Timo Boll beim Finale der Tischtennis-Bundesliga

WDR-Sport Tischtennis: Boll und Co. trainieren an neuen Olympia-Tischen

Stand: 01.07.2024 18:04 Uhr

In Paris kommen sie erstmals zum Einsatz: Die extra für die Olympischen Spiele und Paralympics neu entworfenen Tischtennistische. Im Deutschen Tischtennis-Zentrum in Düsseldorf machen sich Timo Boll und Co bereits mit ihnen vertraut.

Von Anke Feller

Sie heißen "Rainbow II" und "T1818" und sind vor den Olympischen Spielen und den Paralympics in Paris nicht nur für die deutschen Tischtennis-Asse heißbegehrte Trainingsobjekte.

"Rainbow II" ist das sogenannte Showcourt-Modell - also der Tischtennistisch, an dem während der olympischen Spiele und Paralympics die Wettbewerbe ausgetragen werden. Er hat eine schwarze Platte mit einem dunkelgrauen Netz, die Beine ähneln einem runden Brückenbogen.

Tischtennis-Platte "Rainbow II"

Tischtennis-Platte "Rainbow II"

Modell "T1818" ist etwas schlichter: Gleiche Platte, gleiches Netz, nur die Tischbeine sind nicht als Brückenbogen verkleidet, sondern - wie sonst üblich - sichtbar. Es ist das Trainingsmodell, an dem die Spieler kurz vor und während der Wettkämpfe in Paris trainieren werden.

Im Tischtennis machen winzige Kleinigkeiten einen riesen Unterschied

Für einen Hobbyspieler mitunter schwer nachvollziehbar: Im Tischtennis gibt es 40 bis 80 verschiedene Bälle und fast genauso viele unterschiedliche Beläge und Tische. Nur feine Nuancen machen den Unterschied, der sich aber gravierend auf die Spielweise auswirken kann. Spieler wie Tischtennis-Legende Timo Boll oder Europameister Dang Qiu müssen sich wöchentlich auf neue Beläge und Bälle einstellen, je nachdem welches Modell beim nächsten Turnier gespielt wird.

Dimitrij Ovtcharov beim Aufschlag

Dimitrij Ovtcharov beim Aufschlag

Olympiatische extra für Paris entworfen

Die in Paris zum Einsatz kommenden Tische sind neue Modelle, die extra für die Olympischen Spiele und die Paralympics in Paris in China produziert wurden. An sie heranzukommen, war nicht ganz einfach. Durch langjährige Kontakte vom Deutschen Tischtennisbund (DTTB) und dem Deutschen Tischtennis-Zentrum in Düsseldorf (DTTZ) gelang es - zusammen mit finanzstarken Partnern - zwei dieser heißbegehrten Objekte nach Düsseldorf zu holen.

Dang Qiu bei der Deutschen Meisterschaft 2024

Dang Qiu bei der Deutschen Meisterschaft 2024

Seit Anfang Mai haben Timo Boll, Dang Qiu und Co sowie die Para-Tischtennisspieler um Valentin Baus, Thomas Schmidberger und Sandra Mikolaschek nun die Möglichkeit, sich im Deutschen Tischtennis-Zentrum in Düsseldorf, in dem seit vielen Jahren Athleten mit und ohne Behinderung gemeinsam trainieren, auf die Besonderheiten der Tische einzustellen.

Spieler müssen sich mit Material vertraut machen

Gerade für die Para-Sportler sind dies wichtige Trainingseinheiten im Trainingszentrum, erklärt der Düsseldorfer Bundesstützpunktleiter Para-Tischtennis, Hannes Doesseler, im WDR-Interview: "Wenn es auf so ein großes Turnier zugeht, haben es die Athleten ganz gerne, dass sie sich an dem Material vorbereiten. Das ist bei den Paralympics noch mal besonders wichtig, da es dort Tische und Beläge gibt, die man sonst normalerweise nicht spielt. Ein Tisch kann rutschen oder stoppen, also kommt ein Ball auf mich zu oder bleibt er stehen, das kann man da gut simulieren."

Wenn die Athleten das Material kennen, helfe das sehr, "um mental auf den Punkt da zu sein", so Doesseler, der seit vielen Jahren unter anderem den Paralympicssieger von Tokio, Valentin Baus, trainiert.

Allerdings sind laut Doesseler trotz allem auch in Düsseldorf die Materialbedingungen nicht identisch mit denen in Paris. "Da spielt es tatsächlich auch eine Rolle, wie der Boden ist und wie warm es in der Halle ist."

Dank der guten Zusammenarbeit zwischen dem Deutschen Tischtennisbund und dem Deutschen Behindertensportverband (DBS) sind die deutschen Para-Tischtennisspieler so auch vor unliebsamen Überraschungen gewappnet, wie sie sie vor Jahren bei einer WM erlebt haben. Dort stellte sich erst vor Ort heraus, dass die Tische so konzipiert waren, dass sie von im Rollstuhl sitzenden Spielern nicht bespielt werden konnten. Es war schlicht und einfach nicht genug Platz unter der Tischtennisplatte.

Viele Anfragen von Spielern anderer Nationen

Dass es nicht selbstverständlich ist schon Monate vor den Olympischen Spielen und den Paralympics Zugang zu den Original-Paris-Tischen zu haben, merkt man in Düsseldorf immer wieder. "Wir bekommen Anfragen, ob man mal an den Tischen trainieren kann. Wenn Sparringspartner aus anderen europäischen Ländern zu Besuch sind, sind sie baff erstaunt, dass wir die Tische hier stehen haben."

Nicht jeder bekommt auch Zugang zur Trainingsfläche. Aufgrund der Konkurrenzsituation wird in Düsseldorf sehr selektiv entschieden, wer außer den deutschen Tischtennis-Assen noch an den Tischen trainieren darf.