Joshua Hartmann beim Indoor-Meeting im Januar 2024 in Dortmund

WDR-Sport Sprinter Joshua Hartmann - die Lehren aus dem Debakel von Rom

Stand: 27.06.2024 12:27 Uhr

Sein Auftritt bei der Leichtathletik-EM endete im Debakel. Der Kölner Sprinter Joshua Hartmann will nun bei den Deutschen Meisterschaften in Braunschweig (28. bis 30. Juni) wieder seine ganze Klasse zeigen.

Von Jens Mickler

Joshua Hartmann war Anfang Juni mit großen Ambitionen zur Leichtathletik-Europameisterschaft nach Rom gereist. Seine guten Ergebnisse und Zeiten zu Beginn der Saison ließen einiges erhoffen. Zwar nicht als Gold-Kandidat über die 200 m-Distanz angetreten, so sollte es doch eine Medaille werden für den ambitionierten Sprinter vom ASV Köln.

Und dann passierte das: Hartmann verbockte den Start völlig. Bereits nach wenigen Sekunden und einem Stolperer aus den Startblöcken wurde Hartmann, der tags zuvor seinen 25. Geburtstag gefeiert hatte, disqualifiziert. Die EM war für ihn zu Ende, ehe sie begonnen hatte.

"Werde stärker zurückkommen"

"Ich werde das nehmen wie jede Niederlage. Ich werde aufstehen und stärker zurückkommen“, sagte Hartmann im ersten Interview nach seinem Fauxpas.

Niederlage verarbeiten und stärker zurückkommen - das hat sich Joshua Hartmann nun für das nächste größere Event vorgenommen. Es sind "nur" die Deutschen Meisterschaften, aber immerhin kann der Kölner in Braunschweig zeigen, dass er Rom gut weggesteckt hat.

Zuletzt in bestechender Form

Zumindest die letzten Ergebnisse lassen erahnen, dass der Top-Sprinter seine mentale Stärke schnell wiedergefunden hat. Beim Meeting in Genf am vergangenen Samstag (22.06.2024) präsentierte sich Hartmann jedenfalls wieder in großartiger Form.

Joshua Hartmann (rechts) beim Rennen in Heusden-Zolder am 15. Juni

Joshua Hartmann beim Rennen in Heusden-Zolder

Mit 10,06 Sekunden über die 100-m-Distanz näherte sich der deutsche 200-m-Rekordhalter bis auf fünf Hundertstel dem deutschen Rekord von Julian Reus (wir berichteten). Dabei spielte er seine Stärke auf den letzten Metern aus und stürmte zum Sieg.

Selbstläufer werden Sprints nicht

Ein Selbstläufer wird der Königssprint für den Kölner in Braunschweig allerdings nicht. So ausgeglichen und schnell war die deutsche 100-m-Spitze seit vielen Jahren nicht mehr. Gleich sechs deutsche Sprinter sind in diesem Sommer schon unter 10,20 Sekunden geblieben.

Auch hinter Joshua Hartmann reihen sich sehr gute Läufer ein. Titelverteidiger Yannick Wolf aus München zeigte Ende Mai in Leverkusen mit 10,08 Sekunden seine Klasse. Dazu kommen die Owen Ansah (10,11 sec), Lucas Ansah-Peprah (beide Hamburger SV; 10,15 sec) und Deniz Almas (VfL Wolfsburg; 10,16 sec) sowie Startläufer Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar; 10,24 sec).

Hartmann klar Favorit über 200m

Anders sieht es auf Hartmanns Paradestrecke, den 200 Metern, aus. Dort liegt die Favoritenrolle klar beim Titelverteidiger: Joshua Hartmann führt die Meldeliste mit 20,36 Sekunden mit einem Vorsprung von mehr als einer halben Sekunde an.

Mit den beiden Sprint-Talenten Thorben Finke (SV Sigiltra Sögel; 20,93 sec) und Leonard Horstmann (LG Brillux Münster; 20,95 sec) haben zwei weitere 200-Meter-Starter die 21-Sekunden-Marke in diesem Jahr schon unterboten.

Die Braunschweiger Sprints sind für Joshua Hartmann natürlich nur Vorgeplänkel für das richtig große Event in diesem Jahr. Bei den Olympischen Spielen in Paris, die am 26. Juli beginnen, will Hartmann dann zeigen, dass er auch auf großer Bühne zu mehr in der Lage ist, als frühzeitig aus dem Startblock zu stolpern.