KSC-Fans zünden Pyrotechnik auf der Südtribüne

Prozess vor Amtsgericht Karlsruhe vor dem Abschluss Pyro-Eklat beim KSC: Staatsanwalt fordert Geldstrafe für Fanprojekt-Mitarbeiter

Stand: 28.10.2024 17:26 Uhr

Vor dem Karlsruher Amtsgericht hat die Staatsanwaltschaft eine Geldstrafe für drei Sozialarbeiter des KSC-Fanprojekts gefordert. Nach einem Pyro-Eklat hatten sie sich geweigert, als Zeugen auszusagen.

Im Prozess gegen drei Mitarbeiter des Fanprojekts des Karlsruher SC vor dem Karlsruher Amtsgericht hat die Staatsanwaltschaft in ihrem Plädoyer eine Geldstrafe für die Angeklagten gefordert. Die drei waren angeklagt, weil sie sich geweigert hatten, in der Aufarbeitung eines Pyro-Skandals im Wildparkstadion im November 2022 als Zeugen auszusagen. Die Verteidigung forderte Freisprüche.

Als Grund dafür nannten die drei Sozialarbeiter, dass sie auf das Vertrauen der Fans angewiesen seien. Daher hätten sie nicht als Zeugen ausgesagt, um das Vertrauensverhältnis zu den Menschen, mit denen sie arbeiten, zu schützen.

Staatsanwalt hebt Schwere des Vorfalls im Wildparkstadion hervor

Durch das Verhalten der drei Sozialarbeiter sei die Aufarbeitung des Pyro-Eklats erschwert und verlängert worden, so der Staatsanwalt in seinem Plädoyer. Er hob erneut die Schwere des Vorfalls hervor, mit vielen teilweise Schwerverletzten im Stadion. Und er betonte, dass es tatsächlich kein Zeugnisverweigerungsrecht für diese Art von Sozialarbeitern gibt, wie bundesweit von Fanverbänden gefordert. Wegen versuchter Strafvereitelung forderte die Staatsanwaltschaft für zwei Angeklagte eine Geldstrafe in Höhe von 9.600 Euro und für einen in Höhe von 12.800 Euro.

Die Verteidigung forderte Freisprüche.

Hier ist ganz schön was passiert. Das muss berücksichtigt werden! Thomas Röber, Staatsanwalt

Verteidigung setzt Gericht und Staatsanwalt erneut unter Druck

Der zweite Verhandlungstag vor dem Karlsruher Amtsgericht begann mit einer Reihe von Anträgen der Verteidigung. Damit sollte unter anderem nachgewiesen werden, dass die drei Angeklagten gleich aus mehreren Gründen keine Informationen über die Verantwortlichen der Pyro-Aktion weitergeben durften. Unter anderem sei keine Aussagegenehmigung vom Arbeitgeber der Sozialarbeiter, der Stadt Karlsruhe, eingeholt worden.

Ich bin geschafft von den vielen Anträgen! Alexander Schork, Rechtsanwalt und Verteidiger eines Sozialarbeiters des Fanprojekts

Bereits am ersten Verhandlungstag am 15. Oktober gab es im vollen Gerichtssaal ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen den Verteidigern und der Staatsanwaltschaft. Zeugenaussagen zum Verhalten der drei Angeklagten brachten wenig Klarheit. Der Prozess drohte zeitweilig zu platzen.

KSC: Mitarbeiter von Fanprojekt schweigen weiter

Bei der Pyro-Aktion im November 2022 vor dem Spiel des Karlsruher SC in der zweiten Fußball-Bundesliga gegen den FC St. Pauli waren auf der voll besetzten Tribüne des Wildparkstadions mindestens elf Menschen teilweise schwer verletzt worden. Weil die drei angeklagten Sozialarbeiter danach schwiegen, wurden gegen sie Strafbefehle verhängt. Sie weigerten sich, zu zahlen. Deswegen kam es zur öffentlichen Gerichtsverhandlung. Das Karlsruher Fanprojekt fordert in diesem Zusammenhang ein Zeugnisverweigerungsrecht für Sozialarbeiter.

Rahmenbedingungen eindeutig: Zeugnisverweigerungsrecht für Sozialarbeiter

Die angeklagten Fanprojekt-Mitarbeiter hatten im Vorfeld der Verhandlung ein breites Bündnis aus mehreren Verbänden, Gewerkschaften und Vereinen auf ihrer Seite, die ein Zeugnisverweigerungsrecht für Sozialarbeiter und damit eine Reform des entsprechenden Gesetzesparagrafen fordern.

Die Bundesregierung sprach sich dagegen Ende vergangenen Jahres in einer Antwort auf eine kleine Anfrage der Linken im Bundestag gegen ein Zeugnisverweigerungsrecht für Sozialarbeiter aus und verwies auf die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts.

Mehrere Prozesse: KSC-Fans wegen Pyro verurteilt

Derzeit müssen sich 25 KSC-Anhänger in einer Reihe von Verhandlungen vor dem Amtsgericht Karlsruhe verantworten. In den bisher verhandelten Fällen wurden die Angeklagten alle zu Freiheitsstrafen verurteilt - zwischen neun Monaten auf Bewährung und einem Jahr und zwei Monaten ohne Bewährung. Das führte bundesweit in deutschen Stadien zu Protestplakaten in der Fanszene. Die bisher verurteilten KSC-Fans gingen alle in Berufung. Der Pyrotechnik-Eklat wird also auch noch das Karlsruher Landgericht beschäftigen. 

Sendung am Mo., 28.10.2024 12:30 Uhr, SWR4 BW Studio Karlsruhe

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