Alexander Zverev in Aktion

Sieg um 2.35 Uhr Ortszeit Zverev nutzt die Vorlage von Djokovic und Alcaraz

Stand: 31.08.2024 09:50 Uhr

Alexander Zverev hat nach dem sensationellen Aus von zwei Top-Favoriten in einer kräftezehrenden Nachtschicht das Achtelfinale der US Open erreicht.

Der Tennis-Olympiasieger von 2021 bezwang den Argentinier Tomás Martin Etcheverry mit 5:7, 7:5, 6:1, 6:3 und verwandelte den zweiten Matchball erst um 2.35 Uhr New Yorker Ortszeit am Samstagmorgen. Zu Beginn leistete sich Zverev viel zu viele Fehler. Mit seiner starken Physis kämpfte der 27-Jährige den Sandplatzspezialisten aber nieder und setzte sich wie schon im French-Open-Viertelfinale 2023 in vier Sätzen durch.

"Danke, dass ihr alle so lange geblieben seid", sagte Zverev im Sieger-Interview zu den Fans und witzelte: "Es ist ein Freitagabend in New York. Um ehrlich zu sein, wenn ich einen freien Freitagabend in New York hätte, wäre ich jetzt woanders."

100. Sieg bei einem Grand-Slam-Turnier

Zverev feierte damit den 100. Sieg in einem Spiel bei einem Grand-Slam-Turnier. Er ist der erste Spieler, der nach 1990 geboren wurde, der diese Marke erreicht. Der 27-Jährige trifft in der Runde der besten 16 nun auf den Amerikaner Brandon Nakashima. Der 23-Jährige bezwang in vier Sätzen den Italiener Lorenzo Musetti, der zuletzt den Traum von Zverev vom erneuten Gold bei Olympia im Viertelfinale von Paris beendet hatte.

Djokovic scheitert mit "schrecklichem Tennis"

Novak Djokovic schulterte seine goldenen Taschen und stapfte nach der nächsten großen Sensation der US Open missmutig aus der größten Tennis-Arena der Welt. Nach Carlos Alcaraz scheiterte auch der Titelverteidiger als zweiter Topfavorit in New York bereits vor dem Achtelfinale. 

Der 37 Jahre alte Serbe unterlag dem Australier Alexei Popyrin in der dritten Runde mit 4:6, 4:6, 6:2, 4:6 und schied damit so früh aus wie seit 2006 nicht mehr bei den US Open. "Es war ein schreckliches Match von mir", sagte Djokovic konsterniert. "Ich habe teils mein schlechtestes Tennis jemals gespielt, so schlecht aufgeschlagen wie nie."

Erstmals seit 2017 ohne Grand-Slam-Erfolg

Damit bleibt der 24-malige Grand-Slam-Turniersieger diese Saison erstmals seit 2017 ohne einen Triumph bei einem der vier größten Turniere. Knapp einen Monat nach seinem Triumph bei Olympia in Paris zeigte sich Djokovic weit von der Glanzform des Finalsiegs über Alcaraz entfernt.

"Ich habe viel Energie aufgewendet, Gold zu gewinnen und bin in New York angekommen, ohne mich mental und physisch frisch zu fühlen", sagte er. Zuvor war bereits der Weltranglistendritte Alcaraz aus Spanien überraschend in der zweiten Runde dem Niederländer Botic van de Zandschulp unterlegen.

Popyrin erstmals in einem Grand-Slam-Achtelfinale

Der an Position 28 gesetzte Popyrin bewies erneut seine starke Hartplatzform und zeigte phasenweise begeisterndes Tennis. Spektakuläre Punktgewinne feierte er ausgelassen und heizte das Publikum im Arthur Ashe Stadium immer wieder an. Nach dem Matchgewinn breitete er die Arme aus, schrie seine Freude heraus und genoss die Ovationen der Zuschauer.

"Es ist unglaublich", schwärmte er. "Es gegen den Größten der Geschichte in die vierte Runde zu schaffen, ist ein großartiges Gefühl." In der Vorbereitung hatte Popyrin das Masters-1.000-Turnier in Montreal gewonnen und schaffte es nun erstmals in seiner Karriere bei einem Grand-Slam-Turnier ins Achtelfinale. Schon in der dritten Runde des Vorjahres gegen seinen Landsmann Laslo Djere hatte Djokovic die beiden ersten Sätze jeweils 4:6 verloren. Damals kämpfte sich der erfolgreichste Tennisprofi der Geschichte noch erfolgreich zurück und gewann das Turnier. 

Doch beim Stand von 2:2 des vierten Satzes gelang Popyrin in einem hart umkämpften Spiel mit einer peitschenden Vorhand nun das vorentscheidende Break. Der 25-Jährige zog auf 5:2 davon, geriet noch einmal kurz ins Wackeln, feierte aber verdient den bislang größten Erfolg seiner Karriere.

Niemeier chancenlos gegen Zheng

Zuvor hatte Jule Niemeier eine Überraschung in der dritten Runde klar verpasst. Die 25-Jährige aus Dortmund unterlag am Freitag der Weltranglistensiebten Zheng Qinwen aus China mit 2:6, 1:6 und muss weiter auf ihren zweiten Achtelfinaleinzug in New York nach 2022 warten.  

Jule Niemeier

Jule Niemeier

Und doch muss sich Niemeier nach guten Vorstellungen in Flushing Meadows nicht grämen. Ihr bleiben 215.000 US-Dollar Preisgeld, dazu wird die Dortmunderin (derzeit Nummer 101 der Welt) im WTA-Ranking einen Sprung um rund 15 bis 20 Plätze machen. Die Wimbledon-Viertelfinalistin von 2022 wird nach dem letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres als beste deutsche Spielerin geführt werden.

Titelverteidigerin Gauff muss etwas zittern

Coco Gauff hat auf dem Weg zur Titelverteidigung hingegen das Achtelfinale erreicht. Die 20 Jahre alte US-Amerikanerin setzte sich in ihrer Drittrundenpartie nach Anlaufschwierigkeiten mit 3:6, 6:3, 6:3 gegen die Ukrainerin Elina Switolina durch.

Im Vorjahr hatte sie in New York ihren ersten und bisher einzigen Grand-Slam-Titel gewonnen. "Das bedeutet mir so viel. Ich wusste, es wird heute ein hartes Spiel. Ich musste mein bestes Tennis zeigen. Ich bin stolz auf meine Leistung. Danke für diese Atmosphäre", sagte Gauff. Das Arthur Ashe Stadium sei ihr Lieblingsplatz. Im Achtelfinale trifft die Weltranglistendritte auf ihre Landsfrau Emma Navarro oder die Ukrainerin Marta Kostjuk.

Niemeier will in die Top 74

Auf dem Grandstand, dem drittgrößten Stadion im USTA Billie Jean King National Tennis Center, leistete sich Niemeier im ersten Satz viele einfache Fehler, offenbarte Probleme beim eigenen Aufschlag und ließ sich wegen einer Blase am linken Fuß behandeln. Zum Start des zweiten Durchgangs kassierte sie sofort das Break und hatte der Chinesin in der Folge nur noch wenig entgegenzusetzen. Nach 80 Minuten nutzte Zheng ihren ersten Matchball zum Sieg.

"Es war eine sehr positive Woche, auf die ich sehr stolz sein kann, weil die letzten Wochen nicht so einfach waren", sagte Niemeier, die mittelfristig die Top 75 der Welt anpeilt und bei Grand Slams "länger dabei bleiben" will: "Langfristig ist mein Ziel, weiter oben zu stehen und vorne mitzuspielen."