Deutsche Teams im Medaillenrennen "Einfach Wahnsinn" – Fußball begeistert bei den Special Olympics
Die Fußballwettbewerbe begeistern bei den Special Olympics. Von der prächtigen Stimmung und den starken Leistungen der deutschen Teams überzeugten sich vor Ort auch Celia Sasic und Philipp Lahm.
Das Ergebnis war überdeutlich, doch beim gemeinsamen Gruppenfoto und der La-Ola-Welle für die begeisterten Zuschauer war auch in den Schweizer Gesichtern die pure Freude zurück. 0:25 hatten die Special-Olympics-Kicker gerade ihr Halbfinale der Kategorie M2 gegen Deutschland verloren, die Stimmung war dank der lautstarken Unterstützung dennoch prächtig. Davon ließen sich natürlich auch die Deutschen anstecken, auch wenn die Gruppeneinteilung und die daraus resultierenden Ergebnisse für ein wenig Unmut sorgen.
Fußballer bei den Special Olympics World Games in Berlin in Aktion.
Deutsches M2-Team: Gemischte Gefühle trotz Finale
Die deutsche Finalmannschaft, die komplett aus Spielern der Berliner Werkstätten für Behinderte (BWB) besteht, war aufgrund des schlechteren Torverhältnisses in einer "Hammergruppe" in die zweite Leistungsgruppe gerutscht und ist dort nun klar überlegen. "Es sind gemischte Gefühle. Gegen eine Mannschaft 25:0 zu gewinnen, ist nicht der olympische Gedanke. Wir hätten in die Gruppe A gemusst, das ist ein Skandal", sagte Stürmer Vincent Grüneberg dem SID nach der Partie.
Trotzdem seien die Weltspiele für Menschen mit geistiger und mehrfacher Beeinträchtigung in Berlin für alle "einfach klasse", sagte Trainer Michael Kürten – obwohl die deutschen Kicker nur in der Leistungsgruppe 2 um Gold kämpfen.
Das deutsche Fußballteam spielt am Samstag in der Kategorie M2 um Gold gegen Uganda.
Mehrere deutsche Teams hoffen auf Medaillen
Die Motivation ist riesig, vor heimischem Publikum am Samstag gegen Uganda nochmal alles zu geben. "Wir wollen Gold. Das wollen wir uns nicht nehmen lassen, und wir wollen das nicht abschwächen, dass wir dann in Gruppe B Gold geholt hätten", so Grüneberg.
Und noch mehr deutsche Teams greifen nach Medaillen. Beispielsweise Deutschland 2 in der Kategorie M2, das im Halbfinale besagter Mannschaft aus Uganda mit 0:4 unterlag. Zudem haben auch die deutschen Frauen noch die Chance auf Bronze.
"So stelle ich mir Inklusionssport vor"
Publikumsmagnet im Berliner Westen sind die Matches in der Unified-Variante, in der beim Sieben gegen Sieben pro Team auch drei Spieler ohne geistige Beeinträchtigung auf dem Feld stehen. Die deutsche Mannschaft um Kapitän Ömer Cümen verlor am Donnerstag in einem hochklassigen Match der Leistungsgruppe A gegen Südkorea mit 2:3 und hat Gold nicht mehr in der eigenen Hand, kämpft aber wohl um Bronze.
Dennoch bekamen die deutschen Spieler Standing Ovations der rund 300 lautstarken Zuschauer. "Die Stimmung ist einfach Wahnsinn, das ist wirklich begeisternd. So stelle ich mir Inklusionssport vor", sagte Trainer Friedrich Quien. Die Behindertensportgemeinschaft Neckarsulm stellt gemeinsam mit der A-Jugend des VfR Heilbronn diese Nationalmannschaft der Männer. "Wir sind hier noch enger zusammengewachsen", sagte Quien.
Sasic und Lahm vor Ort – Große Ticketnachfrage
Die Begeisterung war am Mittwoch schon bis zu Ex-Weltmeister Philipp Lahm und DFB-Vizepräsidentin Celia Sasic übergeschwappt, die auf dem Maifeld vorbeigeschaut hatten. "Hier können wir auch dazulernen", sagte Lahm, Turnierdirektor der EM 2024 in Deutschland. Auch über den Fußball hinaus zeigten sich die Verantwortlichen vor dem Schlusswochende zufrieden mit den Special Olympics World Games. "Unser Konzept geht auf", sagte Chef-Organisator Carsten Kranz am Donnerstag: "Für die Größe der Veranstaltung läuft alles sehr gut. Die Rückmeldungen vom Sport sind überaus positiv."
Auch die beiden früheren DFB-Weltmeister und heutigen EM-Organisatoren Celia Sasic (re.) und Philipp Lahm (mi.) ließen sich einen Besuch bei den Special Olympics nicht entgehen.
Kranz verwies dabei nicht zuletzt auf den großen Publikumszuspruch. Nach mehr als 50.000 Besuchern bei der Eröffnungsfeier im Olympiastadion sei auch die Nachfrage an den Wettkampfstätten groß. "Die Tribünen sind wirklich gefüllt", sagte Kranz. Bis zum Ende der Weltspiele sollen 70.000 bis 80.000 Tickets verkauft sein: "Das ist eine Zahl, die ganz beeindruckend ist." Die Special Olympics sind das größte Multisportevent in Deutschland seit den Olympischen Spielen 1972. Die Veranstaltung endet am kommenden Sonntag.
Der Zeitplan der Special Olympic World Games in Berlin auf einen Blick.