Tennisturnier in New York US Open - Der Kampf gegen die riesige Zuschauerwand
Die Zuschauer bei den US Open sind für ihre Lautstärke und den Einsatz für ihre Landsleute berüchtigt. Die deutsche Spielerin Laura Siegemund hat dies gerade zu spüren bekommen. Anders war es aber wohl noch nie.
Die Tränen waren nicht zu übersehen. Nach ihrer Erstrundenniederlage bei den US Open gegen die US-Amerikanerin und heimliche Titelfavoritin Coco Gauff war Laura Siegemund emotional an ihre Belastungsgrenze gekommen.
So viel Abneigung von einem (Tennis-)Publikum wie im Arthur-Ashe-Stadium - mit 23.771 Zuschauern Fassungsvermögen das größte und wohl auch lauteste Tennisstadion der Welt - war der 35-Jährigen in ihrer langen Karriere noch nie entgegengeschlagen.
Harte Bedingungen
"Dieses unfaire, respektlose Verhalten gegen eine Nicht-Amerikanerin, das habe ich bislang nur auf diesem Court erlebt", sagte Siegemund. "Es ist das erste Mal, dass ich in einer Pressekonferenz weine." Im Volksmund würde man wohl sagen: Um diese große Bühne betreten zu können, braucht man ein besonders dickes Fell.
"Es ist schon richtig hart dort zu spielen. Vor allem, wenn man nicht aus den USA kommt und gegen einen Amerikaner spielt. Das ist dort mit Abstand das emotional schwierigste Publikum, das es auf der Welt gibt. Die Zuschauer sind total parteiisch und setzen sich ohne Wenn und Aber für ihren Favoriten ein", sagt Andreas Maurer (65) der Sportschau. "Das ist emotional unfassbar schwierig. Man spielt gegen eine riesige Wand an."
Zuschauer sind knallhart
Eine Neuigkeit für Spieler und Trainer sei das allerdings nicht. Wer die US Open spiele, der wisse, worauf er sich einlasse, so Maurer. Schließlich war der ehemalige Weltklassespieler in den vergangenen Jahrzehnten schon häufig als Spieler und später als Trainer vor Ort auf der Tennisanlage in Flushing Meadows - und weiß genau um die Besonderheiten der amerikanischen Tennisfans.
Boris Becker (li.), Michael Westphal und Andreas Maurer
Eigentlich habe sich in all den Jahren nichts verändert."Die Zuschauer interessiert nicht, ob die Spieler gerade im Match sind. Die stehen während der Ballwechsel auf und holen sich Popcorn oder Getränke. Die rufen rein und müssen auch ständig zur Ruhe gerufen werden. Die Zuschauer dort sind knallhart", sagt Maurer. "Aber es war noch nie anders."
Noch mehr Stress bei der Qualifikation
Ohnehin sind die US Open das wohl unruhigste, lautstärkste Turnier auf der gesamten Tennistour. Nicht nur auf dem Center Court ist die Geräuschkulisse besonders groß. "Auch das ganze Drumherum ist sehr hektisch und sehr laut", sagt Maurer.
Wer etwa die Qualifikation für das Hauptfeld spielen müsse, der habe teilweise mit noch mehr Trubel zu tun. Viele Zuschauer quetschen sich auf die wenigen Plätze, Verpflegungsstände rund herum sorgen für ein besonderes Flair.
Lärm bei den US Open
Tief startende und landende Flugzeuge vom unmittelbar angrenzenden Flughafen LaGuardia lassen die Aktiven zusätzlich noch geradezu erzittern. Während des Hauptturniers werden die Flieger dann umgeleitet.
"Mit dem Flair des Tennissports wie etwa in Wimbledon hat das alles nichts zu tun", sagt Maurer. "Aber auch das hat natürlich seinen großen Reiz."