Interview | Bob-Pilotin Lisa Buckwitz "Für den Bobsport ist mein Social Media vielleicht auch ganz gut"
Die Brandenburgerin Lisa Buckwitz wechselte vor ein paar Jahren von der Anschieberin zur Bobpilotin. Vor ihrer zweiten Weltcup-Saison blickt sie auf die anstehende Weltmeisterschaft, ihren Trainingsfortschritt und Social Media.
rbb24: Lisa Buckwitz, wo erreichen wir Sie gerade?
Lisa Buckwitz: Ich bin zurzeit in Frankreich in La Plagne. Da findet am Wochenende der erste Weltcup für uns Frauen statt. Die Station in Peking ist ausgefallen. Wir sind schon seit ein paar Tagen hier. Ich bin hier noch nie als Pilotin gefahren und konnte die Trainingsläufe für mich nutzen. Am Dienstag startet das offizielle Training auf der Bahn.
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Am Samstag sind Sie 29 Jahre alt geworden. Konnten Sie Ihren Geburtstag dann trotz Vorbereitung feiern?
Wir haben früh ein bisschen Kaffee getrunken und Kuchen gegessen. Und um 14:30 Uhr sind wir dann zur Bahn gefahren und ich bin das erste Mal Zweierbob auf der Strecke gefahren. Das war sozusagen mein Geburtstagsgeschenk für mich.
Wie ist das, wenn der Geburtstag vermutlich jedes Jahr in die finale Phase der Saisonvorbereitung oder den ersten Wettkampf fällt?
Ich habe in den letzten zehn Jahren eigentlich immer woanders Geburtstag gefeiert. Letztes Jahr waren wir in Park City. Dieses Jahr La Plagne. Es ist immer ein anderer Ort. So schlecht ist es auch nicht, aber manchmal vermisst man, dass man nicht bei der Familie ist.
Lisa Buckwitz bei Bob-World-Team-Challenge im Rahmen des Thüringen Tages
Sie haben den Verein gewechselt, trainieren aber weiter am Stützpunkt in Potsdam. Wie ist ihre Saisonvorbereitung gelaufen?
Ich bin nach Thüringen gewechselt, aber trotzdem noch Brandenburgerin und wohne weiter in Potsdam. Eigentlich hat sich nur der Name des Vereins geändert. Das ist jetzt der BRC Thüringen und nicht mehr der SC Potsdam. Es war eine persönliche Entscheidung zu wechseln, weil wir uns nicht in allen Punkten bis Olympia 2026 einig waren. Das Land Brandenburg hat mich wirklich sehr gut unterstützt und dafür bin ich dankbar. Bei meinem Verein in Thüringen habe ich einfach eine bessere Perspektive.
Sonst läuft es eigentlich ganz gut. Ich hatte so ein bisschen Probleme mit der Kniekehle nach dem zentralen Leistungstest und habe als Vorsichtsmaßnahme kurz ausgesetzt. Aber sonst bin ich ganz gut durch den Winter gekommen und bin gespannt auf den ersten Weltcup.
Der startet am Samstag für Sie mit dem Monobob. Wie fühlt sich die neue Bahn an?
Es ist eine schöne Bahn. Sie ist nicht ganz so schwer, aber ich habe gemerkt, dass man viele Fahrten braucht, um wirklich schnell zu fahren. Mit 19 Kurven ist sie relativ lang. Deswegen muss ich in meinen Trainingsläufen mal gucken. Es sind noch ein paar Kleinigkeiten. Die Kurven sind sehr lang und man muss schauen, dass man nicht so viel lenkt und möglichst viel Speed aufbaut. Als Anschieberin war sie immer sehr ruppig vom Eis her. Das ging jetzt. Ich denke, es wird ganz schön werden. Besonders bei dem Schnee, der hier liegt, ist das eigentlich ganz toll.
Steht Ihre Anschieberin für die Saison schon fest?
Das ist bei uns etwas komplizierter. Der Bundestrainer setzt die Anschieberinnen für die erste Saisonhälfte und dann gibt es nochmal einen Leistungstest. Da wird geschaut, wer bis zum Höhepunkt mitfährt. An sich sind es Marijana Herrmann und Vanessa Mark. Marijana ist schon sehr lange bei mir im Team. Wir trainieren in Brandenburg am Luftschiffhafen zusammen und verstehen uns auch sehr gut. In La Plagne starten wir zusammen.
Worauf liegt für Sie diese Saison der Fokus? Monobob oder Zweierbob?
Tatsächlich auf beidem. Dadurch, dass es letztes Jahr meine erste Weltcup-Saison war, gab es Höhen und Tiefen. Ich war noch nicht ganz so stabil und musste mir drei neue Bahnen in Übersee erarbeiten. Im Gesamtweltcup habe ich das Ziel, unter die ersten Drei zu kommen. Und dann schaue ich mal, wie es bei der WM läuft.
Die Weltmeisterschaft findet im Frühjahr in Winterberg statt. Was nehmen Sie sich dafür vor?
Eine Medaille ist immer schön, aber ich sage jetzt nicht, dass ich Weltmeisterin werde. Winterberg hat seine Tücken und ist vielleicht nicht eine meiner Lieblingsbahnen. Aber schlecht fahren kann ich da auch nicht. Letztes Jahr bin ich auf der Bahn Zweite geworden. Am Ende muss man an Tag X dann auch fit sein und es muss alles klappen.
Sie stecken neben Ihrem Training auch sehr viel Zeit in Social Media, um eine zusätzliche Plattform für Sponsoren zu haben. Auf Instagram folgen Ihnen inzwischen über eine halbe Million Menschen. Wie läuft das während der Saison?
Ich mache das mit meinem Freund zusammen, der immer fotografiert oder filmt. Wir sind als Team unterwegs und produzieren im Sommer auch viel für den Winter vor. Wenn ich unterwegs bin, muss ich schon immer ein bisschen Content vorplanen. Ich hatte jetzt eine größere Kooperation mit Huawei und da muss man schon irgendwie liefern.
Ich mache das aber klar nebenbei und trenne das vom Sport. Der steht am Ende im Fokus. So macht das auch echt viel Spaß und ich denke, für den Bobsport ist das vielleicht auch ganz gut, weil er sonst nicht so viel Aufmerksamkeit bekommt.
Als Anschieberin haben Sie eigentlich alles erreicht – ist das als Pilotin auch realistisch? Gerade im Team haben Sie zum Beispiel mit Laura Nolte und Kim Kalicki große Konkurrenz.
Wir haben in Deutschland sehr starke Konkurrenz. Kim ist letztes Jahr Weltmeisterin geworden. Ich denke, wir sind da alle auf einem sehr guten Level. Laura ist vielleicht im Mono stärker als im Zweier. Kim ist dafür im Zweier stärker. Ich denke, dass wir uns nicht richtig viel nehmen und alle eher auf der gleichen Höhe sind. Vielleicht bin ich athletisch ein bisschen stärker als die beiden – im Mono zumindest. Fahrerisch haben sie einen Vorteil, weil ich 2018 erst angefangen habe, von der Anschieberin zur Pilotin zu wechseln.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Lynn Kraemer, rbb Sport.
Sendung: rbb24 Inforadio, 05.12.2023, 10:15 Uhr