Volleyball Turbulenzen im DVV - Revolte gegen René Hecht
Der deutsche Volleyball ist auf sportlicher Talfahrt. Ein Grund sind Turbulenzen im Verband. Auch deshalb gibt es eine Revolte gegen Präsident René Hecht.
Auf der Homepage des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV) heißt die Rubrik für den Terminüberblick: "Das passiert diese Woche!" Für die 33. Kalenderwoche des Jahres 2023 ist eine Rubrik wichtiger, die sich dort allerdings nicht findet: "Was passiert diese Woche?"
Am Sonntag (16.07.2023) treffen sich Funktionäre des DVV mit Vertretern der Landesverbände in Göttingen zu einem "offenen Dialog", so die offizielle Sprachregelung.
Sportliche Talfahrt, finanzielle Probleme, Personalmangel
Es rumort im deutschen Volleyball, der in der Halle und im Bereich Beach auf sportlicher Talfahrt ist, der nach der Insolvenz der eigenen Vermarktungsagentur finanzielle Probleme hat und der Führungspersonal sucht, weil in den vergangenen Monaten mehrere Posten frei wurden, nicht immer auf Wunsch der Betroffenen.
Das Rumoren ist so laut geworden, dass Verbandspräsident René Hecht am Sonntag nach Informationen der Sportschau der Rücktritt nahegelegt werden soll, um gesichtswahrend aus dem Dilemma herauszukommen.
Ansonsten, so ein Landesverbandspräsident, drohe die Abwahl und möglicherweise eine Schlammschlacht mit negativen Schlagzeilen, die dem Sport noch weiter schaden würden.
"Die Präsidenten einiger Landesverbände haben den Wunsch nach personeller Veränderung geäußert", teilte der DVV auf Anfrage der Sportschau mit, ob Hecht wisse, was ihm in Göttingen bevorsteht.
Ob er dem Wunsch der oppositionellen Verbände nachkommt, bleibt offen.
Streit mit Fachmagazin
Der Verband schreibt, dass bei dem Treffen "ergebnisoffen über aktuelle Projekte, Sachverhalte und die zukünftige Zusammenarbeit" gesprochen werden soll.
Bislang profitiert der Volleyball von seinem Dasein als Randsportart, denn so blieben einige bemerkenswerte Vorgänge nahezu ohne Beachtung der Öffentlichkeit. Dem "Volleyball Magazin" etwa, das sich als "Sprachrohr der Szene" bezeichnet, weil es als einziges Medium kontinuierlich über den Sport berichtet, wurde die Teilnahme an Pressekonferenzen untersagt.
Würde dies der Deutsche Fußball-Bund beim Fachmagazin "kicker" machen, wäre das ein Thema, das es minutenschnell in die sozialen Netzwerke und Nachrichtenagenturen schaffen würde.
Der Versuch eines friedensstiftenden Gesprächs zwischen Zeitschrift und dem DVV ging gründlich in die Hose, vielleicht auch deshalb, weil Präsident Hecht dem Redakteur des Volleyball-Magazins zu Beginn des Gesprächs das "Du" entzog, das beide seit Jahrzehnten pflegten.
"Misstrauen und Angst" regieren beim DVV
Hecht ist Rekordnationalspieler Deutschlands mit 385 Länderspielen für DDR und Bundesrepublik. Er übernahm den DVV im Juni 2018, nachdem das Präsidium wegen eines Streits mit der Mehrheit der Landesverbände über die künftige Ausrichtung geschlossen zurückgetreten war.
Inzwischen hat sich wieder vieles angestaut. Sportdirektoren verließen den Verband und wurden nicht ersetzt. Auch der Posten von Vorstand Bernd Janssen, der freiwillig aufgab, ist noch nicht wieder besetzt. "In der DVV-Zentrale fehlt es offenbar an allem: an Personal, an Verständnis für Zuständigkeiten, an Informationen und vor allem an gegenseitigem Vertrauen", schreibt das "Volleyball Magazin". Es regiere "Misstrauen und Angst" beim DVV.
Der Verband reagierte mit einem langen Schreiben an das "Volleyball Magazin", in dem gefordert wurde, die "Falschmeldungen" richtig zu stellen. Bislang blieb die Zeitschrift aber bei ihren Aussagen.
Ehemalige Beschäftigte des DVV bestätigten der Sportschau das zu ihrer Zeit vergiftete Arbeitsklima in der Zentrale des Verbandes. Es habe sogar die Befürchtung bestanden, dass persönlich adressierte Mails mitgelesen worden sein.