"Auf einem Bein gespielt" Wimbledon-Traum von angeschlagenem Zverev endet im Achtelfinale
Alexander Zverev ist in Wimbledon in einem dramtischen Achtelfinale trotz einer 2:0-Satzführung gegen Taylor Fritz ausgeschieden. Deutschlands Nummer eins spielte mit einer Knieblessur, gab sich aber zuversichtlich im Hinblick auf einen Start bei Olympia in Paris. Elena Rybakina darf weiter auf ihren zweiten Titel an der Church Road hoffen. Das deutsche Tennis-Doppel Constantin Frantzen und Hendrik Jebens überraschte mit dem Einzug ins Viertelfinale.
Für den bislang so stark aufspielenden Alexander Zverev endete das Turnier in Wimbledon vorzeitig mit einer bitteren Niederlage. Deutschlands Nummer eins gab am Montag (08.07.2024) im Achtelfinale gegen den US-Amerikaner Taylor Fritz eine 2:0-Satzführung aus der Hand und verlor nach dreieinhalb Stunden mit 6:4, 7:6 (7:4), 4:6, 6:7 (3:7), 3:6.
Zverev in Wimbledon erneut im Achtelfinale raus
Zverev hatte zuvor in den ersten drei Runden auf dem einst ungeliebten Rasenbelag brilliert, nach der Niederlage gegen den US-Amerikaner bleibt es aber bei der ernüchternden Bilanz, dass er in Wimbledon noch nie übers Achtelfinale hinausgekommen ist.
Im achten Versuch auf dem "heiligen Rasen" war Zverev dem erstmaligen Sprung in die Runde der letzten acht so nah - und spielte lange wie ein Topfavorit auf den Titel. Doch der Hamburger, der mit einer Knieblessur ins Match ging, konnte seine beeindruckende Leistung nicht über die volle Spieldauer gegen einen immer stärker werdenden Fritz halten.
Zverev mit Knieblessur, aber Kampfansage für Olympia: "Paris will ich gewinnen"
"Mir könnte es besser gehen. Ich bin stolz, dass ich bis zum Ende gekämpft habe, es ist eine harte Niederlage", sagte Zverev, der nach eigenen Angaben mit einem "Knochenödem und einer Zerrung in der Kapsel" ins Match gegangen war: "Es ist offensichtlich, dass ich nicht bei 100 Prozent war. Ich habe auf einem Bein gespielt." Das Knie sei "relativ geschwollen", der Start bei Olympia aber nicht in Gefahr, sagte Zverev bei der Pressekonferenz und blickte schon wieder nach vorn: "Paris will ich gewinnen."
Bei einem Sturz im Drittrundenduell gegen den Briten Cameron Norrie hatte Zverevs Knie etwas abbekommen. Nach einer MRT-Untersuchung und einem Belastungstest hob das Team Zverev den Daumen.
Zverev angeschlagen, Fritz immer dominanter
Doch als sich das Match gegen Fritz drehte und der US-Amerikaner nach dem Gewinn des dritten Satzes immer dominanter spielte, konnte Zverev nicht mehr kontern. Die Nummer vier der Welt geriet zunehmend in die Defensive, ließ sich bei seinen Schlägen immer häufiger weit hinter die Grundlinie zurückdrängen. Im fünften Durchgang schaffte der US-Amerikaner, der im Laufe des Matches vor allem bei seinen Returns immer druckvoller wurde, ein frühes Break - und ließ sich den Vorsprung nicht mehr nehmen.
"Alex hat sich im fünften Satz nicht mehr so gut bewegt. Ich wünsche ihm nur das Beste", sagte Fritz im Siegerinterview und sprach von einem Traum, ein derartiges Comeback "auf dem Centre Court in Wimbledon, vor dieser Kulisse" geschafft zu haben. Im Viertelfinale trifft Fritz, an Nummer 13 gesetzt, nun auf den Italiener Lorenzo Musetti.
De Minaur erstmals im Viertelfinale - jetzt gegen Djokovic
Alex de Minaur hat seine starke Saison in Wimbledon fortgesetzt. Der 25-Jährige aus Sydney schaffte mit einem 6:2, 6:4, 4:6, 6:3-Erfolg gegen den 20-jährigen Franzosen Arthur Fils an der Church Road erstmals den Sprung ins Viertelfinale. Weiter ging es für de Minaur noch nie bei einem Grand-Slam-Turnier. In Paris hatte er zuletzt ebenfalls das Viertelfinale erreicht, verlor dann aber gegen Zverev.
In Wimbledon bekommt es der Australier nun mit Novak Djokovic zu tun. Der Rekord-Grand-Slam-Sieger gewann rund einen Monat nach seiner Knie-Operation souverän mit 6:3, 6:4, 6:2 gegen den Dänen Holger Rune und darf damit weiter auf seinen achten Titel in Wimbledon hoffen.
Rybakina im Viertelfinale - und auf Titelkurs
Auch Elena Rybakina ist in Wimbledon auf Titelkurs. Die 25 Jahre alte Kasachin profitierte in ihrem Achtelfinalduell von einer Verletzung ihrer Gegnerin Anna Kalinskaya. Die bis dahin stark aufspielende Rybakina untermauerte aber auch so ihre Rolle der Titelfavoritin.
Kalinskaya hatte früh im ersten Satz Probleme an ihrer Schlaghand und musste sich behandeln lassen. Nach 53 Minuten beim Stand von 3:6 und 0:3 im zweiten Satz musste die Russin dann ihr Debüt auf dem Centre Court in Wimbledon beenden, unter den Augen ihres Freundes Jannik Sinner.
Die an Nummer 4 gesetzte Rybakina zog damit ins Viertelfinale ein und trifft dort auf Vorjahres-Halbfinalistin Elina Svitolina aus der Ukraine. Rybakina ist nun die höchstgesetzte verbliebene Spielerin im Einzel. Ihre ärgsten Konkurrentinnen Iga Swiatek und Coco Gauff sind bereits gescheitert, Aryna Sabalenka hatte ihre Teilnahme wegen Schulterproblemen abgesagt.
"Das ist definitiv nicht so, wie ich ein Match gewinnen will. Anna ist eine große Spielerin, ich hoffe, dass sie schnell wieder fit wird", sagte Rybakina über ihre angeschlagene Gegnerin. "Ich genieße es, hier zu spielen. Ich versuche weiter, mein bestes Spiel zu zeigen. Hoffentlich kann ich bis zum Ende gehen."
Rybakina jetzt Titelfavoritin - 18 Siege bei 20 Matches in Wimbledon
Mit ihrem starken Auftritt gegen Kaliskaya, allen voran ihrem beeindruckenden Aufschlag, untermauerte Rybakina nun aber ihre Rolle der Titelfavoritin. Sie ist die erste Spielerin seit Carla Suarez Navarro im Jahr 2015, die elf Viertelfinale in den ersten sieben Monaten der Saison erreicht hat. Auf dem Rasen von Wimbledon hat die Siegerin von 2022 nun 18 ihrer bislang 20 Matches gewonnen - eine Siegquote von 90 Prozent, dies hatten in der Open Era vor ihr nur Steffi Graf und Ann Jones geschafft.
Größere Probleme auf dem Weg ins Viertelfinale hatte Rybakina nur in der zweiten Runde gegen Laura Siegemund, als sie über drei Sätze gehen musste.
Auch Jelena Ostapenko schaffte den Einzug ins Viertelfinale. Die French-Open-Siegerin von 2017 aus Lettland gewann klar mit 6:2, 6:3 gegen Yulia Putintseva, die zuvor mit ihrem Sieg gegen die Nummer eins Iga Swiatek für Furore gesorgt hatte. Ostapenko trifft nun auf Barbora Krejcikova, die sich mit 7:5, 6:3 gegen Danielle Collins durchsetzte - im wohl letzten Auftritt der US-Amerikanerin in Wimbledon. Collins hatte angekündigt, ihre Karriere zum Jahresende zu beenden.
Deutsches Doppel Frantzen/Jebens überraschend im Wimbledon-Viertelfinale
Das deutsche Tennis-Doppel Constantin Frantzen und Hendrik Jebens zog in Wimbledon völlig überraschend ins Viertelfinale ein. Das Duo aus Düsseldorf und Stuttgart setzte sich im Achtelfinale des wichtigsten Rasenturniers der Welt 7:6 (7:5), 7:6 (7:3) gegen das niederländisch-britische Duo Jean-Julien Rojer und Lloyd Glasspool durch.
In der Runde der besten acht treffen Frantzen und Jebens auf die an Position neun gesetzte Paarung Michael Venus und Neal Skupski aus Neuseeland und Großbritannien. In der ersten Runde war dem deutschen Duo der erste Sieg bei einem Grand-Slam-Turnier überhaupt gelungen. In der zweiten Runde schafften die beiden eine Überraschung gegen die Nummer zwei der Setzliste.
Im Achtelfinale des dritten Grand-Slam-Turniers des Tennis-Jahres stehen auch Kevin Krawietz und Tim Pütz (Coburg/Frankfurt).