Regionalliga Nordost | Teil 1 Regionalliga Nordost: Viktoria Berlin, Hertha II und der SV Babelsberg im Check zum Saisonstart
Kommende Woche startet die Regionalliga Nordost in eine neue Saison. Während für Viktoria und Hertha II vor allem die Entwicklung junger Spieler im Vordergrund steht, will Babelsberg mit neuem Trainer die Großen ärgern. Die Klubs im Teamcheck - Teil 1.
Viktoria Berlin
Nach einem dritten Platz in der Vorsaison und dem Gewinn des Berliner Landespokals steht Viktoria Berlin vor einem Neuanfang. Zahlreiche Leistungsträger haben den Verein im Sommer verlassen und wurden durch junge Spieler ersetzt. Auch an der Seitenlinie gibt es künftig ein neues Gesicht zu sehen.
Der gebürtige Berliner Dennis Kutrieb führte zuletzt den kleinen Klub Ebbsfleet United aus dem Südosten Englands in die fünfte Liga. Nun will er als Trainer von Viktoria die Entwicklung in Lichterfelde vorantreiben.
Dennis Kutrieb
Die Form
"Ein bisschen Zeit braucht man natürlich immer, um sich einzugewöhnen und die neuen Begebenheiten unter die Lupe zu nehmen", erzählt Dennis Kutrieb über seine Ankunft bei Viktoria. Umso besser sei es, dass er die Mannschaft im Trainingslager nun richtig kennenlernen könne.
Ein paar Testspiele mit wechselhaften Leistungen hat das Team zwar schon absolviert, noch sei es aber sehr schwierig zu sagen, wo man stehe, so Kutrieb. "Das Talent und Potential meiner Spieler ist riesig groß. Das Abrufen dessen ist das, was einfach Zeit braucht. Erst wenn wir die ersten drei Saisonspiele gespielt haben, werden wir sehen, wo wir sind", erklärt der Trainer.
Mit dem Aufsteiger VFC Plauen und dem Mitfavoriten VSG Altglienicke warten im Auftaktprogramm zwei wirkliche Gradmesser auf die Himmelblauen.
Darauf wird es ankommen
Der Trainer ist längst nicht der Einzige, der sich eingewöhnen muss. Schließlich hat sich das Team im Vergleich zur Vorsaison auf zahlreichen Schlüsselpositionen verändert. Mit Toptorjäger Lucas Falcao (letzte Saison 15 Tore in 32 Spielen) und Mittelfeldorganisator Berk Inaler haben zwei absolute Leistungsträger den Verein verlassen. Hinzu kommen die Abgänge der wichtigen Rollenspieler Fatih Baca, Nikell Touglo, Jonas Kühn und Eke Uzoma.
"Für mich persönlich ist das aber überhaupt kein Problem, weil ich die Spieler ja nie kennengelernt und mit ihnen zusammengearbeitet habe", erklärt Kutrieb. "Für mich ist es ein kompletter Neuanfang mit einer sehr jungen Mannschaft."
Neuzugänge gab es fast ausschließlich mit jungen Talenten aus der eigenen U19. Das größte Ziel des Coaches ist es nun, die weiterzuentwickeln. "Es geht vor allem darum, möglich schnell dazuzulernen. Der Enthusiasmus und Aufwand, den die Mannschaft betreibt, der ist schonmal gut. Jetzt muss das gekoppelt werden mit guter Entscheidungsfindung und individueller Vorbereitung auf das Niveau der Regionalliga."
Das Saisonziel
Für Kutrieb ist es deshalb auch zu früh, sich auf ein klar messbares Ziel für seine erste Saison in Lichterfelde festzulegen. "Mit dem Pokalsieg und dem dritten Platz in der vergangenen Saison gibt es natürlich ein paar Spieler im Kader, die denken, das geht wieder so. Aber man fängt im Grunde genommen jede Saison bei Null an."
Für den Trainer ist klar: "Wir dürfen nicht die Nerven verlieren und müssen Ruhe bewahren. Junge Spieler werden Fehler machen und nicht konstant 90 Minuten gut spielen. Aber wenn sie den Einsatz aus der Vorbereitung fortsetzen, werden wir viel Spaß mit der jungen Mannschaft haben. Das Ziel muss sein, dass die Jungs am Ende der Saison so weit entwickelt sind, dass sie in der Lage sind, erfolgreichen Regionalliga-Fußball zu spielen."
Meister-Tipp
Auch wenn Kutrieb die vergangenen vier Jahre in England verbracht hat, hat er den regionalen Fußball in seiner Heimat nicht aus den Augen verloren und sich bereits mit den Kontrahenten der bevorstehenden Saison vertraut gemacht. An der Spitze der Liga erwartet er am Ende die üblichen Verdächtigen.
"Teams wie Greifswald und Altglienicke haben schon letzte Saison oben mitgespielt und haben auch jetzt wieder viel investiert und großen Aufwand betrieben. Dazu wird sicherlich Halle kommen, die aus der dritten Liga abgestiegen sind, aber bei denen man sieht, dass sie wieder hoch wollen. Auch Chemnitz hat sich gut verstärkt", so Kutrieb.
Hertha BSC II
Die U23-Mannschaft des Zweitligisten Hertha BSC verfolgt traditionell einen etwas anderen Weg als die Ligakonkurrenten. Sportlicher Erfolg steht eher im Hintergrund. Stattdessen sollen die Akademie-Talente Spielpraxis sammeln und einen Schritt in Richtung Profifußball gehen.
Nicht erst seitdem der verstorbene Präsident Kay Bernstein den Berliner Weg ausgerufen hatte, ist die zweite Mannschaft ein wichtiges Puzzleteil im Verein. Die Verantwortung dafür trägt seit diesem Sommer ein Neuer: der ehemalige U17-Coach Rejhan Hasanović hat das Traineramt von Stephan Schmidt übernommen und will weiteren Spielern den Weg in die erste Mannschaft ermöglichen.
Rejhan Hasanovic
Die Form
In den vergangenen Jahren profitierte Hertha immer wieder von der starken Akademie-Arbeit. Spieler wie Marton Dardai, Marten Winkler und Derry Scherhant schafften den Sprung aus der eigenen Jugend zu den Profis und nahmen beim Zweitligisten in der vergangenen Saison wichtige Rollen ein.
"Auch in diesem Jahr sind wieder große Talente bei uns dabei. Aber wir sind eine extrem junge Truppe und könnten glatt als eine U21 durchgehen", sagt Hasanović. Deshalb sei es schwierig zu sagen, wo man derzeit stehe. "Auf jeden Fall haben wir eine willige und hungrige Mannschaft", so der Trainer.
Darauf wird es ankommen
Viele der jungen Spieler haben noch in der vergangenen Saison in der U19 gespielt, zwei sogar unter Hasanović in der U17. Die müssen sich nun erst einmal an das Niveau und die Physis des Regionalliga-Fußballs gewöhnen.
"Bei uns geht es vor allem darum, die Jungs an den Männer- sowie Profibereich heranzuführen und weiterzuentwickeln. Das ist eine etwas andere Spielweise als noch in der Jugend. Am Ende ist es unsere Aufgabe, den Jungs den letzten Feinschliff zu geben", erklärt der Trainer.
Das Saisonziel
Konkrete tabellarische Ziele hat Hasanović für die neue Saison nicht. "Im besten Fall landen wir im gesicherten Mittelfeld und machen uns keine Sorgen nach unten. Das wäre ein Wunschziel", sagt er.
Der Meister-Tipp
"Ich finde die Liga fast schon ein bisschen nostalgisch, mit all den Traditionsvereinen", sagt Hasanović. In der letzten Saison hatte er mit der U17 immer sonntags gespielt und deshalb viele Regionalliga-Partien der U23 verfolgen und schonmal einige Gegner studieren können.
Festlegen auf einen Favoriten will er sich allerdings nicht. "Unser erster Gegner Greifswald wird definitiv wieder oben ein Wörtchen mitreden. Aber auch der BFC Dynamo, Halle, Chemnitz, Jena und Altglienicke haben aufgerüstet. Es werden mehrere Mannschaften vorne rumturnen und nicht ein Team durchmarschieren", so der Hertha-Coach.
SV Babelsberg 03
In den abgelaufenen vier Saisons gehörten die Nulldreier stets zu den besten Regionalligisten, aber in den Kampf um den entscheidenden ersten Platz konnten sie letztlich doch nicht einsteigen. Stattdessen durchlebte der Verein trotz solider sportlicher Leistungen unruhige Jahre in der Führungsebene, mit mehreren Trainerwechseln. Mit dem neuen Mann an der Seitenlinie, André Meyer, verknüpft Babelberg die Hoffnung auf Konstanz und Erfolg.
Andre Meyer
Die Form
"Die Vorbereitung lief bis jetzt sehr gut. Die Mannschaft zieht super mit. Wir haben eine sehr, sehr gute Trainingsatmosphäre. Die Jungs haben sich gefunden", sagt André Meyer über sein Team. Es klingt nach vortrefflichen Voraussetzungen für die neue Regionalliga-Saison, in die Babelsberg am 27. Juli auswärts bei der BSG Chemie Leipzig startet. Auch im Testspiel gegen Hertha BSC - es wird vorerst das letzte Aufeinandertreffen mit dem aktuellen Zweitligisten im Karl-Liebknecht-Stadion gewesen sein - gelang dem Außenseiter zumindest ein Achtungserfolg: Der haushohe Favorit konnte die Partie nur mit Mühe mit 1:0 für sich entscheiden.
Doch Meyer will die Partie gegen Hertha nicht überbewerten. Zudem verweist er auf das Babelsberger Lazarett: "Wir haben jetzt leider mehrere Verletzte und hoffen, dass wir die bis zum Saisonstart wieder fit bekommen." Fraglich sind beispielsweise Kapitän Daniel Frahn, Leon Bürger und Neuzugang Stanley Keller (kam vom Chemnitzer FC).
Darauf wird es ankommen
Schafft es Meyer, den Kaderumbruch in eine Erfolgsgeschichte zu verwandeln? "Wir haben uns extrem verjüngt", sagt der Trainer über die Neuausrichtung. In der Vorsaison gehörte das Aufgebot noch zu den ältesten der Liga. Routinierte Spieler wie Matthias Steinborn (35 Jahre), Tino Schmidt (30), Rico Gladrwo (32), David Danko (31), dazu Tahsin Cakmak (27) verließen den Verein zum Saisonende. Zahlreiche Talente wurden hinzugewonnen.
Jetzt gebe es eine "gesunde Mischung aus erfahrenen Spielern und jungen Perspektivspielern", sagt Meyer.
Das Saisonziel
"Wir wollen offensiven Fußball spielen, wissen aber auch um unsere Situation, dass man mit Topvereinen wie Greifswald und Altglienicke sowie manchen Traditionsvereinen erstmal nicht auf Augenhöhe agieren". Es gehe daher darum, einen eigenen Babelsberger Weg zu definieren. Zum Beispiel, indem man den Fokus vermehrt auf den eigenen Nachwuchsbereich legt und diesen "enger an den Männerbereich" heranführt.
"Das kleine Ziel lautet: Wir wollen eine sorgenfreie Saison spielen, wollen aber auch gerne die Großen ärgern", so Meyer.
Meistertipp
Meyer zählt den Greifswalder FC, die VSG Altglienicke und den Halleschen FC zum engsten Favoritenkreis. Letztere durchliefen nach dem Drittliga-Abstieg einen einschneidenden Kaderumbruch. "Da ist glaube ich die Frage, wie schnell finden sie sich in der Regionalliga zurecht und wie schnell findet sich die Mannschaft zusammen", sagt Meyer.
Sendung: rbb24, 18.07.2024, 21:45 Uhr