Special Olympics Mein geplatzter Traum und ein gutes Ende
Nicht am Start und trotzdem mittendrin: Sebastian Stuart ist einer der besten Special-Olympics-Ruderer Deutschlands – darf aber trotzdem nicht an den Weltspielen teilnehmen. Stattdessen hat er eine andere, wichtige Aufgabe.
Als ich das erste Mal gehört habe, dass die Special Olympics in Berlin stattfinden sollen, war ich voller Vorfreude. Damals habe ich fest geglaubt, an den Spielen teilnehmen zu können. Bei den Ruderwettbewerben, die als Demonstrationssportart stattfinden sollten. Doch daraus wurde nichts.
Leistungssportler seit 2014
Mein Name ist Sebastian Stuart, ich bin 24 Jahre alt und lebe in Berlin. Ich betreibe Rudern als Leistungssport seit 2014. Meistens rudere ich im Einer. Außerdem habe ich selber eine leichte geistige Einschränkung, genauer gesagt das Asperger-Syndrom, weshalb ich an den Special Olympics teilnehmen wollte. Mir fällt beispielsweise das Schreiben, aber auch das Rechnen schwer.
Als Sportler mit einer geistigen Beeinträchtigung ist es schwer, an Wettkämpfen teilnehmen zu können. In der Vergangenheit wurde ich sogar wegen meiner Beeinträchtigung von einem Ruderverein ausgeschlossen. Deshalb bin ich heute froh, dass mich der Verein Rapid Berlin e.V. aufgenommen hat und mich gut fördert. Dort kann ich bis zu sechs Mal in der Woche trainieren.
Emotionales Loch nach dem geplatzten Traum
Nach der großen Vorfreude, mich bei den Special Olympics international zeigen zu können, kam die Schreckensnachricht – Rudern wurde aus dem Programm gestrichen, weil es zu wenig teilnehmende Nationen gab. Das hat mich in ein emotional sehr tiefes Loch gestoßen. Es fiel mir monatelang sehr schwer, den Spaß am Rudern wiederzufinden.
Vernachlässigung und Bürokratie – es braucht mehr Unterstützung!
Insgesamt ist die Unterstützung von Sportler:innen mit geistiger Beeinträchtigung in vielen Sportarten dringend zu verbessern. Es ist mir nicht nur schwergefallen, einen Verein zu finden, sondern es war noch schwerer, an Wettbewerben teilzunehmen. Zuletzt wurde mir die Online-Teilnahme an den Welt-Indoor Rudermeisterschaften in Vancouver wegen zu vieler bürokratischer Schwierigkeiten verweigert.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich Landesverband, Bundesverband und internationaler Verband oft nicht zuständig fühlen und sich die Verantwortung gegenseitig zuschieben. Die Förderung von geistig beeinträchtigten Leistungssportler:innen wird leider sehr vernachlässigt. Sowohl ich als auch meine Eltern und Trainer:innen haben schon mit sehr vielen Funktionär:innen telefoniert, leider oft vergeblich. Hier erwarte und erhoffe ich schnell eine Verbesserung.
Endlich raus aus dem Motivationsloch
Mittlerweile konnte ich aus meinem Motivationsloch wieder herauskommen, auch wenn es nicht leicht war. Eine für mich erfolgreiche Teilnahme an einem Halbmarathon in Zürich im April hat mir dabei geholfen. Die ganze Zeit habe ich sehr viel Unterstützung von meinen Eltern und dem gesamten Ruder-Verein bekommen. Zusätzlich hat mir die Zusage, an einem internationalen Ruderwettkampf für Menschen mit Einschränkungen im Juli in Paris teilnehmen zu können, einen weiteren Motivationsschub gegeben.
Auch auf die Special Olympics konnte ich mich dann wieder mehr freuen – jetzt als Zuschauer. Besonders auf die Eröffnungsfeier und die Wettbewerbe im Schwimmen und der Leichtathletik freue ich mich sehr. Außerdem bin ich dem rbb sehr dankbar, dass er mein Angebot angenommen hat, als geistig beeinträchtigter Sportler über die Special Olympics zu berichten.
Sebastian Stuart ist 24 Jahre alt und wohnt in Berlin. Er lebt mit dem Asperger-Syndrom. Sebastian ist seit fast zehn Jahren Leistungssportler und in Deutschland einer der besten Ruderer mit einer geistigen Beeinträchtigung. Da Rudern jedoch kein Teil des Programms der Special Olympics World Games ist, gibt er für die Sportschau stattdessen den rasenden Reporter. Die Texte, die er während der Weltspiele schreibt, werden nur leicht redigiert.
Der Zeitplan der Special Olympic World Games in Berlin auf einen Blick.