VfL-Torhüter Patrick Drewes wurde beim Auswärtsspiel in Berlin von einem Feuerzeug am Kopf getroffen.

WDR-Sport Nach "Feuerzeug-Urteil" - Vorwürfe von Union an VfL Bochum

Stand: 11.01.2025 16:50 Uhr

Das DFB-Sportgerichtsurteil zugunsten des VfL Bochum ist noch nicht offiziell. Vom Gegner Union Berlin kommt heftiger Widerspruch.

Das DFB-Sportgericht hat das 1:1 des VfL bei Union Berlin am 14. Spieltag zwar als Bochumer Sieg gewertet. Doch die Berliner gehen in die Berufung, sodass es bis zu einer endgültigen Entscheidung bei sechs Punkten bleibt.

Rückblick: VfL-Torhüter Patrick Drewes war am 14. Dezember im Kellerduell kurz vor dem Abpfiff von einem Feuerzeug aus dem Union-Block am Kopf getroffen worden. Der 31-Jährige wurde anschließend vom Platz geführt. Die Partie wurde nach rund 30 Minuten Unterbrechung ohne Drewes und mit einem Feldspieler im Bochumer Tor fortgesetzt, das Ergebnis mit einem "Nichtangriffspakt" ins Ziel gebracht. Drewes wurde anschließend in einem Krankenhaus untersucht, ein Test auf Gehirnerschütterung verlief unauffällig.

Union Präsident bezeichnet DFB-Urteil als "Skandal"

Bevor der VfL dies mitteilte, hatte der Bochumer Geschäftsführer Ilja Kaenzig bereits angekündigt, dass man gegen die Wertung des 1:1 in Berlin Protest einlegen werden, weil man das Spiel aus Sicht des Vereins hätte abbrechen müssen. Diese Einschätzung teilte das DFB-Sportgericht am Donnerstag. Der Vorsitzende Richter sah es als erwiesen an, dass Drewes in seiner "Spielfähigkeit eingeschränkt" war.

Wir sind glücklich, dass unsere Argumente vollumfänglich gehört wurden. Der Fußball ist trotzdem der Verlierer, wenn solche Dinge passieren.

VfL-Geschäftsführer Ilja Kaenzig

In den Augen von Union-Präsident Dirk Zingler ist dieses Urteil ein "Skandal": "Der eigentliche unsportliche Skandal hat nach dem Ereignis auf dem Rasen und heute vor Gericht stattgefunden." Dass aus dem Publikum Gegenstände auf das Spielfeld geworfen werden, bezeichnete er als "schlimm genug", aber "viel schlimmer" sei es, "wenn jemand versucht, sich aus diesen für keinen Veranstalter zu verhindernden Ereignissen einen Vorteil zu verschaffen". "Betrug beziehungsweise einem Schmierentheater" seien Tür und Tor geöffnet.

"Für eine besondere Schauspieleinlage von Herrn Drewes oder für ein Komplott oder eine Schmierenkomödie haben wir nicht die entsprechenden Anhaltspunkte bekommen", sagte dagegen Richter Stephan Oberholz. Nachdem Drewes über Übelkeit und Schmerzen geklagt hatte, befürchtete der Bochumer Teamarzt Mark Sandfort als erste Verdachtsdiagnose ein Schädelhirntrauma - "in leichter Form zwar, aber ausschließen konnte ich es nicht".  Dies sagte er als Zeuge vor Gericht.

Ein Spielabbruch ist durchaus erforderlich gewesen.

Richter Stephan Oberholz

Zudem erinnerte Schiedsrichter Martin Petersen vor Gericht daran, dass er selbst bei einem DFB-Pokalspiel 2015 in Osnabrück von einem Feuerzeug an der Schläfe getroffen worden war und damals nicht weitermachen konnte: "Mir ist schummrig geworden, ich hatte weiche Knie."  Er habe die Partie in Berlin trotz Feuerzeugwurf zu Ende spielen lassen, weil die Polizei keine Einwände gehabt habe und beide Vereine es so gewollt hätten. Oberholz kritisierte dieses Vorgehen.

Weitere Vorwürfe von Union - auch an den VfL

Am Samstag legte Union-Präsident Zingler mit scharfen Vorwürfen nach: Der Kontrollausschuss mit Herrn Nachreiner an der Spitze habe "mal wieder ein politisches Exempel statuieren" wollen, sagte Zingler beim TV-Sender Sky. Schiedsrichter Martin Petersen sei vom Kontrollausschuss "aggressiv unter Druck gesetzt" worden gelegen, einen Fehler einzugestehen, sagte der Union-Präsident. Wenn der Schiedsrichter einen Fehler gemacht habe, dann müsse das Spiel wiederholt werden.

Zingler attackierte auch die Bochumer. "Dass Bochum den Vorgang nutzt, um sich sportlich einen Vorteil zu verschaffen, das finde ich einen unfairen Skandal." Man müsse den Sport, den Fußball schützen. "Da soll sich Bochum an die Nase fassen. Da haben sie nicht fair gespielt", meinte Zingler.

Warnung vor häufigen Spiel-Abbrüchen

Es bestehe nun die Gefahr, dass permanent Spiele abgebrochen werden. Laut Zingler hätten sich einige Rivalen im Abstiegskampf bei ihm gemeldet. "Die haben gefragt, ob sie mit einsteigen können, ob sie als Nebenkläger auftreten können", sagte der Club-Chef mit Blick auf die folgende Verhandlung vor dem DFB-Bundesgericht. Um welche Clubs es sich handelt, wollte er nicht verraten.

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