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Biathlon-WM Nawrath - "Selbst die Norweger haben einen Kuchen gebacken"
Medaillengewinner Philipp Nawrath spricht im Biathlon-WM-Special des Wintersport-Podcasts über seinen 32. Geburtstag, Hass-Kommentare auf Instagram und Dinge, die ihn aus der Ruhe bringen.
Sportschau: Einen Tag nach dem Gewinn der Bronzemedaille haben Sie Wettkampfpause - für Sie ein besonderer Tag, denn es ist ihr 32. Geburstag. Herzlichen Glückwunsch! Wie wurde gefeiert?
Philipp Nawrath: Dankeschön! Wir haben uns zum Frühstück verabredet, es gab eine Überraschung, Kuchen mit Kerzen. Selbst die Norweger haben mir einen Kuchen gebacken.
Sportschau: Sind Sie jemand, der seinen Geburtstag normalerweise richtig groß feiert?
Nawrath: Die letzten vier, fünf Jahre ist mein Geburstag eigentlich immer auf den Saisonhöhepunkt gefallen. Deswegen war die Party meistens eher nicht so groß. Wenn jemand Zeit hat, bleibt es eher bei einer gemeinsamen sportlichen Aktivität.
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Biathlet Philipp Nawrath
Sportschau: Geburtstag haben bedeutet meistens auch, im Mittelpunkt zu stehen. Ist das etwas für Sie?
Nawrath: Fifty-fifty. Wenn die Stimmung passt, dann ja. Es ist schön, dass einem über den Tag jeder gratuliert und dass das nicht untergeht - man mal kurz im Mittelpunkt steht.
Nawrath über WM-Mixed-Staffel: "Wahnsinnig emotional"
Sportschau: Am gestrigen Mittwoch gab es zum WM-Auftakt Bronze. Was bedeutet Ihnen diese WM-Medaille?
Nawrath: Es war wahnsinnig emotional, als Justus dieses Stehendschießen durchgebracht hat. Wir haben alle vier eine grundsolide Leistung gebracht. Es war wichtig, dass keiner nach unten ausreißt. Am Ende war es zwar wahnsinnig spannend, am Ende hatten wir aber das Glück auf unserer Seite - nach vielen Jahren, in denen das Glück so ein bisschen gefehlt hat.
Hass-Kommentare auf Instagram - "Weiß nicht, woran das liegt"
Sportschau: Für Sie ist es gut ausgegangen. Für die Norweger am Ende nicht so. Ingrid Landmark Tandrevold hat zwei Strafrunden geschossen und hat im Netz bei Instagram einen Kommentar geteilt, in dem sie aufs Schlimmste beleidigt wurde. Haben Sie so etwas auch schon erlebt?
Nawrath: Bisher, muss ich sagen, war es bei mir immer anständig. Ich habe das bei Ingrid jetzt nicht mitbekommen, aber es ist natürlich unschön, wenn das vorkommt. Ein paar aus unserer Mannschaft haben das ja auch schon erlebt. Dass manche meinen, sie müssen ihren Senf preisgeben - ich weiß nicht, woran das liegt.
Sportschau: Wie wohnen Sie derzeit bei der WM in Lenzerheide? Haben Sie einen Zimmerpartner, ein eigenes Zimmer? Wir haben gehört, es ist eine Mischung aus Apartment und Hotel.
Nawrath: Ja, wir haben zu fünft die größte Suite im Gebäude. Wir waren letztes Jahr schon in dieser Wohnung und waren da schon hin und weg von der Größe und der Geräumigkeit. Es ist sehr modern, es gibt sehr viel Holz, was mir sehr gut gefällt. Es ist eine tolle Wohnung mit Rundumblick auf alle Berge hier.
Wir haben hier alles, was man sich so wünschen kann für so ein Großereignis, bei dem man doch ein bisschen länger aufeinanderhockt. Ich bin in dem Part der Wohnung, der eigentlich eher als Wohnzimmer geeignet ist - es ist ja leider so, dass ich als Schnarcher bekannt bin. Daher ist es für mich schwierig, mit jemandem das Zimmer zu teilen.
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Austragungsort der Biathlon-WM: Lenzerheide in der Schweiz
Nawrath über "keine tollen Situationen"
Sportschau: Sie sind ein besonnener Typ, auch nach dem sechsten Interview in der Mixed Zone. Gibt es Situationen, in denen auch Philipp Nawrath mal ungehalten wird?
Nawrath: Ja, tatsächlich ein paar Situationen. Wenn zum Beispiel von Leuten, die einen gar nicht kennen, irgendwelche Kommentare unter der Gürtellinie kommen. Es ist natürlich immer schön, wenn Fans mitfiebern, davon leben wir ja auch, aber wenn es einfach zu weit geht - 'komm, mach mal Foto, du bist ja jetzt mein Kumpel', und man kennt sich gar nicht - dann ist das für mich einfach keine tolle Situation.
Da ziehe ich mich dann raus, nehme den Arm weg und mache ganz deutlich, dass ich das nicht möchte. Das muss man auch ganz deutlich machen. Das ist dann auch kein Thema, und man kann dann ganz normal das Foto machen. Das sind vielleicht die einzigen Situationen. Ansonsten stelle ich mich allem und jedem, egal, was für Fragen kommen.
Die Nachfolge von Doll - "Ersetzen kann man Benni nicht"
Sportschau: Benedikt Doll hat nach der vergangenen Saison seine Karriere beendet und galt als Leader der Mannschaft. Wie ist das Gefüge im Team jetzt, gab es jemanden, der ihn ersetzt hat?
Nawrath: Direkt ersetzen kann man einen Benni Doll nicht. Einerseits sportlich, andererseits, was er persönlich ins Team gebracht hat - man merkt schon, dass da etwas fehlt. Momentan verteilt sich die Verantwortung auf viele Schultern.
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Beendete seine Karriere vor einem Jahr: Benedikt Doll
Sportschau: Am Ende der Saison gehen die Bö-Brüder in Sportlerrente. Wie weit in die Zukunft schauen Sie?
Nawrath: Ich habe es schon mal irgendwo angesprochen: Ich habe mich doch etwas gewundert, dass die beiden das so früh bekannt gegeben haben. Für mich geht es aber weiter. Für mich ist relativ klar, dass es mindestens bis Olympia 2026 weitergeht, das ist nach der jetzigen WM das größte Ziel. Ich möchte mich aber jetzt auf die nächsten Wettkämpfe konzentrieren. Ich bin auch in einer ganz guten Situation, was den Gesamtweltcup angeht. Das ist jetzt erstmal das, was sportlich ansteht.
Das gesamte Interview mit Philipp Nawrath mit Themen wie der Unterstützung von Biathlon-Legende Michael Greis, der besonderen Rolle des Staffel-Schlussläufers sowie Nawraths bevorstehender Beförderung bei der Polizei gibt es in der kompletten Podcast-Folge.