America's Cup 173 Jahre des Schmerzes - Briten um Ainslie greifen nach der Silberkanne
Ben Ainslie, der begnadete Matchracer, hat längst das erste Manöver gefahren. Vor dem Start eines verheißungsvollen Duells um den America's Cup vor Barcelona schob der große Hoffnungsträger der Briten dem Titelverteidiger Neuseeland klar die Favoritenrolle zu. "Es ist wie ein Rugbyspiel gegen die 'All Blacks', bei dem sie die Größe des Balls und des Spielfelds bestimmt haben", sagte die 47 Jahre alte Segelikone.
Sein Team Ineos Britannia, das erstmals die legendäre Silberkanne zurück auf die Insel holen will, sei fast chancenlos. "Ich sage fast, weil es das Schlüsselwort ist", fügte Ainslie mit einem Funkeln in den Augen an. Denn der viermalige Olympiasieger und zum Ritter geschlagene Sportheld hat genau das vor: Er will 173 Jahre des Schmerzes beenden und seinem Land erstmals "the auld mug" schenken. Zum ersten Mal ging es 1851 vor der britischen Isle of Wight um großes Prestige.
Jim Ratcliffe als starker Mann im Hintergrund
Ainslie hat für die Heldentat große Unterstützung mobilisiert. Hinter seiner Kampagne steht Jim Ratcliffe mit dessen Unternehmen Ineos, das auch im Radsport und im Fußball, unter anderem bei Manchester United, investiert. "Es ist 60 Jahre her, seit wir in dieser Position waren", sagte Ratcliffe über den historischen Einzug ins Cup-Match: "Es ist der älteste internationale Pokal der Welt und der einzige, den wir noch nicht gewonnen haben."
Das soll sich nun ändern, doch dafür gilt es die dominante America's-Cup-Nation der vergangenen Jahrzehnte zu schlagen. Neuseeland hat die beiden vergangenen Ausgaben jeweils gewonnen und mit Peter Burling den vielleicht profiliertesten Segler der neuen Generation in seinen Reihen.
Peter Burling will es für Neuseeland richten
2017 gewann Burling mit 26 Jahren als jüngster Steuermann in der Geschichte den America's Cup, bevor er vier Jahre später den Triumph mit einem Sieg über das italienische Syndikat Luna Rossa wiederholte. In den Vorrennen vor Barcelona machte Neuseeland erneut einen starken Eindruck. Großbritannien setzte sich dann in den Herausforderer-Regatten durch und wähnt sich im millionenschweren Technologie-Wettstreit zumindest in Schlagdistanz. Das Ainslie-Team griff im Design-Prozess des Bootes auch auf Erfahrungen aus der Formel 1 zurück - Ineos besitzt in der Königsklasse des Motorsports Anteile an Mercedes-AMG und hat für einen Triumph beim America's Cup Berichten zufolge deutlich mehr als 100 Millionen Euro investiert.
Die Fans an der katalonischen Küste erwartet ein echtes Spektakel, die Jachten fliegen auf ihren Foils mit bis zu 100 Stundenkilometern über das Wasser. Entscheidend werden aber voraussichtlich taktische Manöver, vor allem in den Startphasen. Dabei werden sich beide Teams hart angehen.
"Ich bin immer an die Grenzen gegangen, und ich denke, das muss man auch, wenn man auf höchstem Niveau erfolgreich sein will", sagte Ainslie: "Man muss bereit sein, ein paar kalkulierte Risiken einzugehen." Um am Ende den ganz großen Coup zu landen.