Fußball | Bundesliga Supertalent Tom Bischof startet durch - aber kann ihn die TSG Hoffenheim halten?
Der erst 19-jährige Tom Bischof von der TSG Hoffenheim gilt als eines der größten deutschen Talente. Weil sein Vertrag nach der Saison ausläuft, weckt der Mittelfeldspieler das Interesse von Topclubs.
Die Jubelszenerie war mehr als ausgelassen. Schneller Sprint Richtung Eckfahne samt Purzelbaum und Gebrülle Richtung Publikum. Tom Bischof feierte sein Freistoß-Traumtor geradezu ekstatisch. "Ich dachte am Anfang, der Ball geht vorbei", musste der 19-Jährige kurz bangen, ehe das Spielgerät mit Hilfe des Innenpfostens doch ins Netz klatschte, "so ist es noch geiler".
Erstes Bundesligator gegen Leipzig
Das zwischenzeitliche 2:2 gegen Leipzig war Tom Bischofs erstes Bundesligator überhaupt im 34. Spiel. Und dann noch von dieser wunderschönen Sorte, mit einer scharfen Linkskurve um die Mauer der Sachsen herumgezirkelt. Dreimal lag "Hoffe" in diesem 4:3-Spektakel gegen RB Leipzig zurück, dreimal schaffte das Team beim Debüt des neuen Trainers Christian Ilzer den Ausgleich und am Ende sogar noch den Lucky Punch. Klar, dass Bischof nicht mehr aus dem Strahlen herauskam, auch nicht im Interview mit SWR Sport: "Wir haben immer daran geglaubt und auf dem Platz Vollgas gegeben. Der Sieg war verdient."
Einer der Besten, wie seit Wochen schon, war mit seiner unermüdlichen Fußball-Lust als Ankurbler auf dem Rasen dieser erst 19-jährige Tom Bischof: "Bei uns kam mit dem neuen Trainer auch neue Energie rein. Man hat gesehen, dass wir Bock hatten". Bischof zeigte sich vor allem begeistert von der Kabinenansprache des Österreichers: "Er hat gesagt, wir sollen wie Kinder reingehen und Fußballspielen, uns keine Gedanken machen und einfach Spaß haben". Das ist gelungen.
Als Zehnjähriger aus Amorbach nach Hoffenheim
Apropos Kind. Bereits als Siebenjähriger zählte Bischof zum Perspektivteam der Hoffenheimer, ehe er im Sommer 2015, mit zehn Jahren endgültig vom TSV Amorbach im Odenwald in die Jugendakademie der TSG wechselte. Er etablierte sich schnell als außergewöhnliches Talent: U16, U17, U18, U19, U20, jetzt auch vorzeitig in der U21-Nationalmannschaft - der flinke Mittelfeldspieler trug in jedem Jugendjahrgang das Trikot mit dem Bundesadler.
Jüngster Bundesligaspieler der TSG
Schon vor drei Jahren, mit 16, rückte der in Aschaffenburg geborene Hochbegabte in den Bundesligakader der Hoffenheimer, musste sich aber vor allem körperlich erst noch anpassen, sammelte vor allem auch Spielpraxis in der Regionalligamannschaft. Sein Pflichtspieldebüt für die Profimannschaft gab er am 19. März 2022 bei einer 0:3-Niederlage gegen Hertha BSC. Mit 16 Jahre und 263 Tagen war und ist er damit der bisher jüngste Spieler der TSG in der Bundesliga.
In dieser Saison, noch unter Coach Pellegrino Matarazzo, gelang Bischof der Sprung zum unumstrittenen Stammspieler der Kraichgau-Elf. Neun Einsätze in der Bundesliga, viermal Europa League, einmal DFB-Pokal. Dazu gab`s im Oktober auch noch die Fritz-Walter-Medaille des DFB als bester U19-Spieler.
Bischof, inzwischen etwas defensiver in seinem Mittelfeldspiel eingeordnet, vom Zehner zum Sechser, überzeugt durch geschmeidige Laufarbeit und feines Ballhandling, spielt klasse Pässe in die Spitze. Jetzt folgte endlich auch der erste Torerfolg in der Bundesliga. Der junge Mann startet gerade gewaltig durch, Bischof gilt als das aktuell wertvollste Juwel unter den zahlreichen jungen Spielern der TSG..
Vertrag läuft aus - bleibt Bischof in Hoffenheim?
Umso bedauerlicher wäre es für die TSG Hoffenheim, sollte Bischof bei einem anderen Verein seine Zukunft sehen. Der Vertrag läuft nach der Saison im Sommer 2025 aus, der Mittelfeldspieler wäre also ablösefrei zu haben. Und damit ein "Schnäppchen".
Längst spricht man rund um den Kraichgau von großem Interesse zahlreicher anderer Vereine, auch aus dem oberen Regal. Vom Tabellenzweiten Eintracht Frankfurt ist seit Wochen konkret die Rede, aber aktuell auch von RB Leipzig. Spätestens seit dem exzellenten Bewerbungsschreiben vom Samstag wird Hoffenheims neuer Sportchef Andreas Schicker viel Arbeit haben, den Verbleib des Top-Talents bei der TSG unter Dach und Fach zu bringen.
An den Freistößen wird weiter gefeilt
Sein erstes direkt verwandeltes Freistoßtor in der Bundesliga - übrigens als zweitjüngster Spieler überhaupt in der Geschichte nach Julian Brandt - soll natürlich nicht sein letztes bleiben. "Ich übe das sehr oft im Training", sagt Tom Bischof, "jetzt konnte ich es zum Glück zeigen. Da hat alles gepasst".
Sendung am Sa., 23.11.2024 18:40 Uhr, SWR1 Baden-Württemberg