2:2 im Olympiastadion Hertha verpasst trotz Führung Heimsieg gegen Karlsruhe
Hertha BSC verabschiedet sich mit einem Unentschieden in die Länderspielpause. Gegen den Karlsruher SC drehten die Berliner zunächst einen Rückstand, kassierten in der Schlussphase aber noch den Ausgleich.
- Hertha gewann deutlich mehr Zweikämpfe, hatte aber weniger Ballbesitz als der KSC
- Die Blau-Weißen bleiben wettbewerbsübergreifend zum vierten Mal in Folge ungeschlagen
- Mit einem Sieg hätten die Berliner auf den achten Tabellenplatz springen können
Lange sah es so aus, als könnte Hertha BSC das "Duell unter Freunden" gegen den Karlsruher SC für sich entschieden, doch am Ende trennten sich die Teams am Samstagabend in der 2. Bundesliga mit 2:2 (2:1). Dabei gerieten die Berliner früh in Rückstand, ließen sich in ihrem Spielstil aber nicht verunsichern und drehten verdient die Partie. Doch in der Schlussphase gelang den Gästen noch der Ausgleich. Hertha bleibt damit im Tabellenmittelfeld und wettbewerbsübergreifend seit vier Spielen ungeschlagen.
Befreundete Fanlager verwandeln Olympiastadion in Fahnenmeer
Im Vergleich zum 0:0 bei Hansa Rostock setzt Hertha-Trainer Pal Dardai auf zwei Rückkehrer. Toni Leistner und Marc Oliver Kempf - beide zuletzt gesperrt - starteten wieder in der Innenverteidigung, Marton Dardai rückte dafür für Andreas Bouchalakis ins Mittelfeld, der ebenso wie Linus Gechter zunächst auf der Bank Platz nehmen musste.
Schon vor dem Anpfiff war die Stimmung herausragend. Die befreundeten Fanlager verwandelten das Olympiastadion in ein riesiges Fahnenmeer. Und auch nach den ersten Minuten schallten noch die Fangesänge beider Teams durch das Stadion – obwohl die Berliner schon früh den ersten Dämpfer hinnehmen mussten. Nach einer Karlsruher Ecke leitete Lars Stindl den Ball vor das Tor weiter, wo Deyovaisio Zeefuik ihn – bedrängt von einem Gegenspieler – unfreiwillig im eigenen Tor unterbrachte (10.).
Hertha gerät früh in Rückstand - und kommt zurück
Hertha dominierte zwar das Spiel, offensiv lief in der Anfangsphase aber wenig zusammen. Umso überraschender kam der Ausgleich nach einer halben Stunde. Über die linke Seite wurde Fabian Reese bedient, der aus vergleichsweise großer Distanz zum Kopfball ansetzte, damit KSC-Keeper Patrick Drewes überraschte und zum 1:1 traf (29.). Der Treffer schien die Berliner zu beflügeln, die jetzt deutlich häufiger vor dem gegnerischen Tor auftauchten – und nach einer Standardsituation schließlich erneut jubeln durften.
Nach einer Ecke konnte der Karlsruher Keeper den Ball nicht festhalten, Haris Tabakovic hielt ihn per Hacke im Strafraum, wo Florian Niederlechner sich durchsetzte und ihn zur erstmaligen Berliner Führung ins Tor köpfte (42.). In der Nachspielzeit hatte Tabakovic sogar noch das 3:1 auf dem Fuß, diesmal konnte Drewes den Gegentreffer aber verhindern.
Seit fast 40 Jahren sind Hertha BSC und der Karlsruher SC durch eine Fanfreundschaft verbunden. Die Ursprünge dafür sind gar nicht so klar. Andere Verbindungen hingegen erzählen sehr eindeutig von Häfen und großen Unglücken. Von Ilja Behnischmehr
Der KSC gleicht in der Schlussphase aus
Nach der Pause waren zunächst vor allem die Gäste in Ballbesitz. Weil die Berliner defensiv aber konzentriert standen, sahen die noch immer dauersingenden Fans im Olympiastadion keine großen Chancen. Nach gut einer Stunde ging dann aber ein Raunen durch das Stadion. Nach einem Passfehler von Drewes kommt Fabian Reese an der Strafraumkante an den Ball, sein Schuss klatscht aber lediglich an den Pfosten (61.).
Haris Tabakovic und Pascal Klemens vergaben jeweils weitere gute Gelegenheiten, um die Partie vorzeitig für sich zu entscheiden. Und so kam der KSC noch einmal zurück. Der Schuss des eingewechselten Leon Jensen wurde von Kempf und Leistner noch abgefälscht, Hertha-Keeper Tjark Ernst war beim 2:2-Ausgleichstreffer daher chancenlos (81.). Somit trennten sich beide Teams am Ende mit einem freundschaftlichen Unentschieden.
Die Reaktionen
Pal Dardai: "Wir haben die ersten 25 Minuten komplett verschenkt. Aber trotzdem haben sie die erste Halbzeit mit viel Arbeit und Mentalität gerettet. Das 1:1 war schön herausgespielt. In der zweiten Halbzeit liegt alles vor dir, du kannst das 3:1, das 4:1 machen, aber das machen wir nicht. Mit dem 2:2 müssen wir den Punkt sogar akzeptieren, denn die Endphase kann in solchen Spielen noch richtig schief gehen. Wir haben in den letzten zwei Spielen jeweils zwei Punkte verschenkt und müssen uns jetzt ein bisschen steigern und unter Druck besser spielen."
Florian Niederlechner: "Ich habe selten so eine geile Stimmung erlebt. Unfassbar geile Fans. Man merkt einfach, wie gut diese Fanfreundschaft ist. Wenn der Dreier noch rausgesprungen wäre, wäre es ein perfekter Abend gewesen. So war es für die Fanlager ein gerechtes Unentschieden. Es war ein schöner Abend, aber natürlich hätten wir gerne gewonnen.
Christian Eichner (Trainer Karlsruher SC): "Wenn man einen großen Strich druntermacht, sind wir schon zufrieden. Das Spiel hatte unterschiedliche Phasen, wo jede Mannschaft vor dem Tor hätte gefährlicher sein können. Trotzdem muss man so ehrlich sein: Hertha hätte nach der Pause bei aller Überlegenheit von uns den Deckel draufmachen müssen."
Sendung: rbb24 Inforadio, 11.11.23, 20:30 Uhr