Triple ist möglich Leverkusens Comeback-Könige sind bereit für Titel
Die Last-Minute-Experten von Bayer Leverkusen haben wieder das gemacht was sie am besten können: Späte Tore schießen. Dank zweier Treffer in der Nachspielzeit ist Leverkusen weiter ungeschlagen und voll auf Triple-Kurs.
Als das Stadion in Leverkusen explodierte und Last-Minute-Held Patrik Schick von seinen Mitspielern unter einer Jubeltraube begraben wurde, blieb einer mal wieder ganz cool. Ob er nach dem 0:2 den Glauben verloren hätte? "Nein", sagte Xabi Alonso bestimmt - gab aber gleichzeitig auch zu: "So viele Emotionen und so eine besondere Nacht hatte ich nicht erwartet. Es war top, das zu erleben. Und ich hoffe, dass wir irgendwann in der Zukunft an diese Nacht denken, weil sie etwas Wichtiges bedeutet."
Wie schon im Hinspiel hatte Bayer Leverkusen im Achtelfinal-Rückspiel gegen Qarabag Agdam aus Aserbaidschan zwischenzeitlich 0:2 zurückgelegen. Ein Doppelpack von Schick in der Nachspielzeit (90.+3 und 90.+7) sorgte für den 3:2-Sieg, das Weiterkommen und den vielleicht lautesten Jubel, den die BayArena je gehört hat.
Leverkusen seit 37 Pflichtspielen ungeschlagen
Der denkwürdige Comeback-Sieg hielt nicht nur den Triple-Traum am leben, er war so viel "mehr wer als das Weiterkommen", sagte Granit Xhaka. Das ohnehin riesige Selbstvertrauen der Werkself wächst vor dem Saisonendspurt weiter. Wieder einmal konnte die Werkself die erste Niederlage seit jetzt 37 ungeschlagenen Pflichtspielen abwenden. Und das wieder einmal in der Schlussphase. Wettbewerbsübergreifend hat Leverkusen bereits 20 Tore ab der 80. Minute erzielt, davon elf in 90. Minute oder danach.
Alleine drei erzielte nun Schick beim 2:2 im Hinspiel und am Donnerstag im Rückspiel. Bemerkenswert ist, dass ein Großteil dieser Tore, wie auch zuletzt in Europa League, alles entscheidende Treffer sind. Acht der elf Treffer, die ab der 90. Minute fielen, haben Leverkusen vor einer Niederlage bewahrt.
Teamspirit, Glauben und das Quäntchen Glück
Für Xhaka ist das kein Zufall. "Es gibt Leute, die von Glück reden. Aber wenn man es schon acht oder neun Mal geschafft hat, ist es kein Glück", sagte der Schweizer: "Wir glauben an uns bis zum Schluss und zeigen eine Mentalität, die ist unfassbar." Nationalspieler Robert Andrich erklärte: "Man darf nie das Vertrauen verlieren in die eigene Kraft. Das kann man nicht lernen. Aber die Zusammensetzung dieser Truppe macht es möglich."
Es passt zum Gesamtbild, das Leverkusen in dieser Spielzeit abbildet - egal ob national oder international. Eine Mannschaft, der nahezu alles gelingt und sich teilweise in einen Rausch spielt, gewinnt auch knappe Spiele. Auch das berühmte Spielglück hat Leverkusen seit 37 Spielen ganz auf seiner Seite. Kaum einer kann sich mehr vorstellen, dass Leverkusen die Saison ohne Titel beendet. Xabi Alonso hat es geschafft, keine Einzelspieler sondern das Große und Ganze in den Vordergrund zu stellen.
"Dieser Teamspirit ist vielleicht das Wichtigste", sagte Alonso nach der dramatischen Nacht von Leverkusen: "Diesen Glauben der Spieler kann man nicht trainieren." Dieser Glaube und vielleicht auch das ausschlaggebende Quäntchen Glück, das Leverkusen durch diese Saison begleitet, überrascht dann auch manchmal den coolen Spanier an der Seitenlinie. "Ich war schon bereit für die Ansprache vor der Verlängerung", sagte Alonso: "Aber dann habe ich in ihren Augen gesehen, dass sie mehr wollten."
"Einfach ein geiler Moment"
Angesichts der bevorstehenden anstrengenden Wochen war es auch den Spielern ein Anliegen, das Spiel noch innerhalb der 90 Minuten zu entscheiden. "Nach dem 2:2 wollten wir unbedingt noch eins vor der Verlängerung machen. Die Leute müssen morgen arbeiten, wir auch. Deshalb sollen alle früh ins Bett gehen und nicht so spät im Stadion sein." Das 3:2 gehöre "bestimmt in die Top drei" der emotionalsten Spiele seiner Karriere, meinte Andrich, der seinen Enkeln davon noch erzählen will: "Das war einfach ein geiler Moment."
Es sind genau diese "geilen Momente", die Leverkusen durch die aktuelle Saison tragen und die der Mannschaft das Gefühl geben, Großes erreichen zu können. So war Xhaka auch fast egal, welche Gegner nun im Viertel- oder Halbfinale kommen. "Da sind große Mannschaften dabei", sagte er: "Mittlerweile ist die Europa League fast wie die Champions League geworden. Liverpool, Milan, das sind brutale Gegner. Aber wir wissen, was wir können. Und wenn wir so weitermachen, können wir auch die ganz Großen ärgern."