Die Rodler Felix Loch und Max Langenhahn

Rennrodeln Denkmal Loch wackelt - Wachablösung im deutschen Rodeln?

Stand: 06.12.2023 13:46 Uhr

Am Wochenende beginnt die Weltcup-Saison der Rennrodler. Für Felix Loch ist es die 18. Saison im Weltcup-Zirkus. Über Jahre war das deutsche Männer-Rodeln abhängig von ihm, doch jetzt riecht es nach einer Wachablösung.

Felix Loch war über viele Jahre die unangefochtene Nummer eins im deutschen Rodel-Team. Der Sohn von Bundestrainer Norbert Loch feierte 14 Weltmeister-Titel, sieben Siege im Gesamtweltcup und drei Goldmedaillen bei Olympischen Spielen. Rekord-Champion Loch hat alles gewonnen, war mit 19 schon Weltspitze.

Seit 18 Jahren in der Weltspitze

Es war beeindruckend, wie konstant der Berchtesgadener von Jahr zu Jahr lieferte und die Konkurrenz in den Schatten stellte. Die glorreichen Jahre scheinen beim Rodel-Meister aber vorbei zu sein. In den vergangenen beiden Wintern musste sich der zweifache Familienvater oft mit dem Platz rechts oder links neben dem Sieger begnügen.

Langenhan jagt Loch

Der 34-Jährige ist nicht mehr einsam an der Spitze. Vielleicht ist er bald bloß noch die Nummer zwei im deutschen Team. Max Langenhan jagt den Dominator, besiegte Loch kurz vor dem Saisonstart in zwei Selektionen in Altenberg und landete in der vergangenen Saison in der Gesamtwertung wohl nur hinter Sieger Dominik Fischnaller aus Italien und Loch auf dem dritten Platz, weil er die ersten Rennen verletzt verpasste.

"Ich bin mit einer halben Weltcupsaison Dritter geworden und möchte gern auf dem Podium bleiben", sagt der 24-jährige Thüringer selbstbewusst. Von einem Angriff auf das Denkmal Loch wollte er nicht sprechen. "Wir sind super befreundet und streben immer mehr Zusammenarbeit an, was uns puscht", sagt Langenhan, der die beiden Siege über Loch nicht überbewerten wollte. "Das ist nicht so aussagekräftig. Es wäre schön, wenn Felix und ich in dieser Saison immer vorn dabei sind."

Langenhan feierte sechs Siege in Folge

In der vergangenen Saison rodelte der Thüringer aus dem Schatten des großen Dominators. Nach einem Handbruch musste er verspätet einsteigen, war dann gar nicht mehr zu halten und gewann sechs Weltcups in Serie - Loch brachte es im gesamten Winter auf nur einen Weltcupsieg.

Langenhan sieht in Loch auch ein Vorbild. Er könne und wolle sich nun eine Menge von Loch "abschauen", sagt der frühere Junioren-Weltmeister, "von der Lockerheit" und auch von der "Herangehensweise: Wie fängt er die Woche am Montag an und wie performt er dann beim Rennen?"

Erster Weltcup seit 2019 in Lake Placid

Die Erfahrung könnte zumindest beim Saisonstart für den Rekord-Weltmeister Loch sprechen. Nach vier Jahren Pause kehrt die internationale Rennrodel-Elite in den Eiskanal von Lake Placid zurück. Auf der schwierigen Bahn im US-Bundesstaat New York will er wieder angreifen und nach zwei Jahren ohne große Kristallkugel die Grundlage für den achten Gesamtsieg legen.

Loch ist motiviert wie vor 18 Jahren. Während seine langjährige Trainingskollegin, die dreifache Doppelolympiasiegerin Natalie Geisenberger, den Schlitten in die Ecke gestellt hat, bereitete sich der einstige Dominator im Sommer intensiv vor. "Wachse an deinen Fehlern, gib niemals auf", postete er in den sozialen Netzwerken.

Loch - ein Vorbild im Sport

Loch ist auf vielen Ebenen eine Ausnahmeerscheinung. Neben seinem sportlichen Erfolg steht er wie kein anderer für sein soziales Engagement. Er wolle für all das, was er erleben darf und durfte, etwas zurückgeben, sagte Loch einst. Der Familienvater ist aktives Mitglied bei "Athletes for Ukraine", brachte selbst Hilfsgüter an die Grenze und half, Flüchtende in Deutschland unterzubringen. Dafür erhielt er kürzlich den "Sparkassenpreis für Vorbilder im Sport" bei der Gala "Sportler des Jahres" in Baden-Baden.

Olympia 2026 im Visier

Jetzt aber gilt sein ganzer Fokus der neuen Saison. Loch hat noch lange nicht genug. Der Berchtesgadener will noch mindestens bis 2026 mit dem Rodelschlitten durch den Eiskanal jagen und sich wohl am liebsten mit einem Olympiasieg von der Bühne, die er geprägt hat wie kaum ein Zweiter, verabschieden. Es wäre ein Bilderbuch-Goodbye. Vorher soll aber die achte Weltcupkrone her.

Das deutsche Rennrodel-Aufgebot beim Saisonstart

Frauen-Einsitzer: Julia Taubitz (Oberwiesenthal), Anna Berreiter (Berchtesgaden), Merle Fräbel (Suhl) 

Männer-Einsitzer: Felix Loch (Berchtesgaden), Max Langenhan (Friedrichroda), David Nößler (Schmalkalden)

Frauen-Doppelsitzer: Jessica Degenhardt (Altenberg) / Cheyenne Rosenthal (Winterberg), Dajana Eitberger (Ilmenau) / Saskia Schirmer (Berchtesgaden)

Männer-Doppelsitzer: Tobias Wendl (Berchtesgaden) /Tobias Arlt (Königssee), Hannes Orlamünder / Paul Gubitz (beide Zella-Mehlis), Max Ewald (Suhl) /Jakob Jannusch (Sonneberg/Schalkau)