Jahresbilanz im deutschen Frauen-Tennis Tatjana Maria ist die erfolgreichste Spielerin
Die deutschen Tennis-Frauen nehmen auf der WTA-Tour keine Spitzenpositionen ein. Tatjana Maria belegt derzeit die beste Position in der Weltrangliste.
Tatjana Maria
Vielleicht ist es ein ganz einfaches Erfolgsgeheimnis, das Tatjana Maria antreibt. "Mein Ziel ist es momentan einfach, mich und mein Spiel weiterzuentwickeln, dass ich gesund bleibe und es mir weiterhin Spaß macht", sagte die derzeit beste deutsche Tennisspielerin kürzlich.
Maria, geboren in Bad Saulgau und nun seit einigen Jahren in Florida/USA ansässig, ist 36 Jahre alt und beendete die Saison auf der WTA-Tour auf Rang 57 - ihr zweitbestes Ergebnis, seit sie seit 2002 als Profi-Spielerin unterwegs ist. Und sie hat immer noch großen Spaß an ihrem Beruf.
Ein Turniersieg in Kolumbien und einige weitere gute Ergebnisse prägten das sportliche Jahr der zweifachen Mutter. "Ich bin zufrieden mit meiner Saison. Bis auf die Grand Slams war mein Jahr wirklich gut", so Maria. Ihr Spielstil wirkt fast schon ein wenig antiquiert im Vergleich zu den Power-Konkurrentinnen auf der Profi-Tour, die vor allem den Topspin im Repertoire haben. Aber mit den unterschnittenen Bällen treibt sie ihre Konkurrentinnen noch immer häufig genug an ihre Grenzen.
Vorhand- und Rückhand-Slice spielt bis auf Maria heutzutage niemand mehr - vor allem nicht so dauerhaft und erfolgreich. Dazu die flinken Beine, die so manchen scheinbar unerreichbaren Ball doch noch erlaufen. Rund 643.000 US-Dollar Preisgeld konnte Maria in der abgelaufenen Saison einstreichen. Am 30. Dezember geht es für sie im deutschen Team beim United Cup in Sydney weiter.
Tamara Korpatsch
Ihr bislang größtes Karriere-Highlight kam zum Schluss. Im rumänischen Cluj-Napoca sicherte sich Tamara Korpatsch Ende Oktober ihren ersten Siegerpokal (250er-Kategorie) auf der WTA-Tour. "Dieser Titel bedeutet so viel für mich", sagte die 28 Jahre alte Hamburgerin, die als Selfmade-Profi gilt und laut eigener Aussage in den vergangenen Jahren "sehr wenig Unterstützung" vom Deutschen Tennis Bund (DTB) erhielt. Sie führte lange Zeit ein Schatten-Dasein in der Öffentlichkeit und war nur Experten bekannt. Mittlerweile ist Korpatsch die Nummer zwei im deutschen Frauen-Tennis.
Tamara Korpatsch
Nicht zuletzt durch diesen Erfolg erreichte sie im Abschlussranking der WTA Platz 73 - ihr bestes Ergebnis, seit sie 2013 in die Weltrangliste einstieg. Die Nummer eins der Welt wolle sie werden, das hat Korpatsch tatsächlich oft gesagt.
Allerdings ist sie von diesen Sphären noch weit entfernt. Bei den Australian Open zog sie als Qualifikantin erstmals ins Hauptfeld ein. In Wimbledon erreichte sie als Lucky Loserin die zweite Runde, bei den US Open stand sie erstmals direkt im Hauptfeld und gewann eine Runde. Rund 470.000 US-Dollar brachte ihr die Saison ein. Der Grundstein für noch mehr Rampenlicht und Aufmerksamkeit ist nun aber gelegt.
Laura Siegemund
Laura Siegemund hat ihr Tennis-Leben Anfang November gekrönt. Die 36-Jährige kann sich Weltmeisterin nennen. Im Doppel-Wettbewerb bei den WTA-Finals im mexikanischen Cancun gewann die gebürtige Filderstädterin mit ihrer russischen Partnerin Vera Zvonareva (39) das Doppel-Finale. "Am Ende steht ein großer Sieg, ein schöner Abschluss", sagte Siegemund.
Laura Siegemund jubelt
Ohnehin hat sich Siegemund immer mehr zur Doppel-Spezialistin entwickelt. Allein in dieser Saison konnte sie fünf Titel gewinnen und rangiert auf Platz fünf der Doppel-Weltrangliste. Auch in der Einzel-Karriere kann sie an guten Tagen noch mit der Weltspitze mithalten.
Etwa wie beim Turnier in Warschau, wo sie sich erst im Finale der Weltranglisten-Ersten Iga Swiatek geschlagen geben musste. In der Einzel-Wertung wird sie auf Platz 86 geführt. Rund 1,17 Millionen US-Dollar Preisgeld konnte sie im Jahr 2023 für sich verbuchen.
Die Verfolgerinnen
Anna-Lena Friedsam rangiert seit fünf Jahren auf ähnlichem Niveau, wird derzeit auf Weltranglisten-Rang 115 geführt. Die 29-Jährige erreichte kaum einmal die dritte Runde eines WTA-Turniers. Immerhin konnte sie einen Doppel-Titel feiern und strich insgesamt rund 409.000 US-Dollar ein.
Die gebürtige Ukrainerin aus Kiew, Eva Lys, sucht weiter nach Bodenhaftung auf der WTA-Tour. Die 21-Jährige ist die Nummer 136 in der Welt, Tendenz steigend. Das Erreichen des Halbfinales in Cluj-Napoca war ihr bestes Ergebnis in der abgelaufenen Saison, in der sie rund 320.000 US-Dollar Preisgeld erspielte.
Es war nicht die Saison von Jule Niemeier. Die Dortmunderin ist innerhalb eines Jahres von ihrem Top-Rang 61 auf Platz 162 zurückgefallen. Der 24-Jährigen wollte so gut wie nichts gelingen, sie trennte sich zudem von ihrem Trainer Christopher Kas. Rund 461.000 US-Dollar verdiente sie. Im neuen Jahr kann es mit Blick auf ihr Talent eigentlich nur besser werden.
Ihr Stern ging im Sommer in Hamburg auf: Noma Noha Akugue schaffte es bis ins Finale des WTA-Turniers, wo sie erstmals eine Wildcard für ein Hauptfeld auf der Tour erhielt - und durchstartete. Danach hatte die 20-Jährige aus Reinbek allerdings Probleme, diese Performance zu bestätigen. Vor zwei Jahren stand sie noch auf Platz 708 in der Welt, Ende dieses Jahres ist sie die Nummer 171. Preisgeld: rund 135.000 US-Dollar. Sie gilt als eines der größten Talente des DTB.