Souveräner Sieg gegen Goffin Zverevs Spiel mehr als "okay" und erfolgreich
Alexander Zverev zieht souverän in die dritte Runde der French Open ein und erzählt, dass er sich gut fühlt. Doch die Konkurrenz scheint pünktlich zum Saisonhöhepunkt ebenfalls ihre Form zu finden.
Die Zuschauer waren Mitte des zweiten Satzes kurz davor, ihr Interesse an der zweiten Runde zwischen Alexander Zverev und David Goffin zu verlieren, das zu diesem Zeitpunkt wegen der Führung von Zverev vorentschieden schien, da sorgte eine Taube für willkommene Abwechslung. Der zweitgrößte Platz der Anlage, der Court Suzanne-Lenglen, ist seit diesem Jahr neben dem Hauptstadion, dem Court Philippe-Chatrier, ebenfalls mit einem Dach ausgestattet.
Die neue Abdeckung lässt eine ganze Menge Tageslicht durch, denn die Seiten wurden offengelassen. Das sorgt dafür, dass sich auch immer wieder Vögel in das Stadion verirren und einer von ihnen fand an diesem regnerischen Pariser Nachmittag nicht mehr aus dem Stadion. Immer wieder versuchte die Taube, die membranartige Hülle des Dachs zu durchstoßen. Angefeuert wurde sie dabei von Hunderten von Fans, die bei jedem Zusammenprall zwischen Tier und Dach aufschrien. Als der bedauernswerte Vogel endlich seinen Weg nach draußen gefunden hatte, brandete Applaus auf.
Goffin von Zverev entschlüsselt
Dass die Zuschauer sich selber unterhielten, lag jedoch nicht an der fehlenden Qualität des Matches, vielmehr war der Klassenunterschied zu groß. Denn zu diesem Zeitpunkt zeigte sich, dass Alexander Zverev das Spiel von seinem Gegner David Goffin endgültig entschlüsselt hatte. Dabei hatten die beiden Kontrahenten sich im ersten Satz einen sehenswerten Schlagabtausch geliefert.
Der ehemalige Top-10-Spieler Goffin hatte Zverev immer wieder mit flachen, präzisen Schlägen in Bedrängnis gebracht, seine Aufschlagspiele größtenteils sehr souverän gewonnen. Auch Zverev wollte dem in nichts nachstehen, zeigte bei einigen Netzangriffen, dass er in diesem Bereich über die vergangenen Monate Fortschritte gemacht hat.
Doch im Tiebreak wendete sich das Blatt. Goffin, der früh in diesem Entscheidungsspiel geführt hatte, machte drei leichte Fehler und statt eines durchaus möglichen 5:0 für den Belgier stand es 3:2 für Zverev.
Der schaute danach nicht mehr zurück, gewann am Ende mit 7:6 6:2 6:2 und Gegner Goffin strich in der Pressekonferenz heraus, wo der Unterschied lag: "Alexander war heute einfach sehr solide. Sein Aufschlag ist so stark und wenn du im Tiebreak schon weißt, dass er mindestens zwei oder drei Punkte sicher mit seinem Aufschlag macht, ist die Fehlertoleranz sehr gering."
Zverev war froh über zwei freie Tage
Zverev selbst scheint in diesen Tagen sein, in anderen Zeiten etwas aufgesetzt großes Selbstbewusstsein auch spielerisch unterstreichen zu können. Schon gegen Rafael Nadal knickte Zverev nicht vor der großen Kulisse und der Unterstützung der Fans für den spanischen Dauersieger ein, sondern kämpfte sich auch aus einigen kritischen Situationen.
Danach hatte Zverev - für ein Grand-Slam-Turnier untypisch - zwei Tage spielfrei. Das kam nicht ungelegen, wie er im Anschluss an den Sieg gegen Goffin herausstrich: "Ich war ganz froh, dass ich zwei Tage Pause hatte, weil man nach so einem Match wie gegen Nadal erst mal emotional runterkommen muss." Schon nach seinem Sieg gegen den 14-maligen French-Open-Sieger hatte Zverev freimütig bekannt, dass jetzt ein neues Turnier für ihn beginnt, eines, das volle Konzentration verlangt.
Zverev bei den French Open einer der Top-Favoriten
Der gegen Goffin gezeigte Fokus hatte Zverev in der Vergangenheit in den ersten Runden gerne mal gefehlt. Häufiger musste Zverev mehrere Stunden gegen weiter hinten im Ranking verzeichnete Gegner kämpfen und am Ende fehlte ihm in den entscheidenden Matches die Kraft.
Zu diesen French Open ist er als einer der Topfavoriten angereist. Auch wenn Novak Djokovic, Jannik Sinner und Carlos Alcaraz in ihren ersten Matches gute Leistungen zeigten, hat sich an diesem Status nichts verändert. Zu gut war die Form, die Zverev beim letzten großen Vorbereitungsturnier in Rom zeigte.
Zverev war einer der wenigen Spieler, die in Rom die Formfragezeichen durch ein Ausrufezeichen ersetzt hatte. Trotzdem hält er sich mit übertrieben selbstbewussten Ansagen an die Konkurrenz zurück: "Es ist kein Geheimnis, dass ich eins von diesen Dingern gewinnen will. Ich glaube, dass Sinner wieder in Form ist, dass Alcaraz in Form kommen wird, dass Novak wieder sehr stabil wirkt und dann sehen wir nächsten Sonntag, wer mit dem Pokal auf dem Platz stehen wird." Mit der eigenen Form zeigt sich der Hamburger aber zufrieden: "Ich habe das Gefühl, dass ich auf dem Platz okay bin momentan."
Doch die Matches in den kommenden Runden werden nicht leichter. Holger Rune, Daniil Mededew und Novak Djokovic lauern in seinem Teil der Auslosung. Es gibt also eine ganze Menge Gründe, fokussiert zu bleiben. Schließlich hat das neue Turnier gerade erst richtig begonnen.