Die Boote AC75 von Ineos Britannia (l.) und AC75 von Alinghi Red Bull Racing

Segeln Alles Wichtige zum America's Cup in Barcelona

Stand: 26.09.2024 11:34 Uhr

Der America’s Cup nimmt Fahrt auf und geht in den kommenden Tagen in die entscheidende Phase. Es ist die 37. Auflage der ältesten Segel-Regatta der Welt. Die heißbegehrte Trophäe ist ein Wanderpokal, "Silberkanne" oder "the auld mug" genannt. Alles zur sogenannten "Formel 1 auf dem Wasser" im FAQ der Sportschau.

Von Sabine Hartelt

Wo wird gesegelt?

Der Cup-Verteidiger Team New Zealand darf alles alleine bestimmen - auch das Segelrevier. Der CEO des Teams, Grant Dalton, hat sich gegen die heimischen Küsten entschieden und für Europa und das Mittelmeer: Gesegelt wird in Barcelona. Die katalanische Hauptstadt hatte massives Interesse gezeigt und den Zuschlag bekommen. Damit wird nach den Olympischen Spielen 1992 zum zweiten Mal ein Segel-Event von Weltformat in Barcelona ausgerichtet. Der Rennkurs ist so gelegt, dass Zuschauer vom Strand aus die Rennen mitverfolgen können. Dazu gibt es im alten Hafen noch das Race Village mit Leinwänden und Ausstellern und eine größere Public Viewing Zone vor dem Strand.

Wie ist der Modus?

Aus fünf teilnehmenden Teams wird der Herausforderer vom Team New Zealand ermittelt. Angetreten sind Ineos Britannia (Großbritannien), Luna Rossa Prada Pirelli (Italien), Alinghi Red Bull Racing (Schweiz), NYYC American Magic (USA) und Orient Express Racing Team (Frankreich). Die Franzosen sind bereits in der Vorrunde ausgeschieden, die Schweizer und Amerikaner im Halbfinale. Im Finale treten ab dem 26.09.2024 die Briten und die Italiener gegeneinander an. Für jedes gewonnene Rennen gibt es einen Punkt. Der Sieger braucht 7, es wird also maximal 13 Rennen geben. Am 12.10.2024 beginnt das große Finale um den 37. America’s Cup - auch hier gewinnt, wer zuerst 7 Siege hat. Die Entscheidung soll bis spätestens zum 28.10.2024 gefallen sein. Für alle Runden sind reichlich Reservetage eingeplant, denn die Windverhältnisse sind recht kompliziert. Meist ist der Wind zu schwach, wenn er auffrischt, ist er häufig sehr böig und unberechenbar. Es sind schon ganze Renntage ausgefallen. Für Oktober wird stärkerer und stabilerer Wind erwartet

Was für Boote werden gesegelt?

Die Bootsklasse heißt AC75. AC steht für America’s Cup und 75 für die Länge in Fuß gemessen (knapp 23 Meter). Es sind Einrumpfboote, sogenannte Monohulls, die auf Foils (Tragflächen) über das Wasser fliegen. So können Spitzengeschwindigkeiten bis zu 50 Knoten (über 90 km/h) erreicht werden. Bei den aktuellen Windverhältnissen geht es aber kaum über 30 Knoten.

Wie groß ist die Crew?

Die Crew umfasst nur noch acht Mitglieder, beim vergangenen Mal waren es noch elf. Davon sitzen vier auf der Steuerbord-Seite und vier Backbord. Sie sind kaum zu sehen, weil sie aus aerodynamischen Gründen fast ganz im Rumpf verschwinden. Auf jeder Seite sitzen ein Steuermann, ein Trimmer für die Segel und erstmals zwei Radfahrer: Auf festverbauten Rennrädern, bekannt auch als Spinbikes im Fitnessbereich, sitzen Ausdauersportler, die jeder bis zu 900 Watt treten können. So wird die nötige Energie erzeugt, um die Segel zu trimmen und die Foils bei den Wendemanövern hoch und runter zu fahren. Alle sind untereinander über Funk verbunden und tauschen sich permanent über die Situation aus. Bei den Wendemanövern übergibt ein Steuermann auf Kommando die Verantwortung an den anderen.

Wer sind die Stars?

Der starke Mann der Briten ist Sir Ben Ainslie, Er gewann vier olympische Goldmedaillen und hat über zwanzig Jahre America’s Cup Erfahrung, unter anderem als Skipper, Steuermann und Taktiker, aber gewonnen hat er noch nie. Schon zweimal erfolgreich war der Australier James "Jimmy" Spithill, der als Steuermann im Boot der Italiener sitzt. Seine Comeback-Qualitäten sind legendär: 2013 holte er im Finale einen unglaublichen 1:8 Rückstand auf und siegte 9:8 mit den Amerikanern. Sein kongenialer Partner ist Francesco Bruni. Zusammen waren sie im Finale beim jüngsten Cup, unterlagen aber den Neuseeländern. Beim Cup-Verteidiger Neuseeland verzichtete Steuermann Peter Burling, der eine Gold- und eine Silbermedaille hat, auf eine weitere Olympia-Teilnahme, um sich ganz auf die Vorbereitung des America’s Cup zu konzentrieren.

Sir Ben Ainslie

Sir Ben Ainslie

Gibt es ein deutsches Team?

Ja, unter der Dachmarke America’s Cup gibt es noch 2 weitere Wettbewerbe. Den Jugend-Cup (17.09. - 26.09.2024) und erstmals einen Frauen-Cup (05.10. - 13.10.2024). Dabei ist das deutsche AC Team Germany. Mentor ist Segel-Legende Jochen Schümann, der helfen will, etwas für die Zukunft aufzubauen und mit einer Kampagne sportlich und finanziell so stark zu sein, um erstmals nach 2007 wieder an dem America’s Cup teilzunehmen.

Nach welchem Modus segeln Frauen und Jugend?

Frauen- und Jugend-Wettbewerbe werden in jeweils 2 Gruppen gesegelt. Eine Sechser-Gruppe mit Teams der Syndikate, die auch im Hauptrennen mitsegeln, also Neuseeland, Großbritannien, Schweiz, Italien, Frankreich und USA. In der 2. Gruppe sind Länder eingeladen worden, die eine eigene Kampagne stemmen können: Deutschland, Spanien, Australien, Schweden, Niederlande, Kanada. Das deutsche Jugend-Team ist in der Qualifikationsrunde für das Halbfinale ausgeschieden. Steuerfrau Maru Scheel kann sich jetzt auf die anstehenden Frauen-Rennen konzentrieren und ihre ersten Erfahrungen nutzen.

Wo ist der America’s Cup zu sehen?

Der Amercia’s Cup wird mit zahlreichen Kameras aus fast allen Perspektiven produziert. Besonders spannend sind die Bilder der Bordkameras, die die Steuerleute und auch die Radfahrer zeigen. Der gesamte Funkverkehr ist live zu hören. Alle Rennen - auch Frauen und Jugend - sind mit englischem Kommentar live auf dem YouTube-Kanal des Amercia’s Cup zu sehen, im TV und online bei "Servus TV/DF1".