Fußball | Bundesliga Maximilian Mittelstädt über den Höhenflug des VfB Stuttgart und "Rotwein-Schulden"
Maximilian Mittelstädt ist beim VfB Stuttgart zum absoluten Leistungsträger gereift. Bei SWR Sport spricht der 26-Jährige über den Höhenflug der Schwaben, seinen Traum von der Heim-EM und "Wein-Schulden" bei Ex-Trainer Pal Dardai.
Eine augenzwinkernde Kritik als größtmögliches Lob: Als Trainer Pal Dardai auf der Spieltags-Pressekonferenz seiner Hertha vor dem Heimspiel gegen Holstein Kiel letzte Woche nach seinem ehemaligen Spieler Maximilian Mittelstädt gefragt wurde, antwortete der Berliner Coach: "Von unserem Verein finde ich das ein bisschen komisch, dass er so eine geringe Ausstiegsklausel hatte. So ein guter Spieler, das ist ja fast verschenkt. Wer hat das unterschrieben?", fragte der Ungar mit einem Lächeln im Gesicht, um dann anzufügen: "Ich habe ihn immer gemocht und mag ihn immer noch. Wegen ihm schaue ich mir die Stuttgarter Spiele an. Trotzdem bin ich sauer auf ihn. Als er gegangen ist, habe ich von ihm nicht mal Rotwein bekommen. Also Maxi, wenn du das hörst: Denk an deinen alten Trainerstab."
Im Anschluss an dieses Statement musste Dardai lachen. Er kennt Mittelstädt schon lange, hatte ihn aus der Jugend zu den Profis des Hauptstadtklubs hochgezogen und ihn viele Jahre begleitet.
Maximilian Mittelstädt: "Pal Dardai wird seinen Rotwein bekommen"
Als Mittelstädt in SWR Sport mit der Aussage seines Ex-Coaches konfrontiert wurde, musste auch er lachen. "War mein Fehler. Die Schulden werde ich auf jeden Fall wettmachen. Pal Dardai wird seinen Rotwein bekommen", sagte der 26-Jährige.
Die Ausstiegsklausel für Mittelstädt, von der Dardai gesprochen hatte, lag bei kolportierten 500.000 Euro. Aus heutiger Sicht ein Mega-Schnäppchen. Denn der linke Außenbahnspieler hat beim VfB Stuttgart eine Entwicklung hingelegt, die ihm nur die wenigsten zugetraut hätten. Mittelstädt entwickelte sich nach kleineren Verletzungsproblemen zur absoluten Stammkraft beim Champions-League-Anwärter.
"Klar will jeder in die Champions League"
Und genau das ist das Ziel von Mittelstädt und seiner Mannschaft: Mit dem VfB nächste Saison international spielen, am liebsten in der Königsklasse. "Klar will jeder in die Champions League, das ist für jeden Spieler ein großer Traum", sagte Mittelstädt. "Aber wir müssen Woche für Woche unsere Leistung bringen und dürfen nicht einen Prozentpunkt nachlassen, sonst reicht es vielleicht am Ende nicht."
Mittelstädt ist längst Stammspieler und Leistungsträger. Anfangs noch von einigen Fans skeptisch betrachtet, hat sich der Ex-Berliner zum "Unverzichtbaren" gemausert. In 25 Pflichtspielen gelangen ihm zwei Tore, darüber hinaus leistete er vier Assists. Doch auch in der Defensive gibt der Ex-Berliner dem VfB Halt. Zweikampfstark, gedankenschnell, viele Bälle erobernd. Mittelstädt hat seinen Vorgänger Borna Sosa (mittlerweile bei Ajax Amsterdam) vergessen lassen.
"Chris Führich und ich profitieren sehr voneinander"
Auffällig: Das Zusammenspiel auf der linken Stuttgarter Seite mit Chris Führich klappt hervorragend. "Chris und ich profitieren sehr voneinander. Ich halte ihm hinten oft den Rücken frei und überlaufe ihn vorne oft, so dass er nach innen ziehen und seine Stärken ausspielen kann, weil ich ja auch noch einen Gegenspieler binde. So bekommen wir beide Freiräume", sagte Mittelstädt.
Hauptverantwortlicher für den VfB-Höhenflug ist für Mittelstädt Trainer Sebastian Hoeneß. "Er ist sehr wichtig für unser Team und schafft es immer, uns optimal vorzubereiten und einzustellen", sagte der Linksfuß. "Er hat einen guten Draht zur Mannschaft und gibt uns allen ein gutes Gefühl. Er kitzelt die Stärken der Spieler raus und jeder Spieler schafft es deshalb, seine Top-Leistung auf den Platz zu bringen."
Der "Traum" von der Nationalmannschaft
Mittelstädt schafft dies in der bisherigen Saison auf jeden Fall. Zuletzt trumpfte er so stark auf, dass er sogar als Kandidat für die Nationalmannschaft gehandelt wurde. Das DFB-Team weist links hinten eine Vakanz auf. Bundestrainer Julian Nagelsmann hat bereits viel probiert, die ideale Besetzung aber noch nicht gefunden. Nächste Woche wird der DFB-Coach das Aufgebot für die März-Länderspiele benennen, Mittelstädt hat durchaus Chancen auf eine Berufung.
"Ich spiele aktuell die beste Saison meiner Karriere"
"Ich spiele aktuell die beste Saison meiner Karriere. Nationalspieler zu werden war und ist ein großer Traum für mich. Ich werde weiter hart arbeiten, um diesen Traum real werden zu lassen", sagte Mittelstädt. Die Heim-EM 2024 in Deutschland als großes Ziel? "Es ist für jeden Spieler ein Traum, bei so einem Turnier mitmachen zu dürfen. Es ist auch ab und zu Thema in der Kabine. Wir haben viele Spieler, die in dieser Saison gute Leistungen zeigen und sich berechtigte Hoffnungen machen dürfen", sagte er.
Träume können Wirklichkeit werden - erst recht in Mittelstädts Fall. Sollte es tatsächlich klappen, könnte der VfB-Profi ja über eine weitere Kiste Wein für den Trainerstab nachdenken. Diesmal dann aber für "Bessermacher" Hoeneß und sein Team.
Sendung am So., 3.3.2024 22:05 Uhr, SWR Sport, SWR