Fußball | Transferbilanz Die Sommertransfers von Mainz 05: Wenig investiert, viel gewonnen
Die ersten 15 Bundesliga-Spieltage der Saison 2024/25 sind gespielt. Zeit für eine kurze Transferbilanz: Mainz 05 konnte für vergleichsweise wenig Geld viel Qualität verpflichten.
"Überall – also hinten, Mitte, vorne." Mit dieser knappen Antwort fasste Nadiem Amiri zu Saisonbeginn die Baustellen des Mainzer Kaders zusammen. Der Abgang von Leandro Barreiro nach Lissabon hinterließ eine spürbare Lücke im Mittelfeld. Auch in der Abwehr waren die Baustellen groß: Die Rückkehr von Sepp van den Berg konnte nicht realisiert werden, und Edimilson Fernandes zog es nach Montpellier. Im Angriff wurde mit dem Verkauf von Brajan Gruda in die Premier League zwar ordentlich Geld in die Kassen gespült, doch sportlich wog der Verlust schwer.
Mit weniger als zehn Millionen Euro - sparsamer war im Südwesten nur der 1. FC Heidenheim - gab Mainz zwar vergleichsweise wenig Geld für Neuzugänge im Sommer aus, dafür aber an den richtigen Stellen. Nach einem schwierigen Saisonstart scheint sich die Strategie in den letzten Wochen auszahlen.
Nadiem Amiri und seine Liebeserklärung an Mainz 05
Kaishu Sano: Soforthilfe und Motor im Mittelfeld
Soforthilfe - für manche ist der Titel abgedroschen, aber für Kaishu Sano ist er angebracht. Von Anfang an machte sich der Japaner im Mainzer Mittelfeld unersetzlich. In jedem Pflichtspiel dieser Saison stand er in der Startelf und spielte nur zweimal nicht über die kompletten 90 Minuten.
In Sachen Zweikampfstärke gehört Sano zu den Top drei der Liga – und stabilisiert damit das Mainzer Mittelfeld merkbar. Doch seine Qualität zeigt sich inzwischen auch, wenn es nach vorne geht. Ein Grund zur Freude für Trainer Bo Henriksen: "Er wird jeden Tag besser und besser. Er spielt die Bälle nach vorne, nicht mehr nur quer oder zurück."
Ein entscheidender Faktor für Sanos starke Entwicklung ist die Chemie mit Nadiem Amiri im Mittelfeld. Trotz anfänglicher Sprachbarrieren (Sano sprach weder Deutsch noch Englisch) hat das Duo inzwischen zusammengefunden. Amiri bringt Kreativität, Sano Struktur und Stabilität und die Kombination der beiden das Mainzer Spiel auf ein höheres Niveau.
Henriksen traut Sano sogar noch mehr zu: "Er kann einer der besten Spieler auf seiner Position werden, nicht nur in der Bundesliga, sondern international."
Armindo Sieb: Joker mit Potenzial
Mit Armindo Sieb hat Mainz 05 einen Spieler ausgeliehen, der liefern kann, wenn es darauf ankommt. Sein bisheriges Highlight? Ausgerechnet gegen seinen Ausbildungsverein FC Bayern. Beim 2:1-Heimsieg kam der 21-Jährige früh für den verletzten Jonathan Burkardt in die Partie – und bereitete beide Tore von Jae-sung Lee vor.
Auch wenn er bisher vor allem als Einwechselspieler zum Einsatz kam, bietet sich Sieb mit seinen aktuellen Leistungen langfristig für mehr Spielzeit an. Die Leihe aus München läuft bis 2026 und enthält laut "Bild"-Informationen eine Kaufoption von fünf Millionen Euro. Das wäre kein Schnäppchen, aber durchaus machbar für Mainz 05, sollte Sieb sein Potenzial bestätigen.
Moritz Jenz: Stabilität in der Defensive
Moritz Jenz konnte mit seinem Wechsel zu den Rheinhessen etwas einbringen, was Mainz in der Defensive benötigte: Stabilität und Führungsstärke. Mit seinen 25 Jahren hat der Innenverteidiger bereits Stationen in der Schweiz, Schottland und Frankreich hinter sich und scheut sich nicht, Verantwortung zu übernehmen. "Ich kenne meine Rolle: der Leader zu sein, der organisiert und die anderen anpeitscht", erklärte Jenz zu Saisonbeginn selbstbewusst.
Kein Wunder, dass er sich schnell zum Abwehrchef und Stammspieler mauserte. Doch sein Lauf wurde früh gestoppt: Beim Pokal-Aus gegen Bayern München im Oktober musste Jenz verletzt ausgewechselt werden und fiel für zwei Spiele aus. Danach stand er zwar für drei Spiele wieder im Kader, blieb aber vorerst ohne Einsatz.
Erst Mitte Dezember stand Jenz wieder in der Startelf, erneut gegen die Bayern – diesmal aber siegreich und über die vollen 90 Minuten. Seine Leihe vom Ligakonkurrenten Wolfsburg läuft noch bis zum Sommer, auch für ihn soll es laut Medienberichten eine Kaufoption geben.
Sendung am Sa., 28.12.2024 14:00 Uhr, Stadion, SWR1