft, denn beide Athletinnen gehen auf die Dreißig zu (29 und 28) und fuhren schon zu Rebensburgs Zeiten.
In den acht Riesenslaloms der laufenden Saison war nicht eine Deutsche unter den Top-30. Auch Emma Aicher, die große deutsche Nachwuchshoffnung, fuhr in dieser Saison nur einen Weltcup-Riesenslalom und verpasste dabei als 47. den zweiten Lauf deutlich.
Ungewöhnliche Schwäche in Grunddisziplin
Eigentlich ist es verwunderlich, dass ausgerechnet im Riesenslalom die Nachwuchstalente fehlen. Denn der Riesenslalom ist die Grunddisziplin im Skifahren, jeder Athlet startet mit dieser technischen Disziplin. "Das sollte man eigentlich als Erstes so gut, wie es geht, von klein auf trainieren. Danach kannst du dich immer noch zum Slalom orientieren oder auch zu den schnellen Disziplinen", sagte Sportschau-Experte Neureuther.
Fakt ist: Aktuell ist keine deutsche Athletin weltklasse im Riesenslalom. Auf den DSV wartet also viel Arbeit, damit man bei der nächsten Weltmeisterschaft in Saalbach-Hinterglemm die Weltspitze zumindest wieder angreifen kann.