Füchse-Spieler um Star Mathias Gidsel klatschen miteinander ab (Quelle: IMAGO / mix1)

Handball-Bundesliga Warum die Füchse Berlin in diesem Jahr erstmals Meister der Handball-Bundesliga werden

Stand: 24.03.2025 12:36 Uhr

Durch den 33:30-Sieg am vergangenen Freitag beim aktuellen Meister SC Magdeburg stehen die Füchse Berlin erstmals seit dem sechsten Spieltag an der Tabellenspitze. Fünf Gründe, warum sie den Platz in dieser Saison nicht mehr hergeben. Von Patrick Richter

Ausgeglichenheit der Liga

Die Handball-Bundesliga ist so ausgeglichen wie schon lange nicht mehr. Das letzte Mal, dass ein Verein mit zehn Negativpunkten oder mehr Meister geworden ist, war in der Saison 2017/18. Damals holte die SG Flensburg-Handewitt den Titel. Die Füchse Berlin haben aktuell neun Minuspunkte, und sind damit sogar elf Spieltage vor Schluss Tabellenführer.
 
Von dieser neuen Leistungsdichte profitieren besonders die Füchse, die zwar oft besonders starke Spiele zeigen, sich aber auch immer mal wieder einen Patzer erlauben, wie beispielsweise beim Remis gegen den aktuell zehnplatzierten HSV Hamburg am zehnten Spieltag.

Mathias Gidsel von den Füchse Berlin (imago images/Michael Taeger)
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Füchse-Town steht stabil

Drei Niederlagen und drei Unentschieden mussten die Füchse Berlin in dieser Saison bereits einstecken. Damit stehen sie in der Tabelle bei einem Punkteverhältnis von 37:9. Nur zwei dieser neun negativen Punkte kassierten die Berliner in ihrer Heimspielstätte. Mit einer Kapazität von 9.000 Zuschauern ist die Max-Schmeling-Halle am Mauerpark eine der größten der Handball-Bundesliga, deren Stimmung bei den Spielern noch die nötigen letzten Prozentpunkte freisetzen kann.
 
Somit dürfte es ein Vorteil sein, dass die Füchse an den letzten elf Spieltagen noch sechs Mal zu Hause spielen. Besonders, da der TSV Hannover-Burgdorf und die MT Melsungen noch zu Gast sind – beide Hinspiele gingen knapp verloren. Zudem sind die beiden Teams in der Tabelle direkt hinter den Berlinern platziert. Die Chance für die Füchse, Big Points im Kampf um die Meisterschaft zu holen.

Mathias Gidsel

Dass sich Mathias Gidsel im Jahr 2022 entschieden hat, einen Vertrag bei den Füchsen Berlin zu unterschreiben, war für den Verein - etwas überspitzt gesagt - ein Geschenk Gottes. Welthandballer, Weltmeister, Olympiasieger, Europameister und bei all diesen Turnieren zumeist noch Torschützenkönig und MVP - er ist unbestritten aktuell der beste Handballer des Planeten und führt auch regelmäßig die Füchse fast im Alleingang zum Sieg. Im Februar verlängerte Gidsel seinen Vertrag sogar bis zum Juni 2029.
 
"Meine Freundin Katrine und ich fühlen uns hier richtig wohl", sagte er zuletzt im rbb|24-Interview. Das zeigt er auch auf dem Spielfeld: Mit 173 Toren in 22 Spielen liegt der Rückraumspieler in der Bundesliga auf dem zweiten Platz. Hinzu kommt eine sensationelle Wurfquote von 76,89 Prozent. Nur zwei Bundesliga-Spieler mit über 100 Toren können in dieser Saison eine leicht bessere Quote aufweisen. Immer wieder glänzt er zudem mit seiner Spielintelligenz und bindet Gegner, wodurch er seine Mannschaftskollegen in Szene setzt.

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Starke Offensive, solide Defensive

779 Mal hat es bei den Gegnern in den Spielen gegen die Füchse in dieser Bundesliga-Saison insgesamt bereits eingeschlagen. So oft hat bisher kein anderes Team der Liga getroffen. Doch nicht nur offensiv konnte die Mannschaft von Trainer Jaron Siewert in dieser Saison glänzen. Nur 650 Gegentreffer (Platz sieben) mussten sie bisher hinnehmen. Füchse-Torwart Dejan Milosavljev hält 30,86 Prozent (Platz vier) aller Würfe aufs Tor und kommt damit auf 200 Paraden.
 
Das könnte ein entscheidender Vorteil im Saisonendspurt werden. Aufgrund der engen Tabellensituation an der Spitze erscheint es zumindest nicht ausgeschlossen, dass wie aktuell auch zwei Teams mit der gleichen Punktekonstellation die Tabelle anführen. Als zweiter Indikator im Vergleich würde dann die Tordifferenz die Entscheidung über Meisterschaft oder nicht treffen. Da haben die Füchse mit +129 klar die Nase gegenüber Hannover-Burgdorf (+57) und Melsungen (+85) vorn.

Gewachsener Team-Spirit

Beim knappen 33:30-Sieg am vergangenen Freitag in Magdeburg behielten die Füchse vor allem in der Schlussphase einen kühlen Kopf. "Wir sind älter als in den letzten Jahren. Und wir haben mehr Erfahrung", sagte Keeper Dejan Milosavljev nach der Partie. Das ist, was Spitzenteams auszeichnet und Titel gewinnt: So eingespielt und abgeklärt sein, dass das Spielglück in engen Situationen immer wieder zu Gunsten des eigenen Teams ausfällt.
 
Der Kern der Mannschaft um Gidsel, Milosavljev, Mijajlo Marsenic und Lasse Andersson trägt schon seit Jahren das Füchse-Trikot und ist dadurch eine eingespielte Achse. Hinzu kommen Talente wie Tim Freihöfer und Nils Lichtlein, die in dieser Saison Verantwortung übernehmen und zentrale Rollen ausfüllen. Es könnte die perfekte Mixtur für den erstmaligen Gewinn der Meisterschaft sein.

Sendung: Der Tag, 25.03.2025, 19:15 Uhr