BVB in der Krise Sahin trotz Rückendeckung unter Druck
Pleite, Pfiffe, Plattitüden: Beim BVB brodelt es nach der erneuten Auswärtspleite gewaltig. Noch stärkt der Verein Trainer Sahin den Rücken. Aber der weiß: "Wir müssen liefern."
Nach dem Fünf-Tore-Blackout in Madrid hat Trainer Nuri Sahin mit Borussia Dortmund in der Fußball-Bundesliga gleich den nächsten bitteren Auswärts-Flop erlebt. Trotz eines Topstarts durch ein Tor von Angreifer Donyell Malen in der 4. Minute verlor der BVB beim FC Augsburg am Ende völlig verdient mit 1:2 (1:1).
Nach dem Abpfiff war der Coach restlos bedient: "Das ist absoluter Wahnsinn, wie wir hier Gegentore kassieren, so viel Aufwand betreiben und am Ende mit leeren Händen dastehen", sagte der Trainer. "Wir begleiten nur beim 1:1, statt zuzustechen. Wie wir da verteidigen, das geht nicht."
Beim 2:5 gegen Real Madrid in der Champions League wurde der dreifache Torschütze Vinicius Junior zum BVB-Alptraum. In Augsburg war es der weit weniger bekannte Alexis Claude-Maurice. Der 26 Jahre alte Franzose konnte Dortmunds Torwart Gregor Kobel gleich zweimal mit Distanzschüssen überwinden (26./50.).
Kein Kampf, kein Aufbäumen
Eine Reaktion auf den Rückstand blieb aus. Kein Kampf, kein Aufbäumen - die Leistung der Sahin-Elf war einmal mehr mangelhaft. Nur in ganz wenigen lichten Momenten blitzte die größere individuelle Klasse im Vergleich zum Gegner auf.
Die bittere Realität: In vier Auswärtsspielen sammelte Dortmund nur einen mageren Punkt. Das prominent besetzte BVB-Team ist unter dem unerfahrenen Chefcoach national kein Meisterschaftsanwärter. Vielmehr versinkt es mehr und mehr im Mittelmaß.
Dennoch steht der Verein zumindest öffentlich noch hinter Sahin. Sportdirektor Sebastian Kehl sagte, sein Vertrauen in den Trainer sei "unerschüttert". Und auch BVB-Profi Julian Brandt hat nach eigener Aussage keinerlei Zweifel an Sahins Arbeit: "Ich vertraue dem Trainer hundertprozentig." Den einmal mehr enttäuschenden Auftritt des BVB konnte aber auch er nicht erklären: "Es gibt so viele Warum- und Wieso-Fragen, ich kann sie nicht beantworten", sagte Brandt.
Gegen RB muss Dortmund liefern
Mit nur 13 Punkten liegen die Schwarz-Gelben schon sieben Punkte hinter Tabellenführer Leipzig, der am nächsten Samstag in Dortmund gastiert. Gegen RB muss eine deutliche Leistungssteigerung her, um nicht schon im Winter alle Titelträume begraben zu können. Das weiß auch Kehl, der klarstellte: "Wir laufen in der Liga hinterher." Daher kündigte der Sportdirektor wenige Tage nach dem Champions-League-Debakel auch eine weitere kritische Aufarbeitung an. Was es bringt, wird sich zeigen.
Die Geduld der Fans mit Team un Trainer ist jedenfalls nahezu aufgebraucht, das zeigen auch die Pfiffe nach Spielende. Für Sahin eine nachvollziehbare Reaktion: "Wir sind dran. Wir sind die, die liefern müssen - nur wir!" Gelingt seinem Team nicht bald die Wende, wird es ein ungemütlicher Herbst in Dortmund. Die Vorboten bekommt der 36-Jährige schon deutlich zu spüren. Sahin: "Der Wind weht."