Lutz Buschkow

Rechtsstreit mit dem DSV Arbeitsgericht vertagt Buschkow-Entscheidung erneut

Stand: 21.02.2024 15:31 Uhr

Nach seiner fristlosen Kündigung treffen sich der ehemalige Top-Funktionär Lutz Buschkow und der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) am 3. April erneut vor Gericht. Eine außergerichtliche Einigung ist dennoch nicht vom Tisch.

Von Arne Steinberg

Der Rechtsstreit geht damit in die nächste Runde. Auch am zweiten Verhandlungstag vor dem Arbeitsgericht Halle (Saale) fällte die Vorsitzende Richterin Gabriele Firzlaff kein Urteil, regte aber an, dass sich beide Parteien weiter um einen Vergleich bemühen sollten.

Sollte es nicht zu einer außergerichtlichen Einigung kommen, geht das Verfahren am 3. April weiter. Dann will die Richterin die Sachlage erneut prüfen und einen Verkündungstermin bekannt geben - für eine Urteilsverkündung oder die Anberaumung weiterer Verhandlungstage, möglicherweise mit Zeugenaussagen.

Vize-Präsident Wolfgang Rupieper betonte am Mittwoch, dass der DSV bereit zu weiteren Vergleichsverhandlungen sei. "Wir wollen einen Schlussstrich ziehen, aber die Forderungen der Gegenseite sind zu hoch. Sie muss sich bewegen", sagte Rupieper. Buschkow äußerte sich nicht.

ARD-Dokumentation im Gerichtssaal gezeigt

Die außerordentliche fristlose Kündigung des langjährigen Wassersprung-Bundestrainers und Sportdirektors war im Oktober 2022 im Nachgang der ARD-Dokumentation "Missbraucht - Sexualisierte Gewalt im deutschen Schwimmsport" erfolgt, die am Mittwoch im Gerichtssaal gezeigt wurde. Darin hatte der frühere Wasserspringer Jan Hempel erstmals Missbrauchsvorwürfe gegen seinen 2001 verstorbenen Trainer Werner Langer öffentlich gemacht. Hempels Schilderungen zufolge habe Buschkow bereits 1997 von diesen Vorwürfen gewusst, aber nichts unternommen. Ein Zeitzeuge hatte in der Doku Hempels Version bestätigt, im Anschluss an die Ausstrahlung meldeten sich zwei ehemalige DSV-Funktionäre zu Wort und belasteten Buschkow.

Bereits seit Anfang der 1990er Jahre war Buschkow als Bundestrainer Nachwuchs und Sichtung am DSV-Bundesstützpunkt in Berlin und in führender Rolle im Betriebsrat des Schwimmverbandes aktiv gewesen. Der DSV hatte Buschkow nach der Veröffentlichung der Doku zunächst suspendiert, der Kündigung war eine Befragung von mehr als 50 Personen innerhalb des Verbands vorausgegangen. Dadurch sei der Verband, so schilderte er es bei der ersten Verhandlung im vergangenen Mai, zu dem Ergebnis gelangt, dass Buschkow von Hempels Vorwürfen gewusst haben müsse.

Auch Hempel selbst ist in dem Prozess potenzieller Zeuge. DSV-Vize Rupieper betonte am Mittwoch, man wolle insbesondere ihm eine Aussage vor Gericht "unbedingt ersparen".

Buschkow bestreitet, von Hempels Missbrauch gewusst zu haben

Buschkow hatte wenige Tage nach Erscheinen der ARD-Dokumentation gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" erklärt, er habe erstmalig durch eine Presseanfrage der ARD von Hempels Vorwürfen gegen dessen ehemaligen Trainer Langer erfahren. Diese Presseanfrage hatte Buschkow damals nicht beantwortet.

Am ersten Verhandlungstag im Mai 2023 hatte Buschkow geäußert, der DSV habe ihn "in einer Notsituation über die Klinge springen lassen". Mit der Kündigungsschutzklage habe er versucht, gegen den "Imageverlust" vorzugehen und Wiedergutmachung zu erlangen. Der DSV hatte damals zwei Sitzungen aus den Jahren 1997 und 2002 als Belege dafür herangeführt, dass Buschkow über Hempels Missbrauchsvorwürfe Bescheid gewusst habe. In seinem Beisein sei damals laut Darstellung des DSV darüber diskutiert worden.

DSV finanziell unter Druck

Mit dem Missbrauchs-Betroffenen Hempel hatte sich der DSV auf eine Zahlung von 600.000 Euro geeinigt. Der ehemalige Sportdirektor Thomas Kurschilgen erhielt vom DSV nach einem Vergleich in einem Arbeitsrechtsprozess eine Summe in ähnlicher Höhe. Eine weitere Zahlung an einen Ex-Funktionär würde die finanziell angespannte Situation des Verbandes verschärfen.

Der DSV hatte zuletzt Interesse an einer Bewerbung um eine Schwimm-Weltmeisterschaft bekundet. Vize-Präsident Kai Morgenroth betonte aber im Deutschlandfunk, dass der DSV zu einer solchen Großveranstaltung "keinen einzigen Euro" beisteuern könne - und verwies auf die Notwendigkeit staatlicher Förderungen.