Fußball | Bundesliga Das Trikot für Mama, oder: Ein Torhüter namens Philipp kommt selten allein
Luca Philipp von der TSG Hoffenheim zeigte bei seinem Bundesliga-Debüt als Vertreter des verletzten Nationaltorhüters Oliver Baumann gegen Eintracht Frankfurt eine starke Leistung. Kurios: Bruder Tim war sein Ersatz.
Da stand er nun und strahlte mit seinen Teamkollegen um die Wette. Erst das Bundesliga-Debüt gegen Eintracht Frankfurt und dann noch der gefeierte Last-Minute-Ausgleich zum 2:2. Was ein emotionales Erlebnis für den 24-Jährigen: "Ich bin sehr stolz", freute sich der Keeper im Gespräch mit SWR Sport über sein starkes Debüt, gepaart mit einer ebenso starken Mannschaftsleistung, "wir haben mit 24 Torschüssen sehr gut nach vorne gespielt und auch leidenschaftlich verteidigt".
Es war natürlich ein ganz besonderer Tag für Luca Philipp, dieser Bundesliga-Sonntag. Nachdem er zwei Tage zuvor vom Ausfall und der Fußverletzung von Stammkeeper und Kapitän Oliver Baumann erfahren hatte, war klar: Erstliga-Debüt! "Bis zum Spielbeginn war ich sehr positiv angespannt", beschrieb Luca sein Seelenleben vor dem Einstand gegen Frankfurt, "aber das hat sich dann aber mit dem Einlaufen verflogen, ich konnte jede Minute genießen".
Bruder Tim als Vertreter auf der Hoffenheimer Bank
Und damit der Philipp-Feiertag gegen Frankfurt auch richtig rund wurde, saß der fünf Jahre jüngere Bruder Tim (19) als Lucas Stellvertreter auf der Hoffenheimer Bank. Zwei Torhüter-Brüder auf dem Bundesliga-Aufstellungsbogen, das gab es noch nie in der Geschichte der deutschen Eliteklasse. "Wir haben ein sehr gutes, sehr offenens Verhältnis", so Luca, "wir sehen uns fast jeden Tag. Er fragt mich auch immer, was er besser machen kann. Und ich kann ihm dann einiges mitgeben."
Die Philipp-Brüder sind Schwaben
Die Torhüter-Brüder Philipp sind übrigens Schwaben, in Stuttgart geboren. Der ältere Luca - aus Freiberg am Neckar gekommen - trägt bereits seit zwölf Jahren das TSG-Trikot, gilt schon lange als großes Talent. Nach seiner Jugendzeit stand er bei der zweiten Mannschaft der Hoffenheimer 54 Mal im Regionalliga-Tor, spielte viermal für die U21-Nationalmannschaft.
Anfang der Saison gab der 1,92-Meter-Schlaks sein Debüt im DFB-Pokal und rettete seinem Team in Würzburg im Elfmeterschießen das Weiterkommen. Der jüngere Tim wechselte 2020 aus Esslingen in die Hoffenheimer Jugend, rückte in dieser Saison in die zweite Mannschaft nach.
Hoffenheim denkt über einen Backup-Torhüter nach
Gefragt nach den größten Unterschieden zwischen Regionalliga und Bundesliga: "Natürlich die Zuschauer", sagte Luca, "aber auch das viel größere Tempo. Daran konnte ich mich allerdings über das Training bei den Profis gewöhnen". Den Sprung über drei Spielklassen hinweg hat er in jedem Fall bei seinem ersten Einsatz bestens gemeistert. Vor allem in der zweiten Hälfte parierte der junge Keeper einige scharfe Bälle.
"Sehr souverän und sicher", bestätigte auch TSG-Trainer Christian Ilzer, habe Philipp gespielt, "das war ein starkes Bundesliga-Debüt". Und trotzdem: Da neben Oliver Baumann auch der zweite Ersatzkeeper Lukas Petersson länger ausfällt, denkt die TSG-Führung über die Verpflichtung eines weiteren, möglicherweise erfahrenen Torhüters als Backup nach. "Es ist klar, dass wir uns Gedanken machen. Da werden wir uns die nächsten Tage noch zusammensetzen", sagte Ilzer über die personellen Gedankengänge kurz vor Schließung des Transferfensters.
Nächste Aufgaben für Philipp: Anderlecht und Leverkusen
Bis zur Genesung von Nationalkeeper Baumann genießt Luca Philipp das volle Vertrauen. Und die aktuelle Woche bietet gleich zwei weitere hochkarätige Herausforderungen für den dann Europapokal-Debütanten. Am Donnerstag steht das letzte Gruppenspiel in der Europa League bei RSC Anderlecht an, am Sonntag geht es in der Bundesliga bei Meister Bayer Leverkusen weiter: "Wir schauen jetzt einfach mal von Spiel zu Spiel", sagt Luca ganz cool.
Das weiße Debütanten-Trikot von Luca Philipp geht übrigens "wahrscheinlich zu Mama". Dort wird es sicherlich frisch gewaschen einen ganz besonderen Platz finden.