Vor Duell mit St. Pauli "Brutale Situation": Auf Schalke läuten die Alarmglocken
Die Lage beim FC Schalke 04 könnte vor dem Heimspiel gegen Spitzenreiter FC St. Pauli kaum angespannter sein. Neben dem Abstiegskampf droht am Freitag in Gelsenkirchen ein Verkehrschaos.
Eine dem Vernehmen nach intensive mannschaftsinterne Aussprache zu Wochenbeginn soll helfen, den in der 2. Bundesliga trudelnden Reviercub noch vor dem Abstieg in die 3. Liga zu retten.
"Es war wichtig, dass die Spieler über ihre Emotionen und Gedanken sprechen. Jeder sollte sich die Wahrheit ins Gesicht sagen", sagte Karel Geraerts. Der Schalke-Trainer sprach von einem wichtigen Treffen: "Ich denke, die Spieler haben Antworten gefunden. Aber was es gebracht hat, werden wir am Freitag auf dem Platz sehen."
Terodde: "Brutale Situation"
Diese Antworten muss Schalke auch dringend finden. Zeigt der nur vier Punkte von einem direkten Abstiegsplatz entfernte Tabellenvierzehnte keine positive Reaktion auf den indiskutablen Auftritt in Magdeburg (0:3), dürfte auch die Geduld der treuesten Fans aufgebraucht sein. "Es ist immer das gleiche Szenario, dass wir in Heimspielen Druck haben. Nun spielen wir gegen das beste Team der Liga und kennen die Situation", sagte Geraerts.
Wie ernst die Schalker ihre sportliche Lage einschätzen, hatte Simon Terodde am Tag zuvor zum Ausdruck gebracht: "Der Klassenerhalt mit Schalke ist höher zu bewerten als ein Aufstieg." Der 35 Jahre alte Routinier sprach von einer "brutalen Situation" und ergänzte: "Das hat sich jeder anders vorgestellt. Jeder hat auf dem Platz seine Chance bekommen, aber nicht genutzt. Jeder Spieler muss sich hinterfragen - ich mich auch."
Höwedes appelliert an alle Beteiligten
Auch der Ex-Schalker Benedikt Höwedes sorgt sich um seinen abstiegsbedrohten Herzensklub Schalke 04. "Wir müssen alle Alarmglocken läuten", sagte der Ehrenspielführer der Königsblauen am Dienstag. Es sei "wichtig, dass wir in diesem Jahr erstmal die zweite Liga halten und dann natürlich kontinuierlich auch irgendwie Schritte nach vorne machen, um irgendwann auch wieder in der ersten Liga zu landen", so Höwedes, der S04 von 2011 bis 2017 als Kapitän aufs Spielfeld geführt hatte: "Weil dieser Verein gehört in die erste Liga!"
Man könne nun "noch so viel reden, aber es muss gelebt werden von jedem Einzelnen, der hier irgendwie beteiligt ist", sagte der 35-Jährige.
Mohr und Ouédraogo fehlen Geraerts
Bis auf den erkrankten Mittelfeldspieler Tobias Mohr und Leo Greiml standen Geraerts in dieser Woche alle Profis im Training zur Verfügung. Noch keine Option ist außerdem das 17-jährige Talent Assan Ouédraogo. "Er macht Fortschritte, aber das Spiel am Freitag kommt für ihn noch zu früh", sagte der belgische Fußballlehrer.
Auf und neben dem Platz müssten jetzt alle an einem Strang ziehen. "In diesem Moment brauche ich die ganze Mannschaft", betonte Geraerts. "Ob du spielst oder nicht: Ich möchte, dass du all deine Energie aufbringst, um dem Team zu helfen. Wenn wir das nicht gemeinsam machen, dann wird es schwierig."
Schwierig wird es auch aufgrund der Qualität des kommenden Gegners. Für Geraerts ist St. Pauli aber aufgrund der Gesamtsituation aktuell "der beste Gegner, auf den wir treffen können, weil es die größte gemeinsame Herausforderung ist, die wir haben können".
Verkehrschaos wegen Warnstreik droht
Wegen eines angekündigten Warnstreiks der Gewerkschaft Verdi NRW drohen rund um das Spiel große Verkehrsprobleme. Busse und Straßenbahnen im Nahverkehr werden stillstehen. Um ein Chaos zu verhindern, haben die Polizei Gelsenkirchen und der FC Schalke die wohl mehr als 60.000 Zuschauer zur Mithilfe aufgerufen. So empfiehlt der Verein unter anderem, Fahrgemeinschaften zu bilden oder mit dem Fahrrad anzureisen.
Zusätzliche Parkflächen sollen zur Verfügung gestellt werden. Zudem öffnen Teile des Stadions bereits drei Stunden vor Anpfiff. Der Transport der Gäste-Fans, die am Gelsenkirchener Hauptbahnhof mit dem Zug ankommen, erfolgt in privaten Bussen.
"Klar ist es unglücklich für so ein Fußballspiel. Wir halten die Leute immer an, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu kommen und nicht mit dem Pkw, weil das für Entlastung sorgt", sagte Schalkes Vorstandsvorsitzender Matthias Tillmann am Dienstag: "Es ist ein enormes logistisches Problem, wenn keine Bahnen fahren."
Eine Verlegung der Partie spielt in den Überlegungen der Verantwortlichen allerdings keine Rolle. Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur teilte die DFL mit, dass die Partie wie geplant stattfinden soll - wohl in erster Linie wegen der TV-Verträge.
Gute Erinnerungen an St. Pauli
Vor zwei Jahren waren die Vorzeichen bei diesem Duell noch anders gelegen. Im Mai 2022 sicherte sich Schalke mit einem 3:2-Erfolg gegen die Hamburger den viel umjubelten Aufstieg in die Bundesliga. Jetzt braucht S04 erneut ein solches Erfolgserlebnis, wenn auch aus anderen Gründen.