Alexander Zverev und Jan-Lennard Struff klatschen sich ab
analyse

Deutsche auf der ATP-Tour Zverev, Struff - und eine Weile nichts

Stand: 22.12.2023 10:19 Uhr

Die Tennis-Saison 2024 steht bereits in den Startlöchern. Aber wie lautet die Bilanz der deutschen Profis um Alexander Zverev auf der ATP-Tour für die abgelaufene Saison?

An Heiligabend geht es für Alexander Zverev schon wieder in Richtung Zukunft. Dann wird der beste deutsche Tennisprofi im Flieger Richtung Australien sitzen. Nach einem kurzen Familien-Erholungsurlaub auf den Malediven. Ab Ende Dezember wird sich der gebürtige Hamburger beim Vorbereitungsturnieren auf die Australian Open in Melbourne vorbereiten - das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres.

Der 26-Jährige fliegt als Nummer sieben der Weltrangliste nach Down Under. Hätte ihm das jemand vor einem Jahr angekündigt, hätte er das wohl sofort unterschrieben. Schließlich wusste Zverev zu Jahresbeginn und nach siebenmonatiger Verletzungspause (mehrfacher Bänderiss) nicht, ob er wieder sein altes Niveau erreicht. Und wie lange dies dauern würde. "Es war das härteste Jahr meines Lebens, ich liebe Tennis mehr als alles andere im Leben", sagte Zverev am Saisonende im November.

Zverevs neue, alte Ziele

Nun, ein Jahr später, lässt sich sagen: Zverev hat sein Comeback in atemberaubendem Tempo hinbekommen. Vom zwischenzeitlichen Weltranglistenplatz 27 bis zu den ATP Finals und unter die Top 10. Die Jahres-Matchbilanz von 55 Siegen zu 27 Niederlagen, zwei Turniersiegen und rund 4,8 Millionen Euro Dollar Preisgeld zeugen von einer kaum zu erwartenden Steigerung und Konstanz auf höchstem Niveau. Eine unter diesen Umständen überaus überzeugende Saison.

Im kommenden Jahr kann sich Zverev nun wieder vollständig auf seinen Körper verlassen und seine größten Ziele anpeilen. Die Verteidigung seines Olympia-Titels in Paris sowie den Gewinn eines Grand-Slam-Turniers. "Ich bin sehr motiviert, ich setze mir keine Limits", so Zverev.

"Maschine" Jan-Lennard Struff

Boris Becker schrie es via sozialer Medien heraus: "Struffi, du bist eine Maschine!!!", schrieb der dreimalige Wimbledonsieger. Beim 1.000er-Turnier in Madrid kämpfte sich der gebürtige Warsteiner bis in sein erstes großes Finale und unterlag nur ganz knapp in drei Sätzen dem spanischen Tennis-Wunderkind Carlos Alcaraz. Auch beim kleineren Turnier in Stuttgart schaffte er es bis in die letzte Runde - und unterlag.

Es waren die Höhepunkte in einer auch für Struff schwierigen Saison. Im April litt der 33-Jährige an einem Zehenbruch und im Juni - nach den French Open - setzte ihn eine weitere Verletzung lange Zeit außer Gefecht. Unter anderem konnte der Familienvater nicht in Wimbledon und bei den US Open antreten. Ohnehin schon war er wegen einer langwierigen Fußverletzung im Jahr 2022 lediglich auf Position 167 ins neue Tennis-Jahr gestartet.

Bestes Ranking überhaupt

"Da ist man in Ranglisten-Regionen, wo man viele Challenger (Turniere unterer Kategorien; Anm. der Red.) spielen muss. Das ist nicht einfach, sondern richtig harte Arbeit. Dass es dann so läuft, hätte ich nicht zu träumen gewagt", sagte die deutsche Nummer zwei nach ihrem letzten Turnier in diesem Jahr.

Der Kämpfer Struff machte seinem Namen alle Ehre und erreichte im Juni 2023 sogar sein bisher bestes Ranking seiner Karriere mit Rang 21. Seine Matchbilanz auf der ATP-Tour: 20 Siege, 17 Niederlagen. Einnahmen: rund 1,35 Millionen Dollar. Eine rundum gelungene, wenn auch durch Verletzungen stark beeinträchtigte Saison. Am Neujahrstag wird Struff in Hongkong seine Turniersaison beginnen. Seine Performance überzeugte auch die Kollegen auf der Tour. Sie wählten ihn am Jahresende zum Comebacker des Jahres.

Die Nachrücker

Für Daniel Altmeier war es eine insgesamt gute Saison. Von Platz 94 arbeitete er sich hoch auf Platz 47 - seine bislang beste Position "Ich habe viel gelernt, konnte das Jahr durchspielen und an fast allen großen Turnieren teilnehmen. Dazu habe ich zwei Top-Ten-Profis geschlagen", sagt der 25 Jahre alte Kempener.

Daniel Altmaier während seines French Open Matches gegen Jannik Sinner

Gegen die Top-Spieler Jannik Sinner (French Open) und Andrej Rublew (Hamburg) konnte er bereits nachweisen, dass er auch höchsten Ansprüchen genügen kann. Seine Jahresbilanz auf der ATP-Tour: 14 Siege, 23 Niederlagen. Preisgeld rund eine Millionen Dollar. Die Erwartungen für 2024 sind groß bei Altmaier.

Das Knie machte Oscar Otte die gesamte (verkorkste) Saison über zu schaffen. In die Saison als 76. der Welt gestartet, fiel Otte wegen einer Operation und eines schwierigen Comebacks zurück bis auf Platz 252. Seine Jahresbilanz auf der ATP-Tour: 6 Siege, 14 Niederlagen, Preisgeld: rund eine halbe Million Dollar. Der 30 Jahre alte Kölner muss nun auf ein gesundes Jahr 2024 hoffen.

Auch Dominik Koepfer ist ein großer Kämpfer. Im Spiel gegen Carlos Alcaraz bei den US Open versuchte er mit einem akuten Bänderriss im Fuß zu spielen - was nicht funktionierte. Zuvor hatte ihn eine Verletzung an der Schlaghand zurückgeworfen.

Insgesamt aber eine gute Saison für den 29-Jährigen, der zwischen ATP-Tour und Challenger-Tour hin und her wechselte. Deshalb lief Koepfer häufig unter dem Radar der Öffentlichkeit. Derzeit ist der gebürtige Furtwangener Nr. 77 der Welt, als Nummer 200 startete er in die Saison. Seine Jahresbilanz auf der ATP-Tour: 7 Siege, 6 Niederlagen. Preisgeld rund 375.000 Dollar. Auch er hofft 2024 darauf, verletzungsfrei zu bleiben.

Von Weltranglistenplatz 128 auf aktuell 51 - Yannick Hanfmann hat ebenfalls beeindruckend an seinem Ranking gearbeitet. Der 32 Jahre alte Karlsruher, der seit Geburt schwerhörig ist, hat im vergangenen Jahr nochmal auf sich aufmerksam gemacht und sich in der Weltspitze etabliert.

In Wimbledon machte er auf sich aufmerksam, als er Taylor Fritz (USA) in fünf Sätzen ärgerte, aber letztlich doch nicht besiegen konnte. Ansonsten zeigte er zumeist solide Auftritte, das ganz große Ergebnis fehlte Hanfmann in der Saison allerdings. Seine Jahresbilanz auf der ATP-Tour: 23 Siege, 22 Niederlagen. Preisgeld rund 950.000 Dollar.