Weltcup-Start im Skeleton Olympiasieger auf der Jagd nach neuen Erfolgen
Deutschlands Skeleton-Team will die starke Olympia-Bilanz von Peking im WM-Winter bestätigen. Im Fokus stehen dabei vor allem alte Helden. Eine Weltmeisterin hat das Weltcup-Ticket aber verpasst.
Bei Olympia in Peking erlebten die deutschen Schlitten im Eiskanal eine wahre Medaillen-Sause. Nicht nur die Rodler und Bobfahrer triumphierten, auch die Skeletonis gewannen erstmals zwei Olympia-Goldmedaillen.
Das war auch für die Athleten selbst überraschend: "Ich kannte das gar nicht", sagt die Olympiasiegerin Hannah Neise. "Ich habe vorher nicht wirklich was gewonnen. Insgesamt habe ich in meiner Karriere drei Wettkämpfe gewonnen und Olympia war der vierte."
Susanne Kreher setzt sich überraschend gegen Jacqueline Lölling durch
Daher beginnt für das deutsche Skeleton-Team nach den stärksten Olympischen Winterspielen überhaupt nun eine Saison der Bestätigung. Die 22-Jährige Neise etwa wird dann zum ersten Mal in Nordamerika am Start sein, wo die Saison Ende November beginnt. "Die ersten Weltcups sind auf Bahnen, wo ich noch nie war. Von daher sehe ich das Ganze relativ entspannt."
Sie ist im Team gesetzt, was ihr auch zugutekam, weil sie in der Vorbereitung von Patellasehnenproblemen gebremst wurde. Die weiteren Plätze haben sich bei den Frauen die deutsche Meisterin Tina Hermann und Susanne Kreher gesichert. Letztere setzte sich überraschend gegen die frühere Weltmeisterin Jacqueline Lölling durch, "ein sehr enges Rennen im Herbst" sei das gewesen, betonte der Skeleton-Bundestrainer Christian Baude bei der Auftakt-Pressekonferenz am Freitag (11.11.2022).
Tina Hermann reist mit guten Erinnerungen nach Kanada
Er ist sich auch sicher, dass Kreher und Neise die neuen Bahnen in Übersee schnell kennenlernen: "Wir haben genügend Möglichkeiten, dort zu trainieren. Mit zwölf Fahrten sollte man die Bahn gut in den Griff bekommen." Zumindest Hermann hat an die schwere Bahn in Whistler/Kanada, wo die Saison am 24. November beginnt, sehr gute Erinnerungen. 2019 wurde sie dort Weltmeisterin. Insgesamt hat sie bereits sieben Mal WM-Gold geholt.
Grotheer und Jungk bekommen Keisinger an die Seite
Die Skeleton-Männer konnten in Peking sogar zwei Olympia-Medaillen gewinnen: Gold-Mann Christopher Grotheer und der Zweite Axel Jungk haben auch ihren Weltcup-Platz sicher - und streben nach weiteren Erfolgen. Ins Elite-Team stößt zudem Felix Keisinger, der "mit drei Siegen in drei Rennen ganz klar gezeigt hat, dass er die Nummer eins vom Rest ist", sagt Baude.
Ein Rennen davon war eben das um den deutschen Meistertitel, den sich der 24-jährige Aufsteiger aus Berchtesgaden vor allem dank seiner guten Startzeiten sicherte. "Das ist wirklich überwältigend, vor allem nach dem sehr schwierigen Jahr, das ich hinter mir habe. Ich habe sehr viel mit mir gehadert, bin nach Peking überhaupt nicht mehr in die Spur gekommen", sagte er.
Skeleton-Legende Martins Dukurs hat Karriere beendet
"Nachdem ich mich dann langsam aus dem Loch herausgekämpft hatte, bekam ich Pfeiffersches Drüsenfieber und das hat mich wieder runtergezogen." Doch dann wurde Keisinger rechtzeitig fit und zeigte seine Dominanz in den Ausscheidungsrennen gegen den Routinier Alexander Gassner und Lukas Nydegger.
Während die Deutschen ihr Team formiert haben, trat übrigens eine Skeleton-Legende nach den Winterspielen zurück. Der elfmalige Gesamtweltcupsieger Martins Dukurs aus Lettland beendete seine Karriere.
Höhepunkt: WM im Januar 2023 in St. Moritz - Jungk "hungrig"
Deshalb dürfte nun also der aktuelle Weltmeister und Olympiasieger Grotheer der Gejagte bei den Männern sein. Anders als Jungk, der jedoch aus dessen Schatten treten und in dieser Saison endlich seinen ersten großen Einzeltitel holen will. "Auf den bin ich auf jeden Fall noch hungrig. St. Moritz ist eine geile Bahn, das ist etwas Besonderes."
Ende Januar 2023 findet die WM im Schweizer Traditionswintersportort statt. Die Ansprüche an die deutschen Skeletonis dürften nach den erfolgreichen Winterspielen zwar gestiegen sein, dennoch findet Baude, fällt der Einstieg in den Winter nun "auf jeden Fall leichter. Der Druck war ja vorher auch da."