
"Das finde ich unmöglich" "Ziehl raus": Gäste-Trainer kritisiert Verhalten der Saarbrücken-Fans
Die Fans des 1. FC Saarbrücken wollen seit Jahren nur eines: den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Unentschieden sind ihnen deshalb zu wenig – was sie bei der letzten Heimpartie gegen Osnabrück auch mit Pfiffen und "Ziehl raus"-Rufen kundgetan haben. Bei Außenstehenden stößt das auf wenig Verständnis.
Die Kritik an FCS-Trainer Rüdiger Ziehl reißt nicht ab: Nach dem 1:1-Remis gegen den VfL Osnabrück am vergangenen Samstag quittierten Heimfans den Auftritt ihrer Mannschaft abermals mit Pfiffen – und mit "Ziehl raus"-Sprechchören. Und das, obwohl die Blau-Schwarzen noch gut im Geschäft sind: Nur drei Punkte trennen sie von Energie Cottbus, die aktuell auf Platz 2 rangieren. Einen Punkt Rückstand haben sie auf Arminia Bielefeld, die mit Platz 3 den Relegationsplatz belegen. Es ist also noch alles möglich.
Trotzdem: Nach vier sieglosen Spielen – zwei Remis und zwei Niederlagen – ist der Frust bei den Fans zuletzt wieder gewachsen. Denn zur Wahrheit gehört auch: Eine sehr gute Ausgangsposition haben sich die Blau-Schwarzen in den letzten Wochen wieder verspielt. Noch vor gut einem Monat stand der FCS auf Tabellenplatz 2, vor Cottbus. Für die Fans ein Zeichen dafür, dass der Wille zum Aufstieg fehlt.
Scharfe Kritik von Gäste-Trainern
Für die Reaktion des Saarbrücker Publikums, aus dem sogar persönliche Beleidigungen gegen Ziehl zu hören waren, hatte der VfL-Trainer Marco Antwerpen, dessen Team in diesem Jahr noch kein Auswärtsspiel verloren hat, dennoch wenig Verständnis. "Die Mannschaft hat berechtigte Chancen, in die 2. Bundesliga aufzusteigen. Da muss man Zusammenhalt zeigen und nicht gegen den Trainer skandieren. Das finde ich unmöglich", sagte er im Interview mit "Magenta Sport".
Antwerpen ist nicht der einzige Trainer, der die Reaktion der Anhänger offen kritisiert – Bielefelds Coach Mitch Kniat hatte nach einem FCS-Heimspiel, das ebenfalls Unentschieden ausging und "Ziehl raus"-Rufe zur Folge hatte, Anfang Oktober vergangenen Jahres deutliche Worte gefunden: "Ich finde diese Rufe nicht okay. Wenn Saarbrücken heute gewinnt, sind sie ganz oben dabei. Da sollten die Leute eher den Mund halten. Da bin ich ganz ehrlich."

FCS-Trainer Ziehl: Rufe "tun weh"
Immer wieder ist Ziehl in dieser, und auch der letzten, Saison zur Zielscheibe der Fans geworden – trotz solider bis guter Ergebnisse oder der sensationellen Pokalreise im DFB-Pokal. Auch bei Social Media hagelt es wieder Kritik. Von "Angsthasenfußball" ist etwa unter einem SR-Facebook-Post zum Spiel gegen Osnabrück die Rede. Der Aufstieg sei "mit diesem Trainer unmöglich".
Und was sagt Ziehl selbst dazu? Während er Kritik an ihm oder Rufe gegen ihn in der Vergangenheit meist weitgehend gelassen hingenommen hat, gab er nach der Partie gegen Osnabrück im SR-Interview dann doch zu, dass die Rufe "wehtun" – der FCS habe aber nun einmal "die Fans mit der kürzesten Zündschnur".
Nervöse FCS-Fans wollen Aufstieg
Tatsächlich gelten die Fans des 1. FC Saarbrücken als extrem ambitioniert und nervös. Seit dem Aufstieg in die 3. Liga 2020/21 gieren sie nach der 2. Bundesliga. Zwar lieferte sich die Mannschaft um Rüdiger Ziehl in den letzten Jahren immer ein knappes Rennen im Kampf darum, auf den letzten Metern scheiterte sie dann aber doch. Ein weiteres Mal scheinen die ungeduldigen Fans das nicht hinnehmen zu wollen.
Bereits am Dienstagabend hat FCS-Trainer Ziehl aber die Möglichkeit, die zuletzt verlorengegangenen Punkte im Aufstiegsrennen wiedergutzumachen: Gegen Aue sollen wieder drei Zähler her – vor heimischem Publikum.
Mehr zum 1. FC Saarbrücken

