Enttäuschung bei der Kölnerin Laura Donhauser

WDR-Sport Trotz Verstärkungen und großer Ziele: Kölns Fußball-Frauen kommen nicht voran

Stand: 15.10.2024 13:16 Uhr

Die Fußballerinnen des 1. FC Köln liegen bislang weit hinter den Erwartungen der Verantwortlichen zurück. Waren diese schlicht zu hoch? Oder liegt es am Trainer? Der jedenfalls muss nun liefern.

Mit Ach und Krach haben sich die Fußballerinnen des 1. FC Köln in der vergangenen Saison in der Bundesliga gehalten. In diesem Jahr sollte alles besser werden. Man wolle "den nächsten Schritt gehen", verkündete Trainer Daniel Weber im Sommer. Konkret sollte das heißen: mehr Siege und eine Saison ohne Abstiegssorgen.

FC-Sportchefin Nicole Bender-Rummler ging sogar noch weiter: "Es wäre gigantisch, wenn wir in drei Jahren mit unseren FC-Frauen in der Champions League spielen könnten", sagte sie noch vor einem Monat im Interview mit dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Im Sport dürfe man sich "mit dem Mittelmaß nicht zufriedengeben".

Realität: Kein Sieg und das Aus im Pokal

Doch wie so oft liegen Wunsch und Wirklichkeit beim 1. FC Köln meilenweit auseinander. Mit nur einem Punkt aus sechs Spielen belegt Webers Team aktuell den vorletzten Platz. Damit stehen die Kölnerinnen sogar noch schlechter da, als zum selben Zeitpunkt der Abstiegssaison 2019/20. Hinzu kommt das blamable Pokal-Aus gegen den zweitklassigen Erzrivalen Borussia Mönchengladbach.

Betrachtete man die ersten Niederlagen noch als Unfall, muss man nach einem Viertel der Saison feststellen, dass es zu mehr als Abstiegskampf wohl wieder einmal nicht reicht. Doch woran liegt das?

Kölner Kader zu dünn besetzt

Punkt eins: der Kader. Auf den ersten Blick sieht dieser in Köln gar nicht so schlecht aus - immerhin haben die Verantwortlichen um Bender-Rummler und Sport-Geschäftsführer Christian Keller vor der Saison ordentlich aufgerüstet. Mit Taylor Ziemer und Anna-Lena Stolze lockte der Klub unter anderem zwei niederländische Meisterinnen mit Champions-League-Erfahrung ans Geißbockheim. Hinzu kam Laura Feiersinger, die in ihrer Karriere bereits drei Meistertitel und zwei Pokalsiege einfahren konnte. "In meinen Augen ist das der stärkste Kader, den wir je hatten", sagte Bendler-Rummler wenig bescheiden.

Das mag für die nominell erste Elf sogar stimmen. Sperren, Leistungsdellen oder Verletzungen - wie etwa der Kreuzbandriss von Stolze - sind für den quantitativ dünn besetzten Kader aber schlicht nicht aufzufangen, wie auch Trainer Weber nach dem jüngsten 0:3 gegen Hoffenheim anmerkte: "Uns fehlt gerade ein bisschen die Möglichkeit, offensiv wechseln zu können." Dass der Coach sein Wechselkontingent mangels Alternativen oft gar nicht voll ausschöpft, spricht Bände.

Die FC-Frauen verlieren deutlich gegen Hoffenheim

Viel Ballbesitz, wenig Tore

Eine weitere Schwachstelle, mit der die FC-Frauen schon seit Jahren zu kämpfen haben, ist die mangelnde Effektivität. "Wir machen zu wenig aus dem, was wir mit unserem hohen Pressing rausholen", monierte der Coach nicht zum ersten Mal. Gepaart mit individuellen Aussetzern in der Abwehr, ergibt sich oft das gleiche Bild: Der FC hat mehr Ballbesitz, mehr Torschüsse und die bessere Passquote, steht am Ende aber als Verlierer da.

Das führt unweigerlich zur Frage: Ist Daniel Weber noch der richtige Trainer? Schafft es der 51-Jährige das Optimum aus dem ihm zur Verfügung stehenden Personal rauszuholen? Abschließend beantworten lässt sich das noch nicht. Fest steht aber: Viel Zeit, sich zu beweisen dürfte dem Coach nicht mehr bleiben.

Trainer Weber gegen Jena unter Druck

Nachdem seine Mannschaft gegen die Teams aus dem Tabellenmittelfeld (Leipzig, Freiburg, Hoffenheim und Essen) gerade einmal einen mickrigen Punkt sammeln konnte, müssen zumindest die Duelle gegen die Abstiegsrivalen gewonnen werden. Und da steht am Samstag das erste bei Aufsteiger Carl Zeiss Jena an. Gelingt auch da nicht der erste Saisonsieg, dürfte es eng werden für Weber.

Es ist ein trübes Bild, das die FC-Frauen im Herbst 2024 abgeben - wieder einmal. Zumindest eine Sache dürfte dem Verein aber Hoffnung machen: In dieser Saison wird es nur einen Absteiger geben. Aktuell spricht viel dafür, dass dies Turbine Potsdam sein könnte. Der Liga-Neuling aus Brandenburg steht mit null Punkten und 0:19 Toren am Tabellenende.

Fakt ist aber auch: Der erneute Gang in Liga zwei scheint bei den Frauen des 1. FC Köln derzeit deutlich näher als ein baldiger Vorstoß in die Champions League.