![Audio: rbb24 | 06.02.2025 | Tabea Kunze | IMAGO / Contrast Horst Heldt, Geschäftsführer Profifußball Männer bei Union Berlin (Foto: IMAGO / Contrast)](https://images.sportschau.de/image/0a55ff1c-e46a-4a08-870f-57e6b0a339bd/AAABlNxgID4/AAABkZLrr6A/original/rbb-audio-rbb24-06-02-2025-tabea-kunze-102.jpg?overlay=fed2b0f9-111a-4432-99ab-1c3fb121cf2f&overlayModificationDate=AAABjb04dkw)
Interview | Union-Manager Horst Heldt Interview mit Union-Manager Heldt: "Wir müssen diesen negativen Touch durchbrechen"
Bewegte Transfertage liegen hinter Union Berlin. Manager Horst Heldt spricht im Interview über die Qualitäten von Neuzugang Ljubicic, die Gründe für die Verkäufe von Jordan Siebatcheu und Yorbe Vertessen - und Tugenden im Abstiegskampf.
rbb|24: Herr Heldt, das Wintertransferfenster ist nun seit drei Tagen geschlossen. Wie fällt Ihr Fazit für Union Berlin aus?
Horst Heldt: Man hat natürlich immer ein Gefühl, aber das Fazit kann erst am Ende der Saison gezogen werden. Jetzt ist der Kader wie er ist und jetzt gilt es, mit den vorhandenen Spielern unsere Ziele zu erreichen. Wir können erst nach dem letzten Spieltag sagen, ob wir mit diesem Kader unsere Ziele erreicht haben - aber davon gehe ich aus. Man hat immer Ideen und eine Wunschvorstellung, aber - glauben Sie mir - das eine sind Wünsche und das andere die Realität.
![Marin Ljubicic | imago images/Christian Moser Marin Ljubicic (imago images/Christian Moser)](https://images.sportschau.de/image/d92c3109-bbc7-4a8e-9f6a-e005431856df/AAABlNxgI0g/AAABkZLngyM/1x1-256/rbb-marin-ljubicic-100.jpg)
Realität ist auch, dass meist über die Offensive des 1. FC Union gesprochen wird. In der Hinrunde sind zu wenig Tore gefallen. Sie haben mit Marin Ljubicic einen neuen Mittelstürmer aus Linz verpflichtet. Können Sie den noch jungen Angreifer beschreiben? Stand solch ein Stürmertyp auf Ihrer Liste?
Auch wenn er recht spät zu uns gestoßen ist, stand er selbstverständlich auf unserer Liste. Wenn man einen Kader zusammenstellt und sich mit Spielern beschäftigt, beschäftigt man sich pro Position immer mit vier bis fünf Spielern, die allesamt unterschiedliche Qualitäten einbringen. Der eine Stürmer hat ein besseres Kopfballspiel, der andere einen besseren Torschuss, der eine ist schneller und der andere etwas wuchtiger. Am Ende geht es aber natürlich darum, wer in der Lage ist, Tore zu schießen.
Ljubicic hat nachweislich eine gute Quote in Österreich und auch international. Er hatte schon in jungen Jahren Herausforderungen und konnte Tore erzielen. Er will den nächsten Schritt gehen und das passt sehr gut zu uns, weil wir Spieler brauchen, die hungrig sind und sich noch entwickeln können; die aber auch die Grundtugenden an den Tag legen und die Intensität, die wir für unser Spiel brauchen, mitgehen. Als Stürmer brauchst du heutzutage Gier und Egoismus, aber auch die nötige Technik und die Birne, um dich intelligent in die Rückwärtsbewegung und Pressingauslösung einzuschalten. Das erfüllt Ljubicic.
Ein Spieler, der immer vielversprechend aufgetreten ist, war Yorbe Vertessen. Trotzdem hatte man stets das Gefühl, dass er seine Qualität nicht so richtig zeigen konnte. Zuletzt bekam er unter Trainer Steffen Baumgart immer weniger Einsatzzeiten. Warum? Waren am Ende alle Seiten mit dem Vereinswechsel einverstanden?
Sie haben es perfekt beschrieben. Wir vom Verein teilen dieses Gefühl auch. Yorbe hat gezeigt, wozu er in der Lage ist. Manchmal hat man mit der Zunge geschnalzt, weil er tolle Momente kreiert hat. Er ist ein Spieler, der in der Lage ist, den Unterschied auszumachen. Was aber - besonders im Abstiegskampf - auch notwendig ist: Kontinuität. Nur mit besonderen Momenten werden wir die Liga nicht halten.
Wir brauchen nicht nur hin und wieder besondere Momente, sondern in der gesamten Spielzeit. Das sind alle Momente, in denen wir voll dabei und hellwach sind. Yorbe hat es - aus welchen Gründen auch immer, das wollen wir gar nicht allein auf den Spieler schieben - nicht geschafft, seine Qualität kontinuierlich abzurufen. Dann ist es manchmal besser, einen klaren Schlussstrich zu ziehen, damit der Spieler eine neue Herausforderung annehmen kann.
Jordan Siebatcheu, ein weiterer Stürmer, hatte von Trainer Baumgart sehr viel Rückendeckung bekommen, blieb jedoch ohne Tor und Glück. Er hat Union erst sehr spät im Winter verlassen und ist zu seinem Jugendklub Stade Reims gewechselt. Spielten bei ihm womöglich auch private Gründe eine Rolle?
Ja, das würde ich schon so sagen, denn es gab neben Reims im Sommer und Winter mehrere Angebote für ihn. Für Jordan waren jene Alternativen aber nicht von Interesse. Das Angebot von Reims am letzten Transfertag hatte ihn dann aber interessiert. Letztendlich ergibt der Wechsel für alle Beteiligten Sinn. Jordan hat die Hoffnung, bei seinem Jugendverein die Negativserie zu durchbrechen und Leistung wie Tore zeigen zu können.
Man muss aber klar sagen: Jordan hat sich zu 100 Prozent mit Union Berlin identifiziert. Er hatte keine einfache Zeit, solch eine Durststrecke ist für einen Stürmer eine ganz besondere Herausforderung, der er sich immer wieder gestellt hat. Er hat auch Komponenten in das Spiel gebracht, die uns geholfen haben, aber letztendlich werden Stürmer auch an Toren gemessen – das hat er leider nicht liefern können, weshalb wir uns für den Verkauf entschieden haben. Ich hoffe, er kann bei Reims wieder die Tore machen.
![Laszlo Benes am 01.02.25 im Spiel gegen RB Leipzig | IMAGO / dts Nachrichtenagentur Laszlo Benes am 01.02.25 im Spiel gegen RB Leipzig (Quelle: IMAGO / dts Nachrichtenagentur)](https://images.sportschau.de/image/b3c9bc96-9c07-4f0c-9676-72358ef2d30a/AAABlNxgJuw/AAABkZLngyM/1x1-256/rbb-laszlo-benes-am-01-02-25-im-spiel-gegen-rb-leipzig-100.jpg)
Was erwarten Sie nun von der Mannschaft, die es in der Rückrunde im Abstiegskampf richten soll?
Möglichst viele Punkte für den Liga-Verbleib. Das wäre aber wohl zu einfach formuliert. Jeder, der Abstiegskampf kennt und erlebt hat, weiß, dass er von Wellenbewegungen begleitet wird. Ich hoffe, dass wir das nun durchbrechen können. Wir haben ein tolles Spiel gegen Mainz 05 gezeigt und es zu Hause verdient gewonnen. Dann gehst du mit einem guten Gefühl raus und glaubst, den FC St. Pauli – einen im Vergleich qualitativ nicht gleichwertigen Gegner - mit einer ähnlichen Leistung schlagen zu können, wirst aber eines Besseren belehrt. So ist der Abstiegskampf leider.
Wir müssen mit den Enttäuschungen leben und diese Phasen durchbrechen. Das verlangt viel Kommunikation und ein sich gemeinsames Auffangen. Der Kopf spielt im Abstiegskampf eine große Rolle. Wir müssen diesen negativen Touch durchbrechen. Das ist leicht gesagt, aber das Erreichen wir, indem wir uns gute Momente schaffen – wie im letzten Spiel gegen RB Leipzig oder im täglichen Training. All das schafft Selbstvertrauen. Der, der in der Liga bleibt, hat die stärkste Kontinuität an den Tag gelegt.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Stephanie Baczyk, rbb|24 Sport.
Sendung: rbb24, 06.02.2025, 21:45 Uhr