Olympische Spiele in Paris Rafael Nadals letzter Akt?
Derzeit bereitet sich Rafael Nadal im schwedischen Bastad auf die Olympischen Spiele vor. Beendet der Spanier auf der geliebten Asche von Paris wirklich seine Karriere?
Es ist Rafael Nadal anzusehen, dass er Spaß hat. Spaß an seinem Spiel, Spaß, bei einem Turnier dabei zu sein. Spaß auch, vor großem Publikum sein Können zu präsentieren. Der 38-Jährige genießt die direkt am Meer gelegene Tennisanlage im schwedischen Bastad sichtlich. Womöglich hatte er in all den Jahren im Tenniszirkus schon vergessen, wie idyllisch und angenehm dieser kleine Badeort sein kann.
"Ich bin froh, nach fast 20 Jahren wieder in Bastad zu spielen", sagte Nadal nach seinem ersten Match, das er mit einem Erfolg im Doppel mit dem norwegischen Spitzenspieler Casper Ruud (Nr. 9 der Weltrangliste) gegen ein recht unbekanntes Duo beendete.
Eigentlich ist dieses schwedische Tennis-Event - ein Turnier lediglich in der Kategorie 250 angesiedelt - ein paar Nummern zu klein für den Spanier, weshalb er all die Jahre auch nicht dorthin gereist ist. Aber in diesem Jahr ist alles anders.
Bereits zwei Goldmedaillen gewonnen
Es soll für Nadal genau einen Zweck erfüllen: Es soll eine optimale Vorbereitung auf den Tennis-Wettbewerb bei den Olympischen Spielen sein. Nach seinem Erstrunden-Aus bei den French Open gegen Alexander Zverev Ende Mai will Nadal noch einmal auf den Court Philippe Chatrier in Paris zurückkehren, wo er 14 Mal triumphierte, um seine einmalige Sandplatz-Historie mit mindestens einer weiteren Olympia-Medaille zu krönen.
Einmal Edelmetall im Einzel (2008 in Peking) und einmal im Doppel (2016 in Rio de Janeiro) mit Marc López hat sich Nadal bereits erspielt.
Nun hat er sich in den vergangenen Wochen auf Mallorca in seiner Tennisakademie akribisch vorbereitet und seinen oft so maladen Körper noch einmal auf Wettkampfmodus hochgefahren. Aus diesem Grund hatte er auch das traditionsreichste Grand-Slam-Turnier in Wimbledon ausgelassen.
"Ich glaube nicht, dass es klug wäre, nach all dem, was mit meinem Körper passiert ist, jetzt einen großen Übergang auf einen völlig anderen Belag zu machen und dann gleich wieder auf Sand zurückzukehren", hatte Nadal in Paris gesagt und damit einen Einblick in seine strategische Planung gegeben.
Alcaraz ist stolz, mit seinem Idol zu spielen
Nadal will in der französischen Hauptstadt im Einzel und im Doppel antreten. Carlos Alcaraz wird sein Partner in Paris sein. "Ich bin sehr glücklich, dass ich mit meinem Idol Rafa bei den Olympischen Spielen Doppel spielen kann. Es ist für mich eine großartige Gelegenheit, mich als Spieler weiterzuentwickeln und von ihm zu lernen", sagte der 21 Jahre alte Shootingstar zuletzt überaus höflich und voller Stolz. Allerdings dürfte Alcaraz sein großes spanisches Vorbild in Sachen Leistungsfähigkeit mittlerweile deutlich überholt haben.
Wie es um die tatsächliche Leistungsfähigkeit von Nadal bestellt ist, weiß er wohl selbst nicht genau. Gegen Leo Borg, den 21 Jahre alten Sohn des großen Björn Borg, siegte Nadal zum Auftakt in Bastad recht souverän im Einzel mit 6:3, 6:4. Allerdings ist Leo Borg derzeit lediglich die Nummer 461 der Weltrangliste und damit kein echter Gradmesser auf dem Niveau, das ab dem 27. Juli in Paris gefordert sein wird. Im Achtelfinale wird der Engländer Cameron Norrie (Nr. 42) eine erste echte Hürde sein. Ob Nadal diese nehmen kann?
Keine neue Einschätzung zum Karriereverlauf
Das ist auch deshalb fraglich, weil Nadals Bilanz vor dem Turnier in Bastad im Jahr 2024 alles andere als überzeugend ist. Neben der Erstrunden-Pleite in Roland Garros stehen weitere vier Niederlagen in insgesamt zwölf Partien. Eine für Nadal fast schon erschütternde Bilanz, die nicht nur bei vielen Experten zuletzt die Frage der Konkurrenzfähigkeit des Spaniers hatte aufkommen lassen.
Und noch hat Nadal auch die Frage offen gelassen, ob der olympische Tennis-Wettbewerb das letzte Turnier in seiner aktiven Profikarriere sein wird. "Meine Gedanken gehen bis zu den Olympischen Spielen. Dann muss ich sehen, wie ich mich auf unterschiedlichen Ebenen fühle: persönliche Motivation, Körper und mein Tennisniveau. Macht es Sinn, weiterzuspielen?", sagte er nach den French Open. Eine aktuellere Einschätzung Nadals dazu gibt es bisher nicht.
Bei den US Open auf der Meldeliste
Allerdings: Auf der Meldeliste zu den US Open (26 August bis 8. September) steht Nadal bereits. Der Tennisprofi, derzeit nur noch die Nummer 261 der Welt, profitiert von einem Protected Ranking, das ihm einen Start in New York ermöglichen würde.
Die (Tennis-)Welt darf gespannt sein, ob der Spanier auf den Hardcourts im "Big Apple" vielleicht doch noch eine Abschiedsvorstellung gibt. Erstmal wird es aber Paris.