Langläuferinnen vor nächstem Schritt Hennig und Carl machen Hoffnung
Mit neuem Selbstvertrauen starten die deutschen Langläuferinnen in die Saison. Hoffnung machen zwei deutsche Olympiasiegerinnen, die unterschiedlich durch die Vorbereitung kamen.
Wenn am Wochenende im finnischen Ruka die Langlauf-Weltcupsaison startet, wird zumindest bei den Frauen vieles anders sein als zuletzt. Therese Johaug, norwegische Seriensiegerin der vergangenen Jahre, wird nach ihrem Rücktritt nicht mehr dabei sein, ebenso wie die Schwedin Charlotte Kalla.
Katharina Hennig aus Deutschland in Aktion.
Hinzu kommt, dass Tour-de-Ski-Gewinnerin Natalja Neprjajewa wegen der Sperre russischer Sportler fehlt. Die Konkurrenz in der Spitze ist also kleiner geworden. In die Lücke können andere Athletinnen vorstoßen.
"Golden Girls" haben noch Luft nach oben
Warum eigentlich nicht auch deutsche Athletinnen? Die Hoffnung, dass sie wieder häufiger in die Top Ten laufen können, ist berechtigt und gründet in erster Linie auf den starken Leistungen bei den Olympischen Spielen in Peking, als Katharina Hennig vom WSC Erzgebirge Oberwiesenthal zusammen mit Victoria Carl (SC Zella-Mehlis) Olympia-Gold im Team-Sprint sowie Olympia-Silber mit der Staffel holten.
Hennig war schon im vergangenen Winter als Elfte beste Deutsche im Gesamtweltcup, Carl auf Rang 26 die deutsche Nummer zwei. Da ist noch Luft nach oben. Die "Golden Girls" haben das Zeug, sich weiter zu verbessern und stehen für den Aufbruch im deutschen Skilanglauf. Doch nun muss der nächste Schritt folgen. Motivation für die am Wochenende beginnende Saison ist das unverhoffte Edelmetall auf jeden Fall.
Coronaerkrankung warf Hennig zurück
"Wir nehmen dieses Gold als Rückenwind", sagt Hennig. Denn wenn am Freitag der WM-Winter beginnt, soll es endlich auch im Tagesgeschäft weiter nach vorne gehen als zuletzt. Die 26 Jahre alte Hennig etwa hat im Weltcup erst dreimal ein Einzel-Podest erreicht. Niemand könne also nun erwarten, "dass ich jetzt permanent aufs Treppchen renne", betont die Sächsin: "Den Schritt muss ich einfach noch gehen, das Niveau hab ich noch nicht."
Eine Corona-Erkrankung im Oktober dämpfte zudem die Erwartungen. "Man musste es nehmen wie es war, ich konnte aber zwei Wochen gar nicht und auch danach weitere zwei Wochen nicht intensiv trainieren", sagte sie gegenüber der Sportschau.
Carl: Nächster Step ohne Stress
Für Mitstreiterin Carl ist bislang sogar ein sechster Platz das beste Einzelergebnis im Weltcup. Doch nun will die 27-Jährige den Olympia-Schwung nutzen. "Ich möchte diese Saison den nächsten Step machen. Und dazu gehört einfach auch, im Weltcup mal eine Podiumsplatzierung zu schaffen. Darauf habe ich im ganzen Sommer hingearbeitet", sagt Carl, die verletzungsfrei durch die Vorbereitung kam und sich "nicht stressen lassen", sondern sich auf ihre Stärken konzentrieren will, wie sie der Sportschau verriet.
Langlauf-Bundestrainer Peter Schlickenrieder
Die Chancen sind wie erwähnt gestiegen. Bundestrainer Peter Schlickenrieder tritt dennoch lieber erstmal auf die Euphoriebremse: "Ich würde die Erwartung bremsen. Langlauf geht nicht in Meilenstiefeln", sagt er. Und dennoch ist Schlickenrieder zufrieden mit Hennig: "Die könnte sich auch zurücklehnen und sagen: Ich bin Olympiasiegerin, was wollt ihr eigentlich von mir?" Stattdessen zeige Hennig "viel Ehrgeiz, manchmal fast zu viel".
Sportlerwahl als "riesige Motivation"
Mitte November gewann Hennig trotz gerade erst überstandener Coronaerkrankung das Testrennen im finnischen Muonio über zehn Kilometer vor der Olympia-Dritten Krista Pärmäkoski aus Finnland. Die Form stimmt also, trotz der unfreiwilligen Pause. Und die erste Trophäe hat Hennig auch schon erhalten: Ende Oktober wurde sie als erste Langläuferin zu Deutschlands Skisportlerin des Jahres gewählt - vor Stars wie Skispringer Karl Geiger, Biathletin Denise Herrmann-Wick oder Kombinierer Vinzenz Geiger.
Diese Auszeichnung sei "eine riesige Motivation" für den langen Weg zur WM in Planica Ende Februar, sagt Hennig. Dort will sie wieder abliefern, ihr Ziel: Ein Top-Ten-Platz im klassischen Stil. Ansonsten liegt der Fokus schon jetzt voll auf dem Großereignis. Warum auch nicht? "Letztes Jahr hat das ja ganz gut funktioniert", so Hennig.