VfB zurück in der Königsklasse Leeds, Messi und Manchester: Die Champions-League-Historie des VfB Stuttgart
Was einst wie ein Fiebertraum geklungen hätte, ist nun Realität: Der VfB Stuttgart kehrt in die Champions League zurück. Wir blicken auf die Erlebnisse des VfB in der Königsklasse.
Viermal waren die Schwaben bislang in der Champions League vertreten. Es gab unvergessliche Sternstunden des Stuttgarter Fußballs, aber auch einen quälenden Tiefpunkt.
1992/93: Die Panne von Leeds
Die Historie der Stuttgarter Champions-League-Auftritte beginnt mit einem "schwarzen Fleck" in der Vereinsgeschichte. Der Name Leeds United ist eingebrannt in die Fanseele des VfB.
Der Reihe nach: Riesengroß sind die Freude und die Euphorie im Schwabenland, als die Stuttgarter nach der Deutschen Meisterschaft 1992 erstmals an der neugeschaffenen Champions League teilnehmen dürfen. Das Los beschert ihnen in der Qualifikationsrunde den englischen Vertreter von Leeds United.
Das Hinspiel in Stuttgart gewinnt der VfB deutlich mit 3:0. Im Rückspiel am 30. September 1992 wird es bei einem Rückstand von 1:4 dramatisch. Um das Ergebnis zu halten und damit als erstes deutsches Team in die neugeschaffene Meisterklasse einzuziehen, wechselt Meistertrainer Christoph Daum den kopfballstarken Jovica Simanic ein. Das Fatale: Mit Adrian Knup, Eyjolfur Sverrisson und Slobodan Dubajic hat der VfB bereits die damals maximal erlaubten drei ausländischen Spieler auf dem Platz. Simanic ist der vierte.
Manager Dieter Hoeneß und Trainer Christoph Daum 1992 nach dem Ausscheiden gegen Leeds
Resultat des selbstverschuldeten Dramas: Statt des Einzugs in die Gruppenphase wird das 4:1 vom UEFA-Sportgericht als 3:0 für Leeds gewertet. 3:0 und 0:3: Es muss also ein Entscheidungsspiel her. Eine Partie, die der VfB am 9. Oktober auf neutralem Platz in Barcelona mit 1:2 verliert. Aus der Traum vom ersten Champions-League-Lorbeer.
2003/04: Die Sternstunde gegen Manchester United
Erst elf Jahre nach dem Trauma von Leeds, im Herbst 2003, betritt der VfB als deutscher Vizemeister wieder Champions-League-Boden. Dank Trainer Felix Magath hat sich Stuttgart von einem Abstiegskandidaten zu einem Königsklasse-Team gemausert. Magath stellt ein Team der "Jungen Wilden" um Timo Hildebrand, Andi Hinkel, Philipp Lahm, Kevin Kuranyi und Alexander Hleb (mit 16 Einsätzen der VfB-Rekordspieler in der Champions League) um die Routiniers Zvonimir Soldo und Krassimir Balakov zusammen, das die Fans in und um Stuttgart begeistert.
Bis heute unvergessen, weil eine der großen Sternstunden der VfB-Geschichte, ist der 1. Oktober 2003. Die "Jungen Wilden" schreiben europäische Schlagzeilen und schlagen das damalige Top-Team von Manchester United um Torjäger Ruud van Nistelrooy und den jungen Cristiano Ronaldo sensationell mit 2:1. Die Stuttgarter Arena bebt, als Kevin Kuranyi und Imre Szabics Stuttgart in dieser magischen Fußball-Nacht zum Sieg schießen.
Nach dem Triumph über Manchester schlagen die Schwaben in der Gruppenphase auch zweimal Panathinaikos Athen und einmal die Glasgow Rangers, ziehen damit in die erste K.O.-Runde ein. Im Achtelfinale ist dann aber nach einem 0:1 und einem 0:0 gegen den FC Chelsea die famose Europareise zu Ende. Der VfB Stuttgart allerdings hat bis dahin mächtig Eindruck hinterlassen.
2007/08: Barcelona mit Superstar Messi in Stuttgart
Nach dem überraschenden Meistertitel 2007 unter Trainer Armin Veh sind die Stuttgarter zum dritten Mal für die Königsklasse des europäischen Vereinsfußballs qualifiziert. In der Gruppenphase müssen die Schwaben gegen namhafte Gegner ran: Olympique Lyon, die Glasgow Rangers und den FC Barcelona mit Überflieger Lionel Messi.
Der 2. Oktober 2007 wird dabei zu einem weiteren Highlight der Stuttgarter Europapokal-Vereinsgeschichte: ein Champions-League-Duell mit Barca und Messi in der Stuttgarter Arena. Was für eine Gänsehaut-Geschichte. Der kleine Argentinier wird bereits bei der Ankunft der Maschine mit dem Barcelona-Team auf dem Stuttgarter Flughafen bejubelt und verehrt, die Stimmung im Stadion am Abend der Partie ist bei den mehr als 50.000 Fans außergewöhnlich.
Messi und Puyol, die Torschützen des FC Barcelona 2007 in Stuttgart
Am Ende aber unterliegt der VfB dem übermächtigen FC Barcelona 0:2 (Tore von Messi und Puyol) und hat auch davor und danach in der Gruppenphase keine Chance auf ein Weiterkommen. Nur ein Sieg in sechs Spielen (3:2 daheim gegen Glasgow), die Meistermannschaft um Coach Veh ist nach der fünften Niederlage - einem 1:3 am 12. Dezember in Barcelona - frühzeitig ausgeschieden.
2009/10: Wiedersehen mit Lionel Messi
Zum vorerst letzten Mal spielt der VfB in der Saison 2009/10 im Konzert der ganz Großen mit. Stuttgart qualifiziert sich als Tabellendritter der Bundesliga. Und wieder einmal heißt in der Gruppenphase der Gegner Glasgow Rangers, der schottische Rekordmeister, dazu der FC Sevilla und Unirea Urziceni aus Rumänien. Eine machbare Gruppe, wie sich zeigen sollte. Mit zwei Siegen, drei Unentschieden und nur einer Niederlage qualifiziert sich das Team von VfB-Trainer Markus Babbel für das Champions-League-Achtelfinale. Der Gegner, wie schon in der Gruppenphase zwei Jahre zuvor: der große FC Barcelona.
Nach einem 1:1 am 23. Februar 2010 zuhause in Stuttgart (Torschützen Cacau und Ibrahimovic) reisen die Roten voller Hoffnung nach Barcelona, unterliegen aber mit Jens Lehmann im Tor beim Rückspiel in Katalonien deutlich mit 0:4. Zweimal Lionel Messi, Pedro und Bojan schießen die Schwaben aus dem Wettbewerb.
Die Pleite in Barcelona ereignete sich am 17. März 2010, also vor gut 14 Jahren. Es war der bislang letzte Champions-League-Abend in der Historie des VfB Stuttgart. Ab der kommenden Saison werden nun mindestens acht weitere dazukommen.