Jubel beim American Football in der NFL (imago images/Kirby Lee)

American Football Führen die Expansionspläne der NFL die Liga nach Berlin?

Stand: 27.10.2024 08:01 Uhr

American Football und die nordamerikanische Profiliga NFL boomen, besonders auch in Deutschland. Weshalb auch dieses Jahr wieder ein Spiel in München stattfindet. Bald auch in Berlin? Von Ilja Behnisch

Mehrere Millionen Tickets hätte man verkaufen können, sagt Alexander Steinforth über den 10. November 2024 und die Münchner Allianz-Arena. Aber nicht etwa für ein Fußball-Spiel des FC Bayern München. Sondern für ein Football-Spiel der nordamerikanischen Profiliga NFL zwischen den New York Giants und Carolina Panthers. Steinforth ist "Managing Director" der NFL oder salopp gesprochen — Deutschlandchef der mit etwa 15,3 Milliarden Dollar umsatzstärksten Profiliga der Welt. Die auch in Deutschland boomt. Und das so sehr und nachhaltig wie kaum irgendwo sonst auf der Welt.

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Asien als offenes Geheimnis

Sagt auch Adrian Franke, der über die NFL unter anderem für RTL, den Kicker und in seinem Podcast "Down Set Talk!" berichtet: "Von 2012 an ist dieses Ding von Jahr zu Jahr gestiegen. Und dann hat es nochmal zehn Jahre gedauert, bis ein Spiel nach Deutschland kam." Auch die Premiere 2022 fand in München statt, begeisterte Fans wie Veranstalter gleichermaßen. Der Markt sei "explodiert", so Franke, und mit den Spielen in der bayrischen Landeshauptstadt und in Frankfurt am Main (2023), habe die NFL "so richtig bemerkt, wie groß die Begeisterung hier ist." Seine Einschätzung: "Abgesehen von Großbritannien glaube ich nicht, dass es aktuell einen relevanteren Markt als den deutschen gibt."

Fünf NFL-Spiele fernab Nordamerikas sind es in dieser, am 5. September 2024 gestarteten Spielzeit. Drei davon finden in London statt, eines in Rio de Janeiro und eben jenes in München. Zukünftig sollen es noch mehr werden. Dass Asien bald auf der NFL-Landkarte auftaucht, gilt als offenes Geheimnis. Australien wird genannt. Und immer wieder Deutschland.

Senat und NFL haben miteinander gesprochen

Dabei geistert vor allem Berlin, neben Düsseldorf, als zusätzlicher, deutscher Austragungsort herum. Das Interesse der Städte ist nachvollziehbar. Neben dem Image- ist die NFL schlicht auch ein Wirtschaftsfaktor. Alexander Steinforth, der deutsche NFL-Chef, sagt: "In Frankfurt im letzten Jahr haben wir über 110 Millionen Euro positive, wirtschaftliche Effekte erzeugt." Auch deshalb hätten andere Städte gesagt, "lasst uns doch mal sprechen."

Dass mit der Stadt Berlin gesprochen wurde, bestätigt die Senatsverwaltung für Inneres und Sport Berlin auf Nachfrage von rbb|24. Man stehe "im Austausch mit der NFL über mögliche Liga-Spiele in Berlin. Wir sind überzeugt, dass die Sportmetropole Berlin mit dem Olympiastadion bestens als Austragungsort für NFL-Veranstaltungen geeignet ist."
 
Aber: "Eine konkrete Zeitplanung für mögliche Spiele gibt es derzeit nicht." NFL-Mann Steinforth hält sich da bedeckter, nimmt das Wort Berlin nicht in den Mund, sagt aber immerhin: "Für uns ist ganz klar: München und Frankfurt sind die ersten Ansprechpartner." Klingt eher nicht danach, als dass die deutsche Hauptstadt schon für den nächsten avisierten Termin, 2026, in Frage kommt.

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Berlin und seine Football-Historie

Vielleicht auch weil die NFL, wie Experte Adrian Franke sagt, es "nicht überdrehen darf". Die reguläre Saison der Liga kommt mit 18 Spieltagen aus. Zum Vergleich: In der Fußball-Bundesliga allein sind es 34 Spieltage. Perspektiv acht bis zehn statt bisher fünf Partien pro Spielzeit im Ausland stattfinden zu lassen, wäre schon "gehörig", so Franke. Mehr Spieltage sind umstritten. Auch, weil dadurch ein Anstieg des ohnehin schon hohen Verletzungsrisikos befürchtet wird.

Dennoch, die NFL ist weiter auf Expansionskurs, will "wachsen" und die "erste globale Sportmarke werden", wie Alexander Steinforth sagt. In Deutschland ist man dabei auch aus seiner Sicht auf einem guten Weg: "Wir haben heute den höchsten Stand an deutschen NFL-Fans, den es jemals gab. Die höchsten Einschaltquoten. Nie zuvor sind mehr Fanartikel verkauft worden."

Den Grund dafür sieht er auch in der "Football-Historie", wie er es nennt. Dabei erinnert er an die früheren Versuche der NFL, mit der NFL Europe eine eigene Liga zu gründen. Damals mit dabei: Berlin Thunder. Aber Berlin hat auch sonst seine ganz eigene Football-Historie vorzuweisen. Denn auch wenn es kein Ligaspiel war — aber das erste Mal, dass die NFL in Deutschland Station machte, war im August 1990 im Berliner Olympiastadion. Los Angeles Rams gegen Kansas City Chiefs hieß die Begegnung. Mehrere Millionen Tickets hätte man damals noch nicht verkaufen können. Mehr Zuschauer als zum Start der Fußball-Bundesliga kamen trotzdem.

Sendung: rbb24 Inforadio, 25.10.2024, 22:15 Uhr