Fußball | Bundesliga Jeff Chabot, El Bilal Touré und die Lernprozesse des VfB Stuttgart
Beim 2:1 gegen Holstein Kiel zeigte der VfB Stuttgart, dass er mit der Mehrfachbelastung immer besser zurechtkommt. Mit einem unnötigen Platzverweis aber auch, dass er weiter lernen muss.
"Das wird ihm nicht mehr passieren!" Trainer Sebastian Hoeneß ist sich sicher, dass Jeff Chabot nicht noch einmal so eine Gelb-Rote Karte wie gegen Holstein Kiel erhalten wird. "Die Botschaft ist ganz klar auch für alle anderen, dass wir uns solche Aktionen nicht leisten können", betonte der 42-Jährige. Denn der Abwehrchef des VfB Stuttgart hatte sich - wenn auch nur kurz - an einer Rudelbildung beteiligt und war in der 66. Minute "sehr unnötig" (Hoeneß) vom Platz geflogen, nachdem er nur drei Minuten zuvor schon seine erste Gelbe Karte erhalten hatte.
El Bilal Touré erweitert die personellen Alternativen
Nach dem verdienten, aber am Ende wegen der zwischenzeitlichen Unterzahl noch knappen 2:1 (1:0)-Sieg gegen den Aufsteiger, geht VfB-Coach Hoeneß davon aus, dass der Fußball-Vizemeister dazulernen wird. Er erwartet einen weiteren Lernprozess seiner Mannschaft in einer Saison, in der sich die Stuttgarter ohnehin von Woche zu Woche mehr und mehr an neue Herausforderungen anpassen müssen. Aufgrund der Teilnahme an drei Wettbewerben, vieler "englischer Wochen" und der Abstellung etlicher Nationalspieler gilt es, die Belastung gut zu dosieren und mental jeweils schnell umzuschalten.
Wie das im besten Fall laufen kann, zeigte in dieser Woche Angreifer El Bilal Touré. Nach seinem glänzend herausgespielten Tor zum 1:0-Sieg in der Champions League bei Juventus Turin brachte Hoeneß den Leihspieler von Atalanta Bergamo gegen den Abstiegskandidaten Kiel das zweite Mal in dieser Saison von Beginn an. Ermedin Demirovic blieb dafür zunächst auf der Bank. Zudem hatte Hoeneß seine Startelf gegenüber der Königsklasse auf zwei weiteren Positionen geändert, um Spielern eine Erholungspause zu geben.
Touré zahlte das Vertrauen zurück: Das 1:0 von Deniz Undav (19. Minute) bereitete er mit einem Sololauf durch das Mittelfeld und einem schönen Pass auf den Nationalspieler vor. Für das vorentscheidende 2:0 (61.) sorgte El Bilal selbst, indem er den Ball aus 25 Metern ins rechte Toreck zirkelte.
Der 23 Jahre alte Nationalspieler von Mali, für den der VfB eine Kaufoption hat, brauchte zunächst etwas Zeit, um zu seiner Form zu finden. Schließlich war er im August erst in der Endphase der Transferperiode nach Stuttgart gekommen. Nun aber erweitert Touré die Möglichkeiten von Hoeneß, personell zu rotieren.
"Wir müssen wieder schnell regenerieren, schnell frische Beine kriegen", sagte VfB-Sportvorstand Fabian Wohlgemuth mit Blick auf das DFB-Pokalspiel am Dienstag (20:45 Uhr) gegen den Zweitligisten und Vorjahresfinalisten 1. FC Kaiserslautern. "Es war die große Herausforderung, nach dem Spiel in Turin mental zu verarbeiten, schnell umzuschalten."
Fabian Wohlgemuth sieht positiven "Anpassungsprozess"
Genau damit taten sich die Stuttgarter nach der fast rauschhaften Vorsaison zu Beginn dieser Spielzeit etwas schwer. Highlights wie das 5:1 gegen Borussia Dortmund standen zähe Partien wie gegen die TSG Hoffenheim oder in der Königsklasse gegen Sparta Prag (jeweils 1:1) gegenüber. Nun aber scheint die Elf immer besser ihren neuen Rhythmus zu finden.
"Ich glaube, dass jetzt schon ein Anpassungsprozess zu spüren ist", meinte Wohlgemuth. Was laut Hoeneß besonders auch für die Partie gegen die Kieler galt, die noch zum späten Anschlusstreffer von Armin Gigovic (84.) kamen, aber kurz vor dem Ende selbst noch Fiete Arp mit Gelb-Rot (88.) verloren.
Sebastian Hoeneß: "Für mich war es das wichtigste Spiel"
Auch dem Trainer war im Vorfeld klar gewesen, dass es Profis mitunter nicht ganz leicht fällt, sich nach einem glamourösen Gegner wie Juventus auf einen Bundesliga-Neuling einzustellen. "Für mich war es das wichtigste Spiel bis hierhin", sagte Hoeneß. Die Bundesliga sei für den VfB der wichtigste Wettbewerb, in dem es darum gehe, "dranzubleiben". Denn bei einem Unentschieden oder gar einer Niederlage und dann vier Liga-Spielen ohne Sieg wäre der Kontakt zum oberen Tabellendrittel erst einmal abgerissen gewesen.
So aber geht das Team mit frischem Selbstvertrauen in die nächsten Wochen - die nach dem DFB-Pokal mit den Partien bei Meister Bayer Leverkusen, gegen Europa-League-Starter Eintracht Frankfurt und dazwischen in der Champions League ebenfalls zu Hause gegen Bergamo weitere Fest-Spiele erwarten lassen. Und wohl auch weitere Lernprozesse.
Sendung am So., 27.10.2024 22:05 Uhr, SWR Sport, SWR