Rennstrecke in Sölden

Ski Alpin Saisonstart in Sölden: "Kein besonders attraktiver Auftakt für uns"

Stand: 25.10.2023 13:30 Uhr

Der Weltcupzirkus geht wieder auf Tour. Traditionell schlagen die alpinen Skisportler Ende Oktober ihr Lager für den Start auf dem Rettenbachferner in Sölden auf. Auch wenn der Winter dort noch nicht wirklich eingekehrt ist, werden zwei Riesenslaloms gefahren. Das Frauenrennen geht am Samstag, das der Männer am Sonntag (jeweils ab 10 Uhr im Live-Ticker bei sportschau.de) über die Bühne.

Von Margot Lamparter

Allerdings ist gerade diese Disziplin schon seit längerem das Sorgenkind im Deutschen Skiverband (DSV): "Es wird jetzt kein besonders attraktiver Auftakt für uns", sagt Alpin-Direktor Wolfgang Maier. "Wir werden bei diesen Rennen keine Rolle spielen werden, was das Podium oder die Top 5 betrifft."

Dem DSV fehlt zum Auftakt der beste Fahrer

Bei den Männern sind immerhin vier Startplätze zu besetzen. Doch der zuletzt beste Riesenslalom-Fahrer im DSV-Team, Alexander Schmid, wird verletzt fehlen. Auf ihn war in der vergangenen Saison bis zu seinem Kreuzbandriss im März Verlass. In fünf Riesenslaloms fuhr der Allgäuer unter die besten Zehn. Bei der WM in Frankreich gelang dem 28-Jährigen dann der Gold-Coup im Parallelrennen. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere stoppte den Techniker dann der Kreuzbandriss.

Seine Hoffnung, dass es mit dem Comeback "bis Sölden klappen wird", ist längst verflogen. Der nächste Riesenslalom in Val D'Isere Anfang Dezember steht jetzt für Schmid im Fokus. "Das ist jedenfalls mein Plan und mein Ziel, dass ich da mit am Start stehen werde."

Top-Leistungen im vergangenen Winter

Das Selbstbewusstsein aus der vergangenen Saison nimmt Schmid immerhin "alles mit. Ich war top fit". Fünf Starts, fünf Mal in den Top Ten "und natürlich den Titel dazu. Das gibt schon Aufschwung". Und "die Verletzung bringt mich jetzt nicht unbedingt aus der Bahn".

Weil es ein Winter ohne echtes Highlight wie Olympia oder Weltmeisterschaft ist, liege der volle Fokus eben auf jedem Weltcup. "Weil ich einfach wieder dort anknüpfen will, wo ich aufgehört habe. Das ist mein Ziel." Der 29-jährige Oberstdorfer will "die Podestplätze auf jeden Fall wieder anvisieren."

Brunner: "Würden gerne einen guten Auftakt haben"

Nachdem auch Routinier Stefan Luitz wegen eines Knöchelbruchs bis auf weiteres ausfällt, rücken der 25-Jährige Anton Grammel und der 26-jährige Fabian Gratz in die erste Reihe und können ihr aktuelles Potenzial zeigen. Disziplinen-Trainer Bernd Brunner hofft, dass sie jetzt "den nächsten Schritt machen. Das muss heuer passieren. Da arbeiten wir ganz hart dran. Sölden unter die Top 20 wäre eine Richtmarke". Danach ist Konstanz gefragt, damit es auch mit der Startnummer weiter nach unten geht.

Alpindirektor Wolfgang Maier ist jedenfalls optimistisch: "Der (Anton) Grammel fährt nicht schlecht und der (Fabian) Gratz fährt nicht schlecht. You never now". Und ergänzt: "Ich würde mich natürlich sehr freuen, wenn wir einen von den Männern unter die 10 und einen unter die 20 bringen".

Suche nach der neuen Performerin

Während Schmid bei den Männern in der vergangenen Saison für positive Erlebnisse sorgte, war bei den Frauen Enttäuschung angesagt. Keine einzige DSV-Starterin hatte es im Riesenslalom in den zweiten Durchgang geschafft. "Wir haben einfach nicht gut genug performt bei den Frauen," bringt es Maier auf den Punkt.

Die Krise ist allerdings nicht neu. Den letzten großen deutschen Erfolg in dieser Disziplin konnte Viktoria Rebensburg einfahren. Die heute 34-jährige Oberbayerin gewann Olympia-Gold und zwei WM-Medaillen im Riesenslalom. Seit ihrem Rücktritt 2020 klafft in der technischen Disziplin eine Riesenlücke.

Nur ein Startplatz: Entscheidung fällt zwischen Hilzinger und Aicher

Ernüchternd kommt für den DSV hinzu, dass es für das Rennen nur einen Startplatz gibt. Wer fährt, wird sich zwischen Emma Aicher und Jessica Hilzinger entscheiden.

Damit das nicht so bleibt, "muss man jetzt schaun, dass man so schnell wie möglich zwei oder drei Startplätze bekommt", sagt Frauen-Bundestrainer Andreas Puehlacher. "Ziel muss sein, unter die ersten 30" zu fahren, dann gebe es den zweiten Startplatz.

Immerhin ist Brunner bei der 19-jährigen Technikerin Aicher und der 26-jährigen Hilzinger "mit der Entwicklung im Riesentorlauf zufrieden". Und gesteht beim Auftakt zu: "Man braucht aber auch ein bisschen Glück mit der Piste und der hohen Startnummer".

Zeit des Reifens und des Wiederaufstellens

Alpindirektor Wolfgang Maier kann aus der Situation immerhin auch Positives ziehen. Denn in einer Weltcup-Saison, die ohne den großen Erfolgsdruck einer WM oder Olympia über die Bühne geht, liegt auch die Chance, sich neu aufzustellen. "Wir haben jetzt eine Saison ohne Großereignisse, das gibt uns ein bissl Luft, den ein oder anderen der Jungen nachzuziehen. Das Team so weit zu rüsten, dass wir dann für die nächsten drei Großereignisse richtig aufgestellt sind".