Regionalliga Nordost Regionalliga Nordost: Gegen Greifswald will der BFC Aufstiegs-Ambitionen untermauern
In der Regionalliga Nordost haben sich mehrere Klubs in Stellung für den Aufstieg in die 3. Liga gebracht. Besonders vehement klopft der einstige Abomeister BFC Dynamo am Eingang des Profigeschäfts an. Nun kommt es zum Gipfeltreffen mit Greifswald.
Das ist mittlerweile auch eine Meldung wert, wenn Verantwortliche eines Fußballvereins offensiv über ihre großen Ambitionen sprechen. Normalerweise kennzeichnet ja stoische Tiefstapelei das Geschäft: Da will selbst der übermächtige Spitzenreiter nicht mit dem Titelrennen in Verbingung gebracht werden.
Beim BFC Dynamo, Zweitplatzierter der Regionalliga Nordost, klingt das vor dem Spitzenspiel gegen den Greifswalder FC so: "Die Regionalliga ist keine Liga, bei der man sagt: damit kann man zufrieden sein." Sagt Angelo Vier, Sportdirektor des Vereins aus Berlin-Hohenschönhausen. Aus den Aufstiegsambitionen macht er keinen Hehl. "Sonst wäre ich auch fehl am Platz hier."
BFC darf nicht verlieren
Und so ist sie angerichtet, die Partie, in der sich eine ganze Saison verdichten kann. Es gibt nur diesen einen Aufstiegsplatz. Und um den ringen außer Greifswald und dem BFC auch Energie Cottbus, Viktoria Berlin, VSG Altglienicke und Babelsberg 03.
Und auch wenn die tatsächlichen Kräfteverhältnisse in der Regionalliga anhand der Tabelle schwierig abzulesen sind – aufgrund zahlreicher wetterbedingter Spielabsagen variiert die Anzahl absolvierter Partien je Team zwischen 18 und 22. So lässt sich doch Folgendes feststellen: Der BFC ist der einzige Regionalligist, der den kometenhaften Emporkömmling Greifswalder FC aktuell aus eigener Kraft von der Spitze verdrängen kann. Nur dürfen die Berliner dafür am Freitag keinesfalls verlieren: Aktuell sind es fünf Punkte Rückstand auf den Ostseeklub, bei zwei weniger gespielten Partien.
Etwas Druck möchte Sportdirektor Vier dann doch aus dem anstehenden Gipfeltreffen nehmen: "Das Spiel wird noch keine Vorentscheidung bringen", sagt er. Aber die Begegnung zu gewinnen, das sei trotzdem "das absolute Ziel".
Für das Selbstverständnis des Ostberliner Klubs, der es zu DDR-Zeiten auf unübertroffene zehn Meistertitel gebracht hat, ist die Regionalliga jedenfalls zu geringfügig. "Das war ja damals das Bayern München des Ostens", sagt der gebürtige Berliner, der einst als Sechsjähriger beim BFC das Fußballspielen erlernte. Nach der Wende konnte der Verein seine Bedeutung nicht in die neuen Gegebenheiten transformieren, wie es etwa dem FC Hansa Rostock oder Dynamo Dresden gelungen sei.
Zumindest in der Hautpstadt versuche der Verein, sich "in der Nische zwischen Union und Hertha" zu etablieren, sagt Vier, und zeigt sich selbstbewusst: "Ich glaube schon, dass man das auch bewerten kann und sieht, dass der BFC hier in Berlin im Fußballbereich die dritte Macht sein kann und auch ist. Ganz einfach aus der Historie und auch aus der Fanbase heraus."
Laurenz Dehl wechselte mit neun Jahren zu Union Berlin. Bei den A-Junioren war er Kapitän. Nun hat er den Klub verlassen, denn der Durchbruch bei den Profis glückte ihm nicht. Wie vielen Nachwuchsspielern bei den Köpenickern. Von Johannes Mohrenmehr
"Fußball nach vorne"
Von sich Reden gemacht haben Teile der Fanszene allerdings auch immer wieder wegen rassistischer Eskalationen auf den Rängen. Bei der schillernden Vergangenheit des Klubs blieb dies stets der braune Elefant im Raum, wenn vom BFC Dynamo die Rede war.
Vielleicht ist auch dies der Grund, warum man seit vergangenem Jahr wieder zum Retro-Vereinswappen der Meisterjahre zurückgekehrt ist: Mit einem Imagewechsel zurück zu alten Glanzzeiten.
Auf dem Platz präsentiert sich das Team in dieser Spielzeit tatsächlich meisterlich. In der Offensive verfügt Trainer Dirk Kunert über den aktuell gefährlichsten Stürmer der Liga, Rufat Dadashov. Der gebürtige Aserbaidschaner traf bereits 14-mal und steht mit seinem athletischen, kraftvollen Spielstil für eine BFC-Philosophie, die Angelo Vier mit dem Begriff "Wucht" beschreibt. Der BFC, das sei "Fußball nach vorne".
Darüber hinaus verteidigt die Mannschaft – hinter den Greifswaldern - am zweitbesten (18 Gegentore). "Ich hatte einige Spiele, wo ich nicht mal was aufs Tor kriege", sagte Schlussmann Leon Bätge dem rbb.
Ungelöstes Stadionprobleme
Während das Team in den Profifußball strebt, ist das heimische Sportforum Hohenschönhausen allerdings derzeit nicht drittligareif. Im Berliner Koalitionsvertrag der beiden regierenden Parteien CDU und SPD wurde allerdings ein drittligatauglicher Ausbau des Sportforums erwähnt. Davon ist derzeit nichts mehr zu hören.
Indes wird das Mommsenstadion im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf drittligatauglich renoviert, und soll bereits während der anstehenden Europameisterschaft als Trainingsstätte fungieren.
"Dafür kämpft man natürlich weiter", sagt Vier, dass auch das Sportforum so umgebaut werde, dass man dort einmal Profifußball spielen könne. Doch momentan plant man im Falle des Aufstiegs mit dem Mommsenstadion als Heimstätte.
In dieser Saison kann der BFC Dynamo jedenfalls noch im vertrauten Sportforum spielen. 14 Spiele sind es noch in der laufenden Spielzeit, immerhin acht davon darf der BFC vor heimischer Kulisse austragen. Ein kleiner Vorteil nur, der im engen Rennen um den Aufstieg allerdings einen Unterschied machen könnte.
Das wäre dann zu beweisen beim nächsten Heimspiel am Freitag (19 Uhr), gegen Spitzenreiter Greifswalder FC.
Sendung: rbb24 Inforadio, 20.02.2024, 16:15 Uhr